18.07.2014
Die Rheinpfalz

Wirtschaftswissen: Was ist eigentlich die Riedbahn?

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Der Begriff Riedbahn bezeichnete ursprünglich einmal die Bahnstrecke von Darmstadt über Goddelau-Erfelden und Biblis nach Worms, deren Abschnitt zwischen Darmstadt und Goddelau-Erfelden (heute Riedstadt-Goddelau) schon seit längerer Zeit stillgelegt ist. Wenn heute von der Riedbahn die Rede ist, ist aber stets die Hauptstrecke von Mannheim über Biblis nach Frankfurt gemeint, die zu den am stärksten belasteten deutschen Bahnstrecken gehört.

Lange stand die Riedbahn im Schatten der großräumig parallel verlaufende Main-Neckar-Bahn von Frankfurt nach Heidelberg, die 1957 auch deutlich früher als die Riedbahn (1964) elektrifiziert wurde. Ihre große Bedeutung für den Personenfernverkehr erlange die Riedbahn erst, als die Bundesbahn 1971 mit der Einführung des Intercity-Netzes in Mannheim einen Korrespondenzbahnhof errichtete, in dem die im Zwei-Stunden-Takt fahrenden Intercity-Züge am selben Bahnsteig untereinander Anschluss hatten. Dabei wurde in Kauf genommen, dass ein Intercity (IC) von Frankfurt nach Basel in Mannheim die Fahrtrichtung wechseln musste.

Dies änderte sich mit der Inbetriebnahme der westlichen Riedbahneinführung im Jahr 1985, über die heute fast der komplette Personenfernverkehr läuft. Die östliche Riedbahneinführung über Mannheim-Käfertal dient heute vor allem dem Güterverkehr zum Mannheimer Rangierbahnhof und ist abschnittsweise nur noch eingleisig. Der Wiederaufbau des zweiten Gleis ist derzeit in Arbeit.

Die über Mannheim verkehrenden IC-Linien wurde ab 1991 nach und nach auf ICE umgestellt. Eine wichtige Etappe war dabei die Inbetriebnahme der Neubaustrecke Köln–Rhein/Main im Jahr 2002. Die Belastung der Riedbahn hat dadurch noch deutlich zugenommen. Während die zeitweise im Halbstundentakt verkehrenden IC-Züge von Köln früher Mannheim über die Strecke Mainz–Worms–Mannheim erreichten, fahren die von Köln kommenden ICE heute über die Riedbahn. Deswegen wird die abschnittsweise für Tempo 200 zugelassene Riedbahn derzeit stündlich von mindestens drei ICE-Paaren befahren.

Hinzu kommen noch die ICE beziehungsweise TGV von Frankfurt nach Paris und Marseille. Das sind heute zusammen sechs Zugpaare pro Tag, ein siebtes wird voraussichtlich ab Mitte 2016 fahren. Außerdem gibt es stündlich einen Regional-Express von Mannheim nach Frankfurt, der zwischen Biblis und Riedstadt-Goddelau alle Halte bedient. Zwischen Riedstadt-Goddelau und Frankfurt fährt die S-Bahn Rhein-Main, zwischen Biblis und Mannheim künftig die S-Bahn Rhein-Neckar.

Im Güterverkehr hat die Strecke vor allem Bedeutung für Züge, die den Mannheimer Rangierbahnhof anfahren. Er ist von der Riedbahn mit weniger Komplikationen erreichbar als von der Main-Neckar-Bahn. (ebu)