07.06.2025 - Die Rheinpfalz -

Vorm Abriss gerettet: Einöds Wahrzeichen repariert

Im Januar war es passiert: Vermutlich hat ein Lkw beim Rückwärtsfahren das alte Einöder Wiegehäuschen am Bahnhof schwer beschädigt. Wie es jetzt um das Wahrzeichen steht.
Von Mario Moschel

Einöd. An einer Fensterbank waren Stücke herausgebrochen, ein handbreiter und langer Riss führte so tief, dass man die Hand ins Innere des gemauerten kleinen Gebäudes stecken konnte. Jetzt erstrahlt das Wiegehäuschen in neuem Glanz. Von den Beschädigungen ist nichts mehr zu erkennen, lediglich ein Bauzaun verhindert, dass man dem alten Häuschen zu nahe kommt.

„Das ging eigentlich recht schnell. Ende Mai, Anfang Juni waren die Arbeiten erledigt, die eine Baufirma aus der Region übernommen hat. Ursprünglich wurden die Kosten auf rund 11.000 Euro geschätzt, aber vermutlich wird es billiger“, sagt Einöds Ortsvorsteher Karl Schuberth auf Anfrage. Die Schlussrechnung sei jedoch noch nicht erfolgt. „Die Einöder freuen sich. Wir hatten nach der Beschädigung ja im Ortsrat einstimmig gewünscht, dass das Häuschen wieder hergerichtet wird.“. Zwar habe es in der Homburger Stadtverwaltung Überlegungen gegeben, das ungenutzte Häuschen abzureißen, doch inklusive Entsorgung wäre das laut Schuberth teurer gewesen als die Sanierung. Im Januar hatte die Polizei Ermittlungen aufgenommen wegen Sachbeschädigung und eventueller Unfallflucht. Ein Verursacher konnte jedoch nicht ermittelt werden. „Ich gehe stark davon aus, dass ein Lastwagenfahrer beim Zurückstoßen das Häuschen gerammt hat“, mutmaßte Karl Schuberth im Januar, nachdem er von einem Anrufer über die Beschädigungen informiert wurde. Sein Verdacht passte zur Spurenlage vor Ort. Denn ein höheres Fahrzeug war offensichtlich an die Ecke gefahren und hat dort den unteren Fenstersims gerammt. Dieser liegt für den Anstoß mit einem normalen Auto zu hoch. Und auch die Wucht, die der Aufprall gehabt haben muss, wenn man die Beschädigung betrachtet, müsste von einem großen und schweren Fahrzeug stammen. Jedenfalls wurde die Sandsteinwand des kleinen schmucken Gebäudes durch den Riss nahezu halbiert . Er reichte durch die komplette Wanddicke des aus Sandstein gemauerten kleinen Gebäudes.

Darin war früher die Technik für die große Flächenwaage untergebracht, die eingelassen in die Fahrbahn davor beispielsweise die Hänger von Pferdefuhrwerken oder Traktoranhänger wiegen konnte. Das Häuschen steht an der Ecke zwischen Altem Bahnhof und der Webenheimer Straße, die vom Ortskern Einöds ab dem ehemaligen Einöder Hof, jetzt Asia-Lokal Saigon, unter der Autobahn 8 hindurch bis ans Wattweiler Tälchen führt. Wie alt es genau ist, ist nicht bekannt.

Schuberth: „Helfe oft Lkw-Fahrern beim Rangieren“ Der Ortsvorsteher weiß, dass immer wieder Lastwagen und Lastzüge das Schild mit der Durchfahrtsbeschränkung für die Webenheimer Straße missachten. Denn die Autobahnunterführung hat lediglich eine lichte Höhe von 3,85 Metern, ein normaler Lastwagen ist üblicherweise aber vier Meter hoch. Nicht selten komme es vor, dass Lastwagenfahrer dies erst kurz vor der Unterführung bemerkten und dann die rund 200 Meter lange Birkenallee im Rückwärtsgang wieder zurückstoßen, um am Alten Bahnhof zu drehen. Denn die beiden Feldwege auf der Strecke sind vom Kurvenradius her zu klein, als dass lange Lastwagen oder gar Lastzüge dort wenden könnten. „Ich habe meinen Schrebergarten direkt an der Webenheimer Straße. Und im Sommer, wenn ich im Garten bin, passiert es oft, dass ich Lastwagenfahrern helfe, indem ich sie beim Rückwärtsrangieren einwinke“, kennt der Einöder Ortsvorsteher die schwierige Situation nur zu gut. „Vielleicht zeigt ihnen das Navi die Strecke, oder sie beachten das Schild nicht, oder beides“, vermutet Karl Schuberth, warum es immer wieder zu solchen Situationen kommt in der idyllischen Birkenallee. Jedenfalls hatte er im Januar Anzeige gegen Unbekannt bei der Homburger Polizei erstattet.

Genutzt wird das alte Wiegehäuschchen seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Einöder Gruppe für Natur- und Vogelschutz um den mittlerweile verstorbenen Fritz Kaufmann hatte sich um den Erhalt des Häuschens gekümmert und vor einigen Jahren die Fassade instandgesetzt sowie die Holzrahmen der Fenster gestrichen. Die Schäden sind jedenfalls repariert, und neuer Putz und neue Farbe lassen das Wiegehäuschen wieder erstrahlen, das für viele Einöder eine schöne Erinnerung an früher ist.