16.12.2023 - Die Rheinpfalz -

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Alte Kollegen kann man schon mal verwechseln

Der Mannheimer OB Christian Specht glänzt beim S-Bahn-Jubiläum mit profunder Sachkenntnis – trotz kleiner Schwächen im Detail
Von Eckhard Buddruss

Die S-Bahn Rhein-Neckar feiert in dieser Woche ihren 20. Geburtstag. Der Betrieb startete am 14. Dezember 2003 um 0.08 Uhr. Damals herrschte Aufbruchstimmung. 20 Jahre später ist man einerseits zwar mit dem Ausbau des Netzes weit voran gekommen, andererseits ist aktuell aber die Stimmung wegen viel Ärger über Verspätungen und Zugausfälle ziemlich gedrückt.

Bei einer kleinen Feier am Jubiläumstag 14. Dezember in Ludwigshafen hielt der Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) die beste Rede. Specht ist auch Vorsitzender des Verwaltungsrats beim Zweckverband Verkehrsverbund Rhein-Neckar und kennt so die Mühsal beim Ausbau des Netzes. Dennoch zeigte er sich bei einem für die Pfalz besonders wichtigen Aspekt zuversichtlich: „Auch die Integration der Strecke von Homburg nach Zweibrücken werden wir noch hinkriegen“, betonte er. Immerhin sind hier die langwierigen Planungsverfahren inzwischen weit fortgeschritten.

Eindringlich verwies er auf das zentrale Problem des S-Bahn-Netzes in der Rhein-Neckar-Region, das bei der aktuellen Verspätungsmisere eine zentrale Rolle spielt. Die S-Bahn Rhein-Neckar hat kaum eigene Infrastruktur, sondern muss sich gerade dort, wo viele S-Bahn-Züge fahren, überlastete Strecken mit Güter- und Fernreisezügen teilen. Vier (statt früher nur zwei) Gleise gibt es nun zwar immerhin zwischen Ludwigshafen und Mannheim, an dem nur zweigleisigen Nadelöhr zwischen Mannheim und Heidelberg hat sich dagegen bisher nichts geändert. „Für den Ausbau zwischen Mannheim und Heidelberg brauchen wir bis 2025 eine klare Lösung“, forderte Specht. Hier leide die Metropolregion Rhein-Neckar immer noch darunter, dass sie erst als letzter Wirtschaftsraum vergleichbarer Bedeutung in Deutschland eine S-Bahn bekommen habe. „Diese Startschwierigkeiten hängen uns immer noch nach!“

Auch aus seiner früheren Tätigkeit beim Raumordnungsverband Rhein-Neckar weiß Specht einiges über die lange Vorgeschichte des Projekts. Schon 1968, berichtete er am Donnerstag in Ludwigshafen, habe es ein Konzept für ein Schnellbahnsystem in der Rhein-Neckar-Region gegeben. Zwei bei der Planung beteiligte Ingenieure seien dann aber abgeworben worden und hätten sich stattdessen um das entstehende S-Bahn-Netz in München gekümmert, das damals wegen der Olympischen Spiele 1972 politisch deutlich höhere Priorität genoss, 1972 rechtzeitig in Betrieb ging und ein Riesenerfolg wurde.

Verantwortlich für diesen „Brain drain“ machte Specht nicht zuletzt den damaligen Oberbürgermeister von München. Einiges Schmunzeln löste Specht allerdings aus, als er in diesem Zusammenhang von „Jockel Fuchs“ sprach. Der war nämlich langjähriger OB in Mainz. Der Münchner OB, der als Herz und Seele der zukunftsweisenden Ausbaupläne für den öffentlichen Nahverkehr galt, hieß Hans-Jochen Vogel.