07.08.2014
Saarbrücker Zeitung

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75 000 Tonnen Erde in Bewegung

Der Bahndamm der Nahestrecke bei Urweiler wird umfassend saniert

Die Sperrung der Bahnstrecke zwischen St. Wendel und Neubrücke nutzt die Bahn, um gleichzeitig mehrere Bauvorhaben zu verwirklichen: Verlegung von Stromleitungen, Sicherung von Felsen und die Sanierung des Bahndammes bei Urweiler.
Von SZ-Redakteur Volker Fuchs

Urweiler. Dem großen grünen Bagger fehlt die Schaufel, statt dessen hat er ein meterlanges Schwert wie bei einer riesigen Motorsäge. Die Kette des Schwertes frisst sich von oben 6,5 Meter tief in den Bahndamm bei Urweiler, schneidet einen Streifen aus diesem von etwa 50 Zentimtern Breite heraus. Gleichzeitig wird durch ein Ventil am tiefsten Punkt flüssiger Beton eingespritzt und mit der Erde verrührt. Überschüssiges Erd-Zement-Gemisch quillt an der Oberfläche aus dem Boden. Sonst ist von dem, was sich im Bahndamm abspielt, von oben nichts zu sehen.

Baustellenbesuch am Mittwoch an der Bahnstrecke in Höhe der Dörrwiesmühle in Urweiler. Dort saniert die Deutsche Bahn auf einer Länge von etwa 380 Metern den etwa zwölf Meter hohen Bahndamm. Die Nahestrecke zwischen St. Wendel und Neubrücke ist unter anderem deswegen seit dem 18. Juli bis 5. September gesperrt.

Die grüne so genannte Fräs-Misch-Injektions-Maschine spielt bei der Dammsanierung eine wichtige Rolle. Nach und nach verwandelt sie den zehn Meter breiten Damm bis in 6,5 Meter Tiefe in einen homogenen, wasserundurchlässigen und frostsicheren Erdbetonkörper. Mit einem Volumen von sage und schreibe 26 600 Kubikmetern.

Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass der Damm nicht abgetragen und neu aufgebaut werden muss, sondern das vorhandene Material zum großen Teil direkt wiederverwendet werden kann. Das spart Zeit. Und die ist knapp. Denn am 5. September sollen hier wieder Züge rollen. „Wir haben ein enges Zeitfenster“, sagt Projektleiter Kai Schwarz im SZ-Gespräch. Parallel dazu werden auch die Dammflanken stabilisiert. Bagger heben dazu den Boden aus, mischen diesen mit einem Zement-Wasser-Gemisch und bauen ihn wieder ein. So entstehen insgesamt 117 Erdbetonstützscheiben auf beiden Seiten des Dammes, die zwischen 13 und 19 Meter lang sind. Auf den sanierten Bahndamm kommt später noch eine wasserundurchlässige Schutzschicht, darauf dann Schotter, Bahnschwellen und die Schienen. Auch die Strom-Oberleitungen werden erneuert, die Dammflanken abschließend wieder angepflanzt.

„Wir bewegen in nur sechs Wochen 75 000 Tonnen Erdmasse“, hat Kai Schwarz ausgerechnet. 55 000 Tonnen im Bereich des Dammkernes und 20 000 Tonnen an der Böschung. 15 000 Quadratmeter Böschung müsse man wieder neu anlegen und begrünen. Allein 1170 Meter Gleise auf der zweispurigen Strecke einbauen.

Anhaltende Setzungen und ein Dammrutsch nach starken Regenfällen 2011 machten die Sanierung notwendig. Nach dem Abrutschen war der Bahndamm zunächst provisorisch gesichert worden.

Die Sanierung des Bahndammes bei Urweiler ist nur eines von mehreren parallel laufenden Projekten am Bahnabschnitt zwischen St. Wendel und Neubrücke. Denn gleichzeitig wird eine Stützwand im Bahnhof Türkismühle erneuert, werden drei Felshänge in Nohfelden, Walhausen und St. Wendel gesichert.

Hauptanlass für die Streckensperrung ist aber die Elektrifizierung der Nahestrecke zwischen Türkismühle und Neubrücke auf einer Länge von sechs Kilometern. Diese ist nach Angaben der Bahn wichtig für die Umsetzung des Rheinland-Pfalz-Taktes ab 2015. Da wegen des Verlegens der Stromleitungen die Strecke auf jeden Fall gesperrt werden musste, nutzt dies die Bahn für die weiteren Baumaßnahmen, wie in Urweiler.

Damit aber nicht genug. Seit Juni läuft der Umbau des Bahnhofes Türkismühle in einen behindertengerechten, weil barrierefreien Haltepunkt. Unter anderem werden Aufzüge gebaut, die Bahnsteige und Zugänge saniert. Ingesamt investiert die Bahn in die Bauvorhaben auf diesem Teilstück der Nahestrecke 25 Millionen Euro, so Regina Marusczyk, regional zuständige Pressesprecherin der Bahn.

Über die Dammsanierung in Urweiler können sich Interessenten bei einem „Tag der Baustelle“ am Samstag, 9. August, von 11 bis 16 Uhr informieren. Treffpunkt ist an der Dörrwiesmühle in Urweiler.

Bildunterschrift
Auf einer Länge von 380 Metern wird dieser Bahndamm der Nahestrecke umfassend saniert. Und das in nur sechs Wochen.