09.10.2014
Die Rheinpfalz

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Zugausfälle und Verspätungen

Nach dem Ende des GDL-Streiks normalisiert sich Bahnverkehr erst nach und nach Berlin/Ludwigshafen (dpa/ebu). Der neunstündige Streik der Lokführergewerkschaft GDL bei der Deutschen Bahn (DB) hat gestern noch Stunden nach seinem Ende um 6 Uhr auch in der Pfalz für Verspätungen und Zugausfälle gesorgt. Laut DB-Angaben fielen bundesweit rund 2500 Nahverkehrszüge aus. Im Regionalverkehr der Rhein-Neckar-Region gab es rund 130 Zugausfälle. Gestern Morgen standen bundesweit wegen des Streiks rund 160 Güterzüge. Besonders massive Einschränkungen gab es im Regional- und S-Bahn-Verkehr in großen Ballungsgebieten wie Berlin, Hamburg, München und Stuttgart. Auch Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Hessen waren besonders betroffen. Die für den Streik eingerichtete kostenlose Servicenummer unter 08000/996633 wurde rund 30.000 mal angerufen. In Stuttgart traf der Streik auch Besucher des Volksfestes Cannstatter Wasen, die nicht mit der S-Bahn nach Hause kamen. Kurz nach 21 Uhr war der Bahnhof Stuttgart-Bad Cannstadt geschlossen worden.

Dass es auch nach dem Streik Probleme gab, lag vor allem daran, dass viele Züge zunächst nicht dort standen, wo sie um diese Zeit gebraucht wurden. In der Pfalz fielen beispielsweise die beiden S-Bahnen um 9.30 und um 10.05 Uhr ab Neustadt nach Mannheim aus. In Stuttgart wurden die S-Bahn-Linien gestern den ganzen Tag maximal im Halbstundentakt bedient, zusätzliche Züge, die sonst den Takt verdichten, fielen aus.

Ein GDL-Sprecher sagte: „Die Streikbeteiligung war aus unserer Sicht hervorragend und beeindruckend. Dass wir damit auch ein paar Reisende getroffen haben, tut uns leid, war aber nicht zu vermeiden.“ Zufrieden zeigte sich auch der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky. Er kündigte an, die GDL werde über mögliche weitere Streiks entscheiden, falls die Bahn ihre Blockadehaltung nicht aufgebe. Einen unbefristeten Ausstand schloss Weselsky aber aus.

Die DB forderte die GDL auf, die Verhandlungen wieder aufzunehmen: „Unsere Angebote liegen auf dem Tisch. Wir wollen darüber endlich ohne Vorbedingungen mit der GDL sprechen. Dazu ist die GDL leider bisher nicht bereit“, sagte ein DB-Sprecher. Die GDL fordert für die Beschäftigten 5 Prozent mehr Geld und eine um zwei Stunden verkürzte Wochenarbeitszeit. Außerdem will die GDL nicht nur für die Lokführer, bei denen sie die Mehrheit der Beschäftigten vertritt, sondern auch für andere Berufe wie Zugbegleiter und Bordgastronomiemitarbeiter Tarifverhandlungen führen, obwohl sie dort nur eine Minderheit der Beschäftigten organisiert, während die Mehrheit der größeren Eisenbahnergewerkschaft EVG angehört. Eine Kooperation mit der EVG lehnt Weselsky strikt ab. Das seit Jahren gespannte Verhältnis zwischen den beiden Gewerkschaften ist völlig vergiftet, seitdem Weselsky vor einigen Wochen bei einer GDL-Veranstaltung in Fulda über die Fusion der beiden Gewerkschaften Transnet und GDBA zur EVG gesagt hatte, wenn zwei Kranke zusammen ein Kind zeugten, komme dabei etwas Behindertes heraus.

Die DB will unterschiedliche Tarifverträge für dieselbe Berufsgruppe vermeiden und drängt deshalb auf eine Einigung zwischen den Gewerkschaften, wer welche Mitarbeiter vertritt.