09.08.2023 - Die Rheinpfalz -

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Experten sicher: S-Bahn kommt trotz neuer Schwierigkeiten

Thomas Büffel
Es wird doppelt so teuer, und es dauert noch mal fünf Jahre, aber den Bahnexperten ist nicht bange: Die Bahn von Homburg nach Zweibrücken kommt.

„Das kommt auf jeden Fall, ich bin mir da 100 Prozent sicher“, sagt Bernhard Marschall aus Rieschweiler, der Vorsitzende des Vereins zur Förderung des Schienenverkehrs in und um Zweibrücken. Wenn eines Tages tatsächlich wieder Züge zwischen Homburg und Zweibrücken fahren, dann ist das zu großen Teilen diesem Verein zu verdanken. Er hat sich 1991 gegründet, knapp fünf Jahre nachdem im Mai 1987 zum letzten Mal ein Passagierzug die beiden Städte verband. Was vor 30 Jahren in weiter Ferne schien, hat in den vergangenen zehn Jahren richtig Fahrt aufgenommen, und nun ist die Reaktivierung der Strecke zum Greifen nah. Auf rheinland-pfälzischer Seite besteht Baurecht, im Saarland soll es bis Jahresende vorliegen. Marschall sagt: „Alle Pläne sind da. Die Finanzierung ist gesichert. Es ist alles eingetütet.“ Und er ergänzt: „Es ist schon so viel passiert.“ Diese Einschätzung teilt auch Werner Schreiner, Koordinator für den Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN). Er sagt: „Ich bin da ganz zuversichtlich.“ Für Anfang September sei eine Streckenbereisung mit dem Eisenbahnbundesamt geplant.

S-Bahn soll 2028 bis Zweibrücken fahren

Was Bernhard Marschall aber ärgert, sind die Verzögerungen. Im Herbst 2022 sagte Bahnchef Richard Lutz, der aus Landstuhl stammt, im Gespräch mit der RHEINPFALZ: „Wir gehen, Stand heute, davon aus, dass wir 2023 mit dem Bau beginnen können.“ 2025 sollte der erste Zug auf der reaktivierten Strecke fahren. Daraus wurde zunächst 2026, im Juni war auf einmal die Rede von 2028. Die Bahn begründet die Verzögerung unter anderem mit Wünschen der Anwohner an der Strecke. So soll in Einöd ein Bahnübergang erhalten bleiben, in Beeden soll der Bahnhof leicht versetzt werden – beides Punkte, die längst geklärt sein könnten und den Eindruck verstärken, dass dem Saarland weniger an der Reaktivierung liegt als Rheinland-Pfalz.

Allerdings finden Bernhard Marschall und sein Mitstreiter Dieter Franck auch, dass die Zweibrücker zu zurückhaltend seien. Marschall erinnert daran, dass Zweibrückens Oberbürgermeister Marold Wosnitza stellvertretender Vorsteher des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd ist. „Da hätte ein Aufschrei kommen müssen“, findet er mit Blick auf die erneute Verzögerung. Auch die Bundestagsabgeordnete Angelika Glöckner habe sich nicht geäußert, und „der Stadtrat oder egal wer, die hätten was sagen müssen“.

Verwundert über die 77 Millionen Euro

Marschall wundert sich auch über die neue Kostenrechnung: Nun soll die Reaktivierung nicht mehr gut 39 Millionen Euro kosten, wie dies im Dezember 2022 angegeben wurde, sondern mit 77,5 Millionen Euro fast das Doppelte. „Ich war ein bisschen verblüfft über diese 77 Millionen. Das leuchtet mir nicht ein“, sagt er. Den größten Teil der Kosten übernimmt der Bund mit 90 Prozent. Geld kommt zudem von Rheinland-Pfalz und vom Saarland, vom VRN und den Westpfalzkommunen.

Ein wenig hoffen Marschall und Franck auch, „dass es doch schneller geht“. Dass der erste Zug nicht erst 2028 fährt oder dass zumindest mit den Arbeiten früher begonnen wird als erst im Oktober 2025. Im Zweibrücker Bahnhof könnte man zum Beispiel schon jetzt die Bahnsteige für die S-Bahn-Züge erhöhen und während der Arbeiten auf die Gleise 2 und 3 ausweichen, sagen sie.

Kaiserslautern und Homburg als ICE-Halt sichern

Eine weitere Hoffnung: Dass die Züge der S-Bahn nicht nur bis zum Hauptbahnhof Zweibrücken fahren, sondern eine Station weiter bis zum neuen Haltepunkt Rosengarten. Das käme den Soldaten der Niederauerbachkaserne zugute, aber auch dem Hofenfels-Gymnasium und der Mannlich-Realschule. Wobei die Schienenverkehrförderer nicht nur Zweibrücken im Blick haben, sondern auch Vorteile für Homburg und Kaiserslautern sehen. Auch diese Bahnhöfe würden aufgewertet, weil sie dadurch mehr Fahrgäste bekommen, die mit einem Umstieg ans Fernverkehrsnetz angebunden werden. Das könne auch helfen, Kaiserslautern und Homburg als ICE-Halt zu sichern und als Umsteigebahnhöfe attraktiver zu machen.

Die S-Bahn startet in Osterburken im Neckar-Odenwald-Kreis, fährt durch Baden-Württemberg und Hessen über Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen, Neustadt und Kaiserslautern. Nachdem sie die Pfalz durchquert hat, endet sie schließlich im Saarland in Homburg. Dort steht sie etwa eine halbe Stunde, bis sie wieder zurück fährt. Diese Zeit ließe sich nutzen, um weiter nach Zweibrücken zu fahren. Der frühere Vorsteher des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd, Winfried Hirschberger, habe schon 2006 gesagt, dass Zweibrücken der natürliche Endpunkt der S-Bahn sei, erinnert Marschall. Die S-Bahn sei ein Projekt gewesen, das zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland entstand. Schon damals hätte man fordern müssen, dass sie bis Zweibrücken fährt, findet er. Die S-Bahn ist nicht das einzige Projekt, für das sich der Förderverein einsetzt. Vor allem Dieter Franck wirbt für einen Regionalexpress von Saarbrücken über St. Ingbert und Zweibrücken bis nach Karlsruhe.