10.12.2014
Die Rheinpfalz

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Pfälzer Landräte finden Gefallen am „Flirt“

Neuer Triebwagen fährt ab Sonntag als Regional-Express auf Ost-West-Linie – Nord-Süd-Verbindung über Frankenthal folgt im Februar
Von Eckhard Buddruss

Kaiserslautern. Die neuen Triebwagen vom Typ „Flirt“ werden ab 14. Dezember zunächst auf der Regional-Express-Linie von Mannheim nach Saarbrücken eingesetzt. Die Linien von Mainz über Frankenthal nach Mannheim und Karlsruhe übernehmen die „Flirt“ erst Anfang Februar.

Einer der neuen „Flirt“ wurde gestern in Kaiserslautern erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Bei den Pfälzer Landräten, die sich das Fahrzeug während der Versammlung des für den regionalen Bahnverkehr zuständigen Zweckverbands ansahen, fand der neue Zug viel Anklang. Von 76 Zentimeter hohen Bahnsteigen, über die alle Bahnhöfe verfügen, an denen der Regional-Express (RE) in der Pfalz hält, kann der Zug stufenlos betreten werden. Einer der fünfteiligen „Flirt“ hat 270 Sitzplätze. Eine Doppeleinheit verfügt mit 540 Sitzplätzen über noch mehr Kapazität als die Doppelstockgarnituren, die der „Flirt“ auf der Regional-Express-Linie von Mannheim über Kaiserslautern nach Trier ablöst.Weil auf der Ost-West-Strecke durch die Pfalz die Höchstgeschwindigkeit der für Tempo 160 zugelassenen Triebwagen gebraucht wird, um die Fahrzeiten einzuhalten, werden sie hier mit Vorrang eingesetzt. Da derzeit erst 19 von 28 bestellten „Flirt“ zur Verfügung stehen, werden auf der Nord-Süd-Linie von Mainz über Frankenthal nach Mannheim und Karlsruhe zunächst die vorhandenen Triebwagen der Baureihe 425 fahren. Diese Linien sollen die neuen „Flirt“ voraussichtlich am 2. Februar übernehmen.

Die für Ende 2015 geplante Einführung eines Halbstundentakts zwischen Frankenthal und Grünstadt verzögert sich voraussichtlich um ein Jahr, weil der dafür erforderliche Kreuzungsbahnhof in Kirchheim erst dann fertig wird. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2015 werden auf der Linie Frankenthal–Ramsen neue Triebwagen eingesetzt, die dank stärkerer Beschleunigung auch den neuen Haltepunkt Frankenthal Süd bedienen können. Ansonsten bleibt es aber für eine Übergangszeit von einem Jahr zunächst beim bisherigen Fahrplan.

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2015 könnte aber noch Schlimmeres drohen als das Aufschieben angekündigter Verbesserungen, wenn bis dahin nicht eine Lösung im Streit um die Revision der Regionalisierungsmittel gefunden wird. Wie berichtet, ist eine Revision der Mittel, die die Länder seit der Bahnreform von 1993/94 vom Bund für den regionalen Schienenverkehr bekommen, eigentlich bereits ab 2015 fällig. Die Länder fordern, gestützt auf ein Gutachten, eine deutliche Aufstockung der Mittel. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) lehnt das bisher ab und hat im Bundeshaushalt 2015 nicht einmal mehr die bisher geltende jährliche Erhöhung um 1,5 Prozent eingeplant, sondern die Mittel auf dem Stand des Vorjahres eingefroren. Deswegen fehlen 2015 in Rheinland-Pfalz rund 6 Millionen Euro für den regionalen Zugverkehr.

„Damit stellt der Bund den Ausbau der umweltfreundlichen Schiene in Frage und verlässt gleichzeitig den Konsens zur Bahnreform. Wenn es bis Anfang März hierzu keine Korrektur durch den Bund gibt, müssen wir Züge abbestellen“, sagte gestern Winfried Hirschberger, Vorsteher des für den regionalen Bahnverkehr in der Pfalz zuständigen Zweckverbands.

Die Versammlung des Zweckverbands, in dem neben dem Land auch alle Landkreise und kreisfreien Städte im südlichen Rheinland-Pfalz vertreten sind, hat gestern einstimmig eine Resolution verabschiedet. In ihr wird der Bund aufgefordert, „die Revision der Regionalisierungsmittel auf der Basis des Ländergutachtens zügig und erfolgreich rückwirkend zum 1. Januar 2015 abzuschließen“.

Einen Beschluss ähnlichen Inhalts hatte Mitte November auch der rheinland-pfälzische Landtag mit den Stimmen der rot-grünen Mehrheit gefasst. Die CDU-Fraktion hatte, offenbar um nicht für den rot-grünen Antrag stimmen zu müssen, einen Änderungsantrag gestellt, der mit dem Thema Regionalisierungsmittel gar nichts zu tun hatte – obwohl sie nach Aussagen ihrer Vorsitzenden Julia Klöckner beim Thema, um das es eigentlich ging, mit der Landesregierung einig ist. Klöckner hatte bereits vor zwei Jahren gesagt, beim Thema Regionalisierungsmittel gehe „kein Blatt Papier“ zwischen die im Mainzer Landtag vertretenen Parteien.

Am 28. November hat der Bundesrat einstimmig einen Gesetzentwurf für eine Neuregelung der Regionalisierungsmittel verabschiedet. Er sieht auf der Grundlage des von den Ländern in Auftrag gegebenen Gutachtens eine Erhöhung der Mittel, eine verbesserte Dynamisierung und einen neuen Verteilungsschlüssel unter den Ländern vor.

Kommentar
Zur Sache: Noch mehr Baustellen

Die Deutsche Bahn (DB) wird in den kommenden Jahren mehr als bisher in die Erneuerung ihres Schienennetzes investieren. Dies ist nach Einschätzung so gut wie aller Fachleute dringend nötig, wird aber auch zu deutlich mehr Baustellen führen, die Auswirkungen auf den Fahrplan haben oder sogar zum Ausfall vom Zügen führen. Die DB kündigte gestern unter anderem an, dass die Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart von Mitte September bis Ende Oktober wegen Gleis- und Weichenerneuerungen in einem Teilabschnitt zeitweise komplett gesperrt wird. Durch die Umleitung der Züge verlängert sich die Fahrzeit um rund 40 Minuten.

Die Pfälzer Ost-West-Hauptstrecke ist massiv vom Streckenausbauprojekt Paris–Ostfrankreich–Südwestdeutschland (POS) betroffen. Dadurch kommt es vor allem nachts so häufig zur Sperrung der Strecke, dass ab kommendem Fahrplanwechsel am 14. Dezember bis voraussichtlich 2019 generell nach 24 Uhr keine Regionalzüge mehr auf dem Abschnitt zwischen Kaiserslautern und Homburg fahren. Auf dem Abschnitt von Mannheim nach Kaiserslautern entfällt die S-Bahn um 1.16 Uhr ab Mannheim. (ebu)