29.11.2023 - Pfälzischer Merkur -

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Gewobau hat Zweibrücker Hauptbahnhof-Gebäude verkauft

Zweibrücken • Geschäftsführer Eschmann sagt: „Wir haben kein großes Minus gemacht.“ Der private Käufer könne den Wohnraum künftig besser entwickeln als die städtische Wohnungsgesellschaft. Eine wichtige Garantie gebe es zur Nutzung der Bahnhofshalle.
Von Lutz Fröhlich Redakteur

Eines der bekanntesten Häuser in Zweibrücken kommt erneut in neue Hände: Die Gewobau hat das Gebäude des Hauptbahnhofs verkauft – das sie erst 2018 gekauft hatte.

„Der notarielle Kaufvertrag wurde gestern unterzeichnet“, teilte Gewobau-Geschäftsführer Jörg Eschmann am Dienstagnachmittag dem Merkur mit. „Am 29. Februar 2024 ist die Übertragung.“

Der Käufer ist in Zweibrücken kein Unbekannter – aber dennoch eine Überraschung. Eschmann: „Es handelt sich um die M4 Holding GmbH.“ Diese hatte mit ihrer Tochtergesellschaft „Stadtvilla Maximilian GmbH“ bereits Ende 2020 das ehemalige Finanzamt- gekauft, das ebenfalls denkmalgeschützte Gebäude kernsaniert und dort 15 exklusive Wohnungen entwickelt. Zudem hat die M4 Holding im vergangenen Frühjahr ein weiteres architektonisches Kleinod gekauft, das leerstehende Haus Bickenalb. Auch dort ist eine Generalsanierung geplant, entstehen soll ein „Boarding-Haus“, wo von Geschäftsleuten bis zu Kurzzeitpflege längere Übernachtungen angeboten werden.

Überraschend kommt der Kauf deshalb, weil eine Tochterfirma der M4 Holding den Bahnhof schon Anfang 2023 kaufen wollte, wie damals die Gewobau (noch ohne Nennung des Investors) erklärt hatte. Das war im Juli geplatzt, weil der Investor wegen gestiegenen Baukosten und Zinsen den angebotenen Kaufpreis „nachverschlechtert“ habe, so damals Eschmann im Merkur. Warum nun doch noch die Einigung? Eschmann: „Das Angebot ist nochmal nachgebessert worden. Und beide Seiten haben sich aufeinander zubewegt.“

„Wir agieren verlässlich, verantwortungsvoll und professionell, um nachhaltige Werte zu schaffen. Unser Engagement erstreckt sich auf Projekte, in denen wir einen sozialen, ökologischen und ästhetischen Mehrwert erbringen können“, stellt sich die M4 Holding auf ihrer Homepage vor. Geschäftsführer von M4 ist Reinhard Meier aus Engelstadt (Landkreis Mainz-Bingen). M4 hat die Anfrage unserer Zeitung zu dem Kauf noch nicht beantwortet.

Gewobau-Chef Eschmann äußerte sich aber ausführlich. Seines Wissens plane M4, die Wohnungen im Hauptbahnhof-Gebäude „zu entwickeln und vermieten“. Hier hatte die Deutsche Bahn der Gewobau einen großen Sanierungsstau hinterlassen.

Zugreisende müssen sich keine Sorgen machen, dass der neue Eigentümer ihnen das Gebäude versperrt, betonte Eschmann: „Wichtig für Zweibrücken ist: Der Käufer hat zugesichert, dass die Bahnhofshalle frei zugänglich bleibt.“

Die Sorge, dass ein privater Käufer die Halle für andere Zwecke nutzen könnte – und Passagiere um das Gebäude herum zu den Gleisen laufen müssten und keinen Schutz bei schlechtem Wetter hätten – hatte 2018 für große Aufregung gesorgt. Die Deutsche Bahn hatte damals im März die Stadtverwaltung über die Verkaufs-Absicht informiert. Die Stadt tat erst einmal lange nichts, Bürgermeister Christian Gauf (als Vertreter des tödlich erkrankten Oberbürgermeisters Kurt Pirmann) lehnte einen Kauf ab. Nachdem der Pfälzische Merkur Anfang August 2018 herausfand, dass der Verkauf an die (auf Wohnungen spezialisierte) Zweibrücker Immobilia GmbH kurz bevorsteht, machten Bahnfreunde mobil und sammelten Unterschriften, damit die Stadt (oder deren Tochter Gewobau) das Gebäude erwirbt und die Wartehalle erhält. Die Gewobau winkte zunächst ab: Man habe „keinen Bedarf“ an dem Gebäude. Doch die Bahnfreunde bearbeiteten an den OB-Wahlkampfständen Kandidat Gauf und andere Politiker – erfolgreich: Gauf fädelte in letzter Minute den Kauf durch die Gewobau ein, die stimmte sofort zu.