02.04.2022 - Die Rheinpfalz - Zum Artikel (Foto; Text nur mit Abo sichtbar)

Kunst statt Geschmiere

Jeder soll mithelfen dürfen, Wandschmierereien in Zweibrücken kreativ zu Leibe zu rücken. Eine neue Projektgruppe, die sich des Themas jetzt annimmt, erhält Unterstützung vom Graffitikünstler Peter Schaumburger. Der setzt im Stadtbild heute schon tolle Akzente.
Von Patrick

„Wir kennen sie alle, die Ecken in Zweibrücken, die nicht so schön sind“, sagte die städtische Kulturdezernentin Christina Rauch am Donnerstag vor dem Kulturausschuss. Schon seit einigen Wochen baut Rauch mit Bürgermeister Christian Gauf, Verena Ecker (Arbeitskreis Prävention), Iris Seyler (Jugendkunstschule) und Vertretern von Jugend- und Ordnungsamt eine Projektgruppe auf, die „im Entstehen“ sei und Ideen diskutiere.

Rauch beklagte Schmierereien im Stadtbild, etwa Graffiti, von denen viele extremistische Inhalte hätten. Zum Beispiel zuletzt als üble Kommentare zu den Polizistenmorden von Kusel. „Das können wir als Demokraten nicht dulden“, meinte Rauch. Solcher Schandflecke werde sich die Projektgruppe annehmen. Eigene Ideen fließen ein „Ich kann nur dazu aufzurufen, mitzumachen und solche Bilder und Schmierereien der Ordnungsbehörde zu melden“, appellierte die Beigeordnete an die Bevölkerung. Am besten sei es, so Christina Rauch, wenn man die Machwerke fotografiere und dem Ordnungsamt mitteile, wo sie sich befinden. „Wir versuchen dann, sie zusammen mit Jugendlichen, Kindern und anderen zu entfernen, die mitmachen.“

Es gehe aber nicht nur ums Entfernen. Wer sich beteiligt, müsse nicht als Putzhelfer enden. Stattdessen könne man kreativ werden und eigene Ideen einfließen lassen, wie man die Schmierereien übermalen kann. „Es geht uns auch darum, im Stadtgebiet bewusst Kunst und Bilder anzubringen, von denen wir sagen: Die passen zur Stadt, zur Stadtgeschichte, die passen zu unseren Demokratievorstellungen.“ Gern könne da gesprayt, gepinselt und gemalt werden. Von jedem, der mitmachen möchte. Rauch möchte „alle mitnehmen. Vielleicht kennen auch manche schon die ein oder andere Ecke, wo wir sagen: Da müssen wir unbedingt direkt was machen. Und dann gucken wir einfach, wie wir das gestalten können.“ Interessierte könnten sich beim Ordnungsamt melden. Unterstützung komme von dem Graffitikünstler Peter Schaumburger, der in Zweibrücken schon viele graue Flächen und Stromkästen mit der Sprühdose verschönert hat. Rauch beschwor eine „offene Stadt-Graffiti-Galerie“, die Akzeptanz und Toleranz schaffen könne.

Um möglichst viele Mitstreiter zu gewinnen, kündigt Christina Rauch eine baldige „Auftaktveranstaltung“ an, „um gemeinschaftlich zu zeigen: Wir sind Demokraten hier in Zweibrücken.“

Die Stadt werde rechtzeitig zur Auftaktveranstaltung einladen; Genaueres stehe noch nicht fest. „Wir müssen eben jetzt gucken, wie wir das alle zusammen umsetzen.“

Auch öffentliche Müllsammel- und Aufräumaktionen könnten in das Projekt mit aufgenommen werden. Ebenso das Bepflanzen von Fassaden, um künftigen wilden Schmierereien vorzubeugen.

Gerhard Maurer (SPD) findet besonders das Übermalen gut. „Die ganzen Schmierereien kommen ja auch von einem Anspruch, dass man auf irgendwas aufmerksam machen will. Wenn jemand zum Beispiel ein hingesprühtes Hakenkreuz übermalt – dass man dies dann nicht wegmacht. Ich glaube, das ärgert den Sprayer mehr.“ Aus hässlichen und verfassungswidrigen Symbolen etwas Schönes machen – das hält auch Sarina Wolf (SPD) für eine gute Idee. Mit Jugendgruppen hat die Lehrerin bereits zwei Unterführungen bemalt. „Das finde ich auch ganz toll, dass da viele mitmachen dürfen. Das heißt dann auch, die eigene Stadt ein Stück weit in die Hand zu nehmen – und das kreativ.“


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