12.07.2023 - Pfälzischer Merkur -

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Käufer springt ab Gewobau wird Hauptbahnhof vorerst nicht los

Zweibrücken • Das der städtischen Gesellschaft für Wohnen und Bauen gehörende ausladende Gebäude aus dem 19. Jahrhundert ist ab sofort wieder zu haben. Nach dem Absprung des Beinahe-Käufers gibt es aber bereits erste Gespräche mit einem potenziellen neuen Investor.
Von Rainer Ulm

Überraschung: Das Zweibrücker Hauptbahnhofsgebäude in Zweibrücken wechselt nun doch nicht den Eigentümer, bestätigte am Dienstag der Geschäftsführer der städtischen Gesellschaft für Wohnen und Bauen (Gewobau) Jörg Eschmann auf Anfrage unserer Zeitung. Noch Anfang des Jahres hatte der Chef der Gewobau mitgeteilt, der Kaufvertrag stehe kurz vor der Unterzeichnung.

Nun sagt Eschmann: Der ursprünglich vom Investor angebotene Kaufpreis sei von ihm später wegen gestiegenen Baukosten und Zinsen „nachverschlechtert“ worden: „Hinsichtlich dieses Kaufpreises haben wir uns nicht einigen können.“ Was auch Sergio Vaccarello bestätigt, der das klassizistische Gebäude aus dem 19. Jahrhundert erwerben und darin Mietwohnungen sowie ein Boardinghouse mit mehreren Apartments für einen längerfristigen Aufenthalt entstehen lassen wollte: „Wir sind preislich einfach nicht zusammengekommen.“

Vaccarello ist der Geschäftsführer der Stadtvilla Projektentwicklung, deren Muttergesellschaft M4 Holding, Engelstadt, der Zweibrücker Stadtverwaltung jüngst das Haus Bickenalb, ein bereits seit dem Jahr 2016 leerstehendes ehemaliges Altenheim, abgekauft hatte. Auch dieses idyllisch bei Mittelbach gelegene historische Gebäude soll laut Vaccarello schon bald zu einem Boardinghaus umgebaut werden (wir berichteten). Inzwischen hat seine Firma das Ende 2020 ebenfalls von der M4 Holding der Gewobau abgekaufte alte Finanzamt an der Zweibrücker Gymnasiumstraße in ein Mehrfamilienhaus, in die „Villa Maximilian“, mit diversen Eigentumswohnungen umgebaut (wir berichteten).

Dass der Erwerb des Bahnhofsgebäudes nicht geklappt hat, findet der Investor nicht absonderlich: „Ich bin ein ganz normaler Kunde, der einen Preis abgibt. Entweder man kauft oder man kauft nicht – ein legitimes Geschäftsmodell.“

Gewobau-Chef Eschmann, dessen Unternehmen die Immobilie im Oktober 2018 der Deutschen Bahn abgekauft hatte, gibt sich unverdrossen. „Wir suchen weiter nach einem Interessenten, der das Gebäude modernisieren und weiterentwickeln will.“ Gerade am Dienstagvormittag hatte er es gemeinsam mit einem möglichen Investor besichtigt, wollte aber noch nichts Konkretes verraten.

Was den Kaufpreis anbelange, wolle die Gewobau nicht unbedingt etwas verdienen. „Wenn wir null auf null herauskommen, sind wir zufrieden.“ Heißt: Er will vom Käufer lediglich den seinerzeit von der Gewobau an die Bahn gezahlten Kaufpreis zuzüglich der Kosten für die von der Gewobau inzwischen veranlassten Investitionen haben.

Zudem werde er bei den Verkaufsgesprächen darauf drängen, dass die derzeitigen Mieter im Gebäude des Hauptbahnhofs mit etwa 12 000 Quadratmeter Fläche bleiben können, verspricht Eschmann. Es sind: das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das den Imbiss, den Kiosk, die Poststelle, die Mobilitätszentrale und das Sozialkaufhaus betreibt, das Reparatur-Café und die physiotherapeutische Praxis. Denn es gehe nur um das Gebäude, nicht um das Grundstück wie den Bahnhofsvorplatz, der nach wie vor im Besitz der Gewobau bleiben soll, erläutert Eschmann. „Das Gebäude bleibt also vorerst unser Eigentum. Wir werden die Zeit für weitere Investitionen nutzen, zum Beispiel, um das das Dach zu reparieren.“

Zweibrückens Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD), der Anfang des Jahres hinsichtlich des Hauptbahnhofs eine entscheidende Weiterentwicklung angedeutet und von einem „vielversprechenden Interessenten“ gesprochen hatte, sagt nun auf Merkur-Nachfrage: „Es ist natürlich für alle Beteiligten schade, dass der Verkauf des Bahnhofs auf den letzten Metern nicht zustande kam. Dennoch ist es weiterhin das Ziel, den Bahnhof zu verkaufen. Es laufen vielversprechende Gespräche mit Interessenten, die den Bahnhof gern erwerben möchten. Und ich bin guter Dinge, dass die Gewobau diese auch zu einem positiven Abschluss bringen kann.“