12.06.2023 - Die Rheinpfalz -

Gibt es in Osterburken auch Störche?

DER SEPP VOM HALLPLATZ: Wie schwer es fällt, Zweibrücken und Homburg mit der Bahn zu verbinden
Von Edgar Steiger

"Nee, mir fahre ned middem Audo, mir nemme de Zuch, besser kenne ma ned no Saarbrigge komme. Un brauche ke Parkpladz ze suche un werre ned nervees, wies ledschde Mol!“ Und für das preisgünstige Rheinland-Pfalz-Ticket, das die Bahn anbietet, ist die Landesgrenze ja auch kein Hindernis. Diese Grenze, die es offenbar so schwer macht, seit Jahren schon, mit dem Zug von Zweibrücken nach Homburg zu fahren und natürlich auch wieder zurück. 1982 wurde noch mit einem modernen Sonderzug aus Anlass der 125 Jahre bestehenden Schienen-Verbindung zwischen den beiden Nachbarstädten nach Rinnthal gefahren und dort tüchtig das Ereignis gefeiert. Der damalige Bahnvertreter Otto Bauer war dabei recht zufrieden: Die Zusammenarbeit über die Grenze klappt doch!

Eben nicht. Vor einigen Tagen meinte der Freund: „Von Zweibrücken aus direkt nach dem für uns geheimnisvollen Osterburken zu fahren, das werden wir doch nie schaffen!“ Diesen Ortsnamen liest man in Homburg auf dem Bahnhof und Zügen immer wieder – Zweibrücken, dagegen, ach lassen wir das! Dabei hat es Rheinland-Pfalz doch geschafft, als erstes Bundesland einen Taktfahrplan auf die Schienen zu bringen. Der RHEINPFALZ-Bahnexperte Eckhard Buddruss meinte deshalb auch „Auf den Verkehrsminister kommt es an“ und erinnerte an das engagierte Wirken des damaligen Ministers Rainer Brüderle.

Schmuggler im Einkaufszug Wenn man seit Jahren als Zeitungsleser feststellen kann, wie schwer es fällt, Homburg und Zweibrücken wieder miteinander zu verbinden, dann blickt man zurück, wie weit fortgeschritten in der Dampflok-Zeit schon die Schienenverbindungen in der Region waren. Ja, eine Linie Zweibrücken-Brenschelbach gab es schon. „Is dess werglich wohr?“, wird jeder gefragt, der daran erinnert. Und weil es die Politik anders wollte in der Nachkriegszeit (durch die Abtrennung des Saarlandes), ging es ab 1945 nur noch mit der Bahn bis nach Hornbach. Darum gibt es auch im Zweibrücker Stadtteil Rimschweiler und in der Grenzstadt Hornbach heute noch Bahnhofstraßen – aber man sucht vergeblich einen Bahnhof dazu. 1996 kam das endgültige Aus für die Hornbachbahn. Zu seinen ganz besonderen Erlebnissen zählte Hartmut Sutter, als Sportjournalist und engagierter „Auerbacher“ weithin bekannt, bei der letzten Fahrt in die Klosterstadt und zurück dabei gewesen zu sein. „Heid wär ma froh, ma hedd se noch“, meinte er wenig später schon.

Wer heute von Zweibrücken nach Saarbrücken fährt und der Bahnhalt im Nahen Einöd angekündigt wird, wird sofort, wenn er die „Franzosenzeit“ noch mitbekommen hat, an die regelmäßigen Zollkontrollen in den Nachkriegsjahren denken: „Seerschd komme unsere in de Zuch, dann denne ihre“, wusste man schon nach kurzer Zeit. Das Schmuggeln über die Grenze gehörte zum allgemeinen „Sport“ der damaligen Jahre. Jeder kann eine besondere Geschichte davon erzählen, was er wie über die Grenze gebracht hat, ohne eine Verzollung zu zahlen. Der wirtschaftliche Aufschwung Zweibrückens „nohm Kriech“ hatte viel mit der „Saarländerzeit“ und dem Einkaufen „im Reich“, wie die Verwandten stets sagten, zu tun. Da gibt es auch noch Erinnerungen an Sonderzüge aus Saarbrücken (und eben Homburg), die hierherkamen und richtige Einkaufszüge waren. Wenn heute mancher befürchtet, dass Homburg am Ende unter einer Direktverbindung leiden würde – man ist umgekehrt auch immer gerne nach Homburg gefahren. Und stand dabei rechtzeitig am Waggonfenster, um in Beeden die Störche zu sehen. Was allein schon die Bahnfahrt wert war für die Kinder. Ob es in Osterburken auch Störche gibt?


Geschichte

S1 - Osterburken