24.07.2014
VCD Pressereferat

Trend zur Schiene hält an trotz Desinteresse der Politik

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VCD fordert, Potentiale des Bahnverkehrs endlich politisch anzuerkennen und Wettbewerbsfähigkeit der Schiene nachhaltig zu sichern

Berlin, 24. Juli 2014. Eine weiterhin positive Entwicklung bei Fahrgastzahlen und Umsatz verzeichnet die Deutsche Bahn AG in den ersten sechs Monaten 2014. Und doch sieht das Unternehmen keinen „Anlass zur Euphorie“. So erfreulich es auch sei, dass mehr Menschen auf den Verkehrsträger Schiene umsteigen, sind die Perspektiven für die Eisenbahn alles andere als rosig. Politik und Unternehmen sind gefordert, mehr zu tun, um die auch für den Klimaschutz notwendige Verlagerung auf die Eisenbahn zu erreichen.

Insbesondere durch die vielfältigen Wettbewerbsverzerrungen zwischen den Verkehrsträgern werden Auto, Flugzeug und Fernbus bevorzugt. Während Elektroautos weitere Privilegien eingeräumt werden sollen, erhöht sich die Belastung für die elektrisch betriebenen Bahnen einseitig durch höhere EEG-Umlagen. Während Fernbussen Mautfreiheit gewährt wird, steigt der Kostenblock „Infrastrukturentgelte“ bei der Schiene seit Jahren massiv an. Und auch der deutsche Autofahrer ist gegenüber dem Bahnkunden im Vorteil, denn er soll die Maut zum Nulltarif erhalten. Der ökologische Verkehrsclub VCD appelliert an die Regierung, ihrer grundgesetzlichen Verantwortung für den Verkehr auf der Schiene endlich gerecht zu werden und die Weichen in der Bahnpolitik neu zu stellen.

Michael Ziesak, Bundesvorsitzender des VCD: „Der Verkehrsträger Schiene hat die Chance, ein Problemlöser für die verkehrlichen und umweltpolitischen Herausforderungen in den nächsten Jahren zu werden. Dafür brauchen wir aber eine eigenständige, gestaltende Politik. Es reicht keineswegs, sich nur um mehr W-LAN in Zügen und Bahnhöfen zu kümmern und ansonsten Gelder an das Unternehmen zu überweisen. Der Bund sollte es nicht einem Unternehmen allein überlassen, ob es beispielsweise Wettbewerb, Fernverkehr, Nachtzüge oder Autoreisezugangebote gibt. Noch wichtiger sei es allerdings, die unfairen Ungleichbehandlungen zwischen den Verkehrsträgern zu beseitigen.“

Auch bei den Investitionen müsse mehr als bisher geschehen. Der aktuelle Infrastrukturzustand sei unter anderem ein Ergebnis jahrelanger Einsparungen. Damit mehr Verkehr auf die Schiene verlagert werden kann, muss der Bund deutlich mehr in den Erhalt investieren und die Kapazitäten effizient erweitern. Mit den bisherigen finanziellen Zusagen und dem Beharren auf einzelnen Leuchtturmprojekten wird dies nicht gelingen.

Aber auch die Deutsche Bahn AG ist gefordert, ihre Investitionsstrategien zu überarbeiten. Viel zu lange wurde bei Neuanschaffungen an Fahrzeugen gespart. Es ist ärgerlich, wenn immer mehr Menschen auf der Schiene unterwegs sein wollen, aber Fahrzeuge und Angebote gleichzeitig knapper werden.

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