23.06.2023 - Die Rheinpfalz -

Noch länger Warten auf die Eisenbahn

Die wiederbelebte Eisenbahnstrecke Zweibrücken - Homburg geht wohl nicht vor Ende 2028 in Betrieb. Noch im Dezember hieß es, dass die ersten Züge Mitte 2026 rollen würden. Ganz zu schweigen von früheren Ankündigungen, die das Jahr 2025 als Starttermin nannten. Jetzt wurde bekannt, dass die Baukosten sich fast verdoppeln.
Von Gerhard Müller

Seit 1. Februar 2023 liegen beim Eisenbahn-Bundesamt die Unterlagen zur Genehmigung der Reaktivierungspläne für die Bahnstrecke Homburg - Zweibrücken. Sprich, für die Verlängerung der S1-Linie aus Osterburken über Homburg hinaus bis Zweibrücken. Am Donnerstag teilte die Deutsche Bahn (DB) mit, dass sie die Genehmigung durch das Eisenbahn-Bundesamt für Ende 2023 erwarte. „Nach Ausschreibung und Vergabe der Bauleistungen“, so eine Sprecherin des Unternehmens, „sollen die umfangreichen Arbeiten an der Bahnlinie im Oktober 2025 starten und etwa drei Jahre danach abgeschlossen sein.“

Das wäre dann im Jahre 2028 – und nicht schon im Mai 2025 oder, wie es zuletzt hieß, 2026. Noch vor sechs Monaten war bei der Deutschen Bahn von Änderungen bei der Planung die Rede gewesen, durch die sich die Streckenerneuerung von 2025 bis in das Jahr 2026 „geringfügig verlängern“ werde. Die Planungsänderungen seien nötig geworden, um Naturschutzbelange und Zusatzwünsche von Anwohnern entlang der Strecke umzusetzen. Die Bahnsprecherin jetzt: „Die Anregungen waren im Planrechtsprozess aufgekommen, der Voraussetzung für den Streckenausbau ist.“

Inzwischen soll die Reaktivierung des Schienenstranges zwischen Zweibrücken und Homburg auch nicht mehr gut 39 Millionen Euro kosten, wie dies im Dezember 2022 angegeben wurde, sondern mit 77,5 Millionen Euro fast das Doppelte. Von dieser Summe, so die Sprecherin am Donnerstag, werde der Bund rund 90 Prozent bezahlen. „Die verbleibenden Finanzierungsbeiträge teilen sich die Länder Rheinland-Pfalz – unter finanzieller Mitbeteiligung des Zweckverbands Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) – und Saarland.“

Pläne für Beeden und Einöd Dass umgeplant werden musste, wird schon seit Längerem mit Wünschen begründet, die Bürger im Zusammenhang mit dem Um- und Neubau der Trasse geäußert haben. So soll der Bahnhaltepunkt Homburg-Beeden an seinem angestammten Standort nahe der Jägerhausstraße neu erstehen. Und nicht, wie zunächst beabsichtigt, um einige Meter versetzt werden. Zudem wird er durch eine längere Stützwand sowie einen Fuß- und Radweg ergänzt, um den Zugang zum Bahnsteig barrierefrei zu erleichtern.

Und in Einöd bliebt ein beschrankter Bahnübergang zwischen Ingweiler- und Raiffeisenstraße entgegen früherer Pläne nun doch erhalten. Er wird lediglich um etwa zehn Meter von seinem heutigen Standort weg versetzt.

Viel Geld werde die DB in der Zeit bis zum eigentlichen Baubeginn im Oktober 2025 für „Vegetationsarbeiten und die Umsetzung zahlreicher Natur- und Artenschutzprojekte entlang der künftigen Strecke“ ausgeben müssen. Die Sprecherin: „Dazu gehören die Kontrolle bisheriger Lebensräume und Umsiedlung geschützter Säugetiere, Vögel und Reptilien ebenso wie das Anlegen von Interimsflächen für Mauereidechsen oder Haselmäuse.“ Diese Ökomaßnahmen seien während des Planfeststellungsverfahrens als verpflichtend in die Dokumente hineingeschrieben worden.

Nach jahrelangen Diskussionen und zähen Verhandlungen darüber, welchen Anteil das Land Rheinland-Pfalz und welchen das Saarland an der Finanzierung übernehmen sollen, würdigt die Deutsche Bahn AG die Reaktivierung der Strecke Homburg - Zweibrücken inzwischen als „eine der wichtigsten Infrastrukturmaßnahmen für die Verbesserung des länderübergreifenden Schienen-Personennahverkehrs“. Wie das Unternehmen gestern verlauten ließ, sollen „das rheinland-pfälzische Zweibrücken und die Gemeinden entlang der Strecke von dem Erfolgsangebot S-Bahn-Rhein-Neckar profitieren“. Für Zweibrücken werde durch diese Anbindung „ein besserer Zugang zum Fernverkehr in Kaiserslautern sowie zum Süwex (Regionalexpress RE1) in Homburg geschaffen. Umgekehrt können die Anliegergemeinden der ,Saar-Pfalz-Strecke’ zukünftig unkompliziert die Rosenstadt und die dort angebotenen Nahverkehrsverbindungen erreichen.“

Die Bahnstrecke

1857 legte die Pfälzische Ludwigsbahn-Gesellschaft die Bahnstrecke von Homburg nach Zweibrücken an – mit ihren Zwischenstationen Beeden, Schwarzenacker und Einöd. Am 26. Mai 1989 wurde der Personen-Bahnverkehr zwischen Schwarzenacker und Einöd eingestellt. Am 31. Mai 1991 fuhr der letzte Personenzug von Homburg nach Schwarzenacker. 1996 folgte die Stilllegung zwischen Homburg und Einöd. Heute ist von der alten Trasse nur noch der Abschnitt Einöd - Zweibrücken in Betrieb – als Teil der Bahnstrecke Rohrbach - Landau.