24.07.2014
Saarbrücker Zeitung

„Strecke nach Paris muss bleiben“

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Ein-millionste Reisende kommt aus Saarbrücken – Deutsche Bahn und Land für mehr Züge Krista Schmude aus Saarbrücken ist die ein-millionste Reisende mit dem ICE/TGV von der Landeshauptstadt nach Paris. Gestern wurde dies gefeiert. Gleichzeitig geht die Debatte um die Zukunft der Strecke weiter.
Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia

Saarbrücken. Es hat die Richtigen „erwischt“. Ahnungslos buchte Krista Schmude (75) aus Saarbrücken vor drei Tagen am Bahnschalter eine Reise für sich, ihren Mann Werner (77) sowie die Enkelinnen Kaya (11) und Joline (13) nach Paris. Mindestens zweimal im Jahr geht diese Reisegesellschaft in der Seine-Metropole auf Entdeckungstour, im Oktober ist es wieder soweit. Die Schmudes sind seit den 50er Jahren begeisterte Paris-Reisende. Und als „ein-millionster Fahrgast auf der Hochgeschwindigkeits-Strecke zwischen Saarbrücken und Paris“ brachte es Krista Schmude gestern in einem kleinen Empfang in Anwesenheit des Bahn-Konzernbevollmächtigten Jürgen Konz sowie Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) auf den Punkt: „Die Strecke muss erhalten bleiben.“

Die Zahlen sprechen für sich. Seit dem Start der Verbindung am 25. Mai 2007 bis heute haben zwischen Frankfurt und Paris über Saarbrücken 5,3 Millionen Fahrgäste den Hochgeschwindigkeitszug genutzt, zwischen Saarbrücken und Paris eine Million. Von dieser Million wiederum kommen rund 650 000 aus dem Saarland, der Rest sind Franzosen. Derzeit sind 162 000 Saarländer im Jahr zwischen Saarbrücken und Paris im Zug unterwegs. Tendenz, ständig steigend, sagt Frank Hoffmann, Vorsitzender der Geschäftsführung von Alleo. Das ist die gemeinsame Vermarktungsgesellschaft der Deutschen Bahn und der französischen SNCF.

Angesichts dieser positiven Fakten passt es den Bahn-Verantwortlichen und der Ministerpräsidentin nicht ins Konzept, dass die Franzosen ab 2016 einen ihrer zwei täglichen TGV-Züge auf der Strecke abziehen, um die Konkurrenz-Verbindung Paris-Straßburg-Frankfurt zu stärken. Von 2016 an bis 2020 werden täglich vier Hochgeschwindigkeitszüge von Frankfurt über Saarbrücken nach Paris fahren, zwei über Straßburg. Dies sei im Augenblick ein vertretbarer Kompromiss, hieß es gestern von allen Seiten. Zumal Hoffmann betont, die Franzosen hätten in den Verhandlungen ursprünglich beabsichtigt, beide TGV-Züge abzuziehen zugunsten der Verbindung über Straßburg. Hoffmann, Bahn-Konzernvertreter Konz und die Ministerpräsidentin glauben jedoch, dass die fünfte Verbindung nach Paris mittelfristig zurückkehren wird. Eine „Arbeitsteilung“ sei wahrscheinlich. Der TGV Paris-Frankfurt über Straßburg werde über den Halt Karlsruhe eher Großräume wie Stuttgart, München und Südeuropa anbinden, andere nutzten ab Paris die Verbindung über Saarbrücken. Sofern das Marketing erhöht werde. Und Frankreich mehr Wettbewerb zulässt. Kramp-Karrenbauer verhandelt mit der Bahn über einen Ersatz-ICE zwischen Saarbrücken und Frankfurt, so dass auf dieser Strecke weiter fünf Hochgeschwindigkeitszüge täglich fahren würden.

Meinung
Bedarf für mehr Züge ist da
Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia

Wer aus Termingründen kurzfristig fährt, bekommt ohne Reservierung im ICE/TGV zwischen Frankfurt und Saarbrücken zu bestimmten Zeiten nur noch einen Stehplatz. Die Zahl der Nutzer bis Paris steigt ständig, der Bedarf nach weiteren Zugverbindungen ist da. Bahn und Land müssen geschickt mit den Franzosen verhandeln. Steigt das Interesse auf beiden Verbindungen über Saarbrücken und Straßburg weiter, spricht mittelfristig nichts dagegen, auf beiden Strecken mehr Züge fahren zu lassen. Was sollte Frankreich dann noch dagegen haben?

Bildunterschrift Krista Schmude (2. v.l.), der ein-millionste Fahrgast auf der ICE-TGV-Strecke zwischen Saarbrücken und Paris, und ihr Mann Werner (3. v.l.) mit Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (r.) und Jürgen Konz, dem Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn (l.) Foto: Becker & Bredel