27.09.2014
Die Rheinpfalz

In neuem Fenster öffnen

IHK sieht Landeshilfe verpuffen

Kritik: 25 Punkte entfalten nicht die Wirkung der Säule Flugbetrieb in Zweibrücken – Psychologische Wirkung verheerend
VON CLAUS-PETER SCHMIDT

ZWEIBRÜCKEN. Ein Förderbescheid über eine Million Euro für eine neue Brücke zum John-Deere-Gelände, abstrakte Prüfzusagen für die Aufnahme in Landesförderungen, eine Akkreditierung eines lange geplanten Ergänzungsstudiengangs an der Fachhochschule, eine Wasser-Freizeiteinrichtung für Contwig. Die Landesregierung will 16 Millionen Euro lockermachen, um vorab schon mal die unsicheren Folgen einer möglichen Flughafen-Schließung abzumildern. Für Jürgen Vogel, Geschäftsführer Standortpolitik der Industrie- und Handelskammer der Pfalz, gibt das 25-Punkte-Programm nicht die richtigen Antworten auf die sich jetzt stellenden Fragen.

„Vorweg“, sagt Vogel, „ist zu begrüßen, dass die Landesregierung der Region in der sich abzeichnenden kritischen Situation schnelle Hilfe zugesagt hat. Ich will auch an Einzelpunkten gar keine Kritik üben. Nur eine Strategie, wie die vielleicht wegfallende vierte Säule des Konversionskonzeptes, das gut für die Westpfalz war, ersetzt werden kann, ist das nicht“. Wie vor 20 Jahren, mahnt der Experte für Wirtschaftsstrukturen, hätte man sich in Zweibrücken Zeit nehmen sollen, zu identifizieren, in welches Segment man all seine Kräfte bündeln will und kann. Etwa eine Strategie für Gesundheitstourismus. Oder ein Feld der neuen Wissenstechnologie. „Von einer Strategie leiten sich Einzelmaßnahmen ab, so muss die Reihefolge sein. Nicht umgekehrt. Aus dem, was bisher auf dem Tisch liegt, ergibt sich keine Wirkungskette mit nachhaltigen Effekten“, befürchtet Vogel, dass die Wirkung von Vielem, für das Mainz nun Gelder zusagt, verpuffen wird. Statt zu einem Schnellschuss hätte der IHK-Geschäftsführer den Akteuren in der Region zu einem strukturierten Prozess geraten, begleitet von moderierender Hilfe durch das Land.Der Wegfall des Flugbetriebs in Zweibrücken hätte für Vogel neben den direkten negativen Effekten auf die Regionalwirtschaft und mittelfristig den Verlust werthaltiger Verkehrsinfrastuktur auch nicht zu unterschätzende psychologische Auswirkungen. „Man kann so etwas schwer in monetäre Dimensionen fassen, aber durch die Linienverbindungen, insbesondere die damals nach Berlin, fühlten sich viele Westpfälzer angeschlossen, mit einer Metropole verbunden, nicht abgehängt. Dieses Gefühl der Abgehängtheit darf nicht wieder aufkommen“, mahnt Jürgen Vogel eine Antwort auf diese sich möglicherweise in Kürze stellende Frage an. Deshalb kritisiere die Industrie- und Handelskammer, dass die „große Baustelle“ (Vogel) S-Bahn-Verbindung zum Regionalbahnhof Homburg oder auch eine Verbesserung der Schienenverbindung Richtung Pirmasens im Papier der Landesregierung völlig außen vor bleibt. Erst recht das Regionen überschreitende Anschlussthema Verkehrsinfrastuktur B 10-Ausbau. „Die Position und die Forderungen der IHK dazu sind hinlänglich bekannt. Weil wir wissen, dass die Verkehrsinfrastuktur die Basis jeglichen Wirtschaftens ist. Deshalb werden wir auch nicht müde, den B10-Ausbau zu fordern“, betont der Standort-Geschäftsführer.