09.02.2024 - Die Rheinpfalz -

Ein Ort, den man derzeit lieber schnell verlässt

Der Bahnhof Pirmasens-Nord auf der Biebermühle ist heruntergekommen. Das gesamte Umfeld ist zugemüllt, der Parkplatz mit Schlaglöchern übersät. In der Unterführung der Bahnsteige steht das Wasser. Es ist kein Ort, an dem man sich gerne aufhält. Das soll sich in den nächsten Monaten ändern. Denn am Montag begann die Modernisierung des Bahnhofs durch die Bahn-Tochter DB Infra GO. 14 Millionen Euro werden investiert.
Von Andreas Danner

Thaleischweiler-Fröschen. Wer dieser Tage am Bahnhof Biebermühle vorbeikommt, sieht, dass im Bereich der Gleisanlage eine Baustelle entsteht. Auf der anderen Seite, zum Wald hin, arbeitet bereits ein Bagger. Die Vorarbeiten für die Sanierung der Bahnsteige und Gleisanlagen haben begonnen. Bis zum zweiten Quartal 2025, so lange sollen die Arbeiten laut Bahn dauern, wird sich das Aussehen der Bahnsteige massiv verändern.

Der Bahnsteig am Bahnhofsgebäude, der mittlere Bahnsteig zwischen Gleis zwei und drei sowie der Bahnsteig an Gleis fünf werden neu gebaut. Alle drei sollen künftig barrierefrei über Aufzüge erreichbar sein. Das vereinfacht dann auch die Mitnahme von Fahrrädern. Der Bahnhof wird mit einem sogenannten taktilen Leitsystem ausgestattet, das Blinden die Orientierung erleichtert.

Derzeit steht viel Wasser in der Unterführung zu den Gleisen. Das soll künftig nicht mehr passieren, denn auch die Entwässerung wird erneuert. Der Bahnhof erhält eine neue Beleuchtung, dunkle Ecken sollen verschwinden. Auch optisch wird sich an den Bahnsteigen etwas ändern. In Absprache mit dem Denkmalschutz wird die Bahn einen Teil der Überdachungen erneuern, einen anderen Teil ganz entfernen.

Wenn die Bahn mit der Sanierung ihres Teils fertig ist, soll auch das Bahnhofsgebäude und der Vorplatz umgestaltet werden. Das hatte die Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Thaleischweiler-Fröschen im September 2019 gekauft. Im Bahnhofsgebäude könnten eine Mobilitätszentrale, die Touristinfo, Gastronomie und Co-Working-Räume unterkommen. Ob auch das Gewerbegebiet kommt, das auf dem Bahnhofsareal entwickelt werden soll, ist allerdings fraglich. Ursprünglich hätte der Umbau der Bahnsteige schon vor einen Jahr beginnen sollen. Doch dann gab es Probleme. Als Gründe für die Verschiebung des Baubeginns nannte die Bahn „Verzögerungen bei der Erstellung der fachübergreifenden Detailplanungen im Rahmen der Ausführungsplanung“. Diese hätten dazu geführt, dass „der europaweite Ausschreibungsprozess der Bauleistungen nicht mehr planmäßig und fristgerecht sichergestellt“ werden konnte. Wie das Unternehmen weiter ausführte, erforderte die geänderte Lage der Bahnsteiganfänge und -enden zusätzliche sicherheitsrelevante Betriebsprüfungen im Zusammenhang mit der Leit- und Sicherheitstechnik im Bahnhof. Diese Fachplanung sei für den reibungslosen Zugverkehr nach der Inbetriebnahme der neuen Bahnsteige notwendig. „Sie stellt sich umfangreicher dar, als zunächst gedacht“, räumte das Unternehmen ein. Ohne diese Fachplanung würde eine Ausschreibung zu einem unkalkulierbaren Nachtragsrisiko führen, das das Unternehmen nicht eingehen wollte.

Als der Kreistag im Frühsommer 2022 den Realisierungs- und Finanzierungsvertrag zum Bahnhofsprojekt Pirmasens-Nord abschloss, lag dem Vertrag eine Kostenschätzung aus dem Mai 2022 zugrunde. Damals ging die Bahn von Gesamtkosten von rund 8,2 Millionen Euro aus. 6,1 Millionen Euro davon hätte die Bahn getragen, 1,1 Millionen Euro das Land und eine Million Euro der Landkreis. In der Antwort auf die Presseanfrage der RHEINPFALZ vom Montag ist mittlerweile von Baukosten in Höhe von 14 Millionen Euro die Rede. Auf die Nachfrage, wie es zu der enormen Kostensteigerung kam, hat die Bahn bislang noch nicht geantwortet.