20.09.2014
Die Rheinpfalz

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Bei neuen Zügen läuft noch nicht alles rund

Der „Flirt“ wird vorrangig auf der Strecke Saarbrücken-Mannheim gebraucht – Komplikationen an der Mosel
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Neue Regional-Express-Züge sind die wichtigste Verbesserung, die der Fahrplanwechsel im kommenden Dezember für die Pfalz bringt. Dabei gibt es allerdings einige Komplikationen, die auch damit zusammenhängen, dass auf den Strecken von Saarbrücken und Mainz nach Mannheim eine Abstimmung mit dem Fernverkehr der Deutschen Bahn erforderlich ist.

Dank eines neuen Regional-Express (RE) von Mannheim nach Mainz fährt ab Mitte Dezember stündlich ein schneller Zug von Ludwigshafen nach Mainz. Allerdings gibt es wegen fahrplantechnischer Zwänge keinen glatten Stundentakt. Der RE von Mannheim nach Mainz hält zudem in Ludwigshafen Mitte, der von Karlsruhe über Speyer nach Mainz dagegen in Ludwigshafen Hauptbahnhof. Nur der Zug von Karlsruhe hat einen schnellen Anschluss von Neustadt. Einziger Pfälzer Bahnhof mit einer stündlichen Schnellverbindung nach Mainz ist Frankenthal. Zwischen Neustadt und Mainz gibt es eine schnelle Umsteigeverbindung also weiterhin nur alle zwei Stunden – allerdings immerhin auch am Wochenende. Samstags und sonntags fährt der RE von Karlsruhe über Speyer nach Mainz derzeit nur dreimal am Tag.Auf der Linie von Saarbrücken über Homburg, Kaiserslautern, Neustadt und Ludwigshafen nach Mannheim werden durch den neuen RE im Wesentlichen die Lücken geschlossen, die durch den Wegfall früherer Interregio-Züge entstanden sind. Damit gibt es künftig von Kaiserslautern wieder jede Stunde mindestens einen schnellen Zug nach Mannheim. Auf beiden RE-Linien werden neue Triebwagen vom Typ „Flirt“ eingesetzt werden. Der „Flirt“ (die Abkürzung steht für „Flinker innovativer Regionaltriebwagen“) gilt unter den neuen Elektro-Regionaltriebwagen als das aus Kundensicht wohl am besten gelungene Fahrzeug.

Ein Unsicherheitsfaktor ist in Rheinland-Pfalz allerdings vor allem die geplante vereinigte Fahrt der Züge von Koblenz nach Luxemburg und von Koblenz über Saarbrücken nach Mannheim auf dem Abschnitt zwischen Koblenz und Trier. Hier sollen erstmals Fahrzeuge verschiedener Baureihen und verschiedener Unternehmen – ein „Flirt“ der DB und ein „Kiss“-Doppelstocktriebwagen der luxemburgischen Staatsbahn CFL – gekuppelt fahren. Die Zulassung des Eisenbahnbundesamtes für diese gekuppelte Fahrt steht bislang noch aus.

Sowohl die DB als auch DB-Konkurrenten wie der Veolia-Konzern haben in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass bestellte Neufahrzeuge zur Betriebsaufnahme nicht oder nur teilweise zur Verfügung standen. Ein Extremfall war die Situation im Dieselnetz Köln, zu dem unter anderem die Strecke von Köln über Gerolstein nach Trier gehört. Hier sollten ab Dezember 2013 neue „Lint“-Fahrzeuge eingesetzt werden, von denen zum Fahrplanwechsel aber kein einziges zur Verfügung stand. Die neuen Triebwagen lösen nun erst im Laufe dieses Jahres nach und nach die übergangsweise verwendeten Ersatzfahrzeuge ab.

Nach Problemen in diesem Ausmaß sieht es derzeit bei den RE-Linien in der Pfalz nicht aus. Das bestellte deutlich erweiterte Angebot soll auf jeden Fall gefahren werden. Falls nicht alle bestellten „Flirt“ rechtzeitig zur Verfügung stehen, dürften sie vorrangig auf der Linie eingesetzt werden, die die Strecke Saarbrücken–Mannheim befährt. Hier werden ihre – im Vergleich zu den heute eingesetzten Garnituren – bessere Beschleunigung und höhere Höchstgeschwindigkeit gebraucht, um die Fahrzeiten einzuhalten. Auf den Linien von Mainz nach Mannheim und Karlsruhe könnten ohne größere betriebliche Nachteile übergangsweise auch weiter die derzeit hier eingesetzten ET 425 fahren. Die deutliche Komfortverbesserung durch die neuen „Flirt“ käme in diesem Fall zwar erst später, das erheblich aufgestockte Zugangebot aber immerhin so wie geplant.

Nils erklärt: Wenn der Lokführer gar keine Lok führt
Wahrscheinlich habt ihr fast alle schon mal von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer gehört. Auch heute arbeiten in der Pfalz viele Lokomotivführer, aber die meisten von ihnen führen gar keine Lokomotive, die abgekürzt Lok genannt wird.

Das liegt daran, dass auf den meisten Pfälzer Bahnstrecken inzwischen – außer im Güterverkehr – fast nur noch Triebwagen unterwegs sind. Das sind Wagen, die keine Lokomotive brauchen, weil sie selbst einen Motor haben. Es spart nämlich viel Energie und Geld, wenn ein kurzer Zug nur von einem vergleichsweise kleinen Motor angetrieben wird und nicht von einer großen Lok, die viel Treibstoff verbraucht.

Die Deutsche Bundesbahn hat früher einmal den Fehler gemacht, dass sie zu viele Loks gekauft hat und zu wenig Triebwagen. Weil vor allem das Dieselöl immer teurer geworden ist, gibt es aber nun immer weniger Züge mit Diesellokomotiven und immer mehr Triebwagen. (ebu)