23.06.2023 - Pfälzischer Merkur -

Eröffnung der Bahnstrecke kostet viel mehr und dauert deutlich länger als bisher geplant

Die Reaktivierung der Bahnverbindung zwischen Homburg und Zweibrücken verschiebt sich erneut um mehrere Jahre. Dafür kostet das Ganze nun Dutzende Millionen Euro mehr als geplant. Von Eric Kolling

Homburg/Zweibrücken Die Inbetriebnahme der reaktivierten Bahnstrecke zwischen Homburg und Zweibrücken wird sich einmal mehr um Jahre verschieben. Die Bahn geht davon aus, erst im Oktober 2025 mit dem Ausbau zu beginnen, nachdem sie sich bis Ende dieses Jahres Baurecht durch das zuständige Eisenbahn-Bundesamt erhofft. Bisher stand die Aussage im Raum, dass der Ausbau dieses Jahr beginnen und 2025 schon abgeschlossen sein sollte.

S-Bahn Homburg - Zweibrücken: Erst Oktober 2028 rollen Züge

2026 hätten die ersten Züge auf der Strecke fahren sollen, hatte die Bahn noch Ende 2022 mitgeteilt. Jetzt ist Oktober 2028 für die Inbetriebnahme anvisiert. Bis zum eigentlichen Baubeginn müsse die DB notwendige Vegetationsarbeiten und die Umsetzung zahlreicher Natur- und Artenschutzprojekte entlang der künftigen Strecke durchführen.

Dazu gehörten die Kontrolle bisheriger Lebensräume und Umsiedlung geschützter Säugetiere, Vögel und Reptilien ebenso wie das Anlegen von Interimsflächen für Mauereidechsen oder Haselmäuse. Diese Maßnahmen seien im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens festgeschrieben worden, teilt eine Sprecherin auf eine Anfrage unserer Zeitung vom 15. Mai jetzt mit.

Kosten für das Bahnprojekt dramatisch angestiegen

Dramatisch gestiegen sind die Kosten für das Projekt. Wie es nun heißt, kalkuliert die Bahn mit einem Investitionsvolumen von etwa 77,5 Millionen Euro für die Reaktivierung. Für die Verteuerung sorgten die nun eingeplante Wiederherstellung des Bahnübergangs Einöd, die Verlegung des Haltepunktes Beeden und daraus folgende Anpassungen der Infrastruktur (z.B. längere Stützwand), die Preissteigerungen am Markt bei Baumaterial und Planungsleistungen sowie die Anforderungen an den rechtlich gebotenen Schutz von Natur und Umwelt. Von den Kosten trage der Bund auf Basis einer Förderung nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) rund 90 Prozent der förderfähigen Kosten. Die verbleibenden Finanzierungsbeiträge teilten sich die Länder Rheinland-Pfalz, unter finanzieller Mitbeteiligung des Zweckverbands Verkehrsverbund Rhein-Neckar, und das Saarland, so die Bahn-Sprecherin weiter. Wer genau was zahlt, teilt die Bahn nicht mit. Damit bleibt auch unklar, was die Kommunen aufbringen müssen, um Infrastruktur wie Zufahrten zu den Bahnhaltepunkten herzustellen.

Geplant waren mal 39 Millionen Euro Kosten

Im Dezember 2022 standen 39 Millionen Euro im Raum, 2017 war die DB von 25 Millionen Euro ausgegangen. 2017, als sich das Saarland mit Rheinland-Pfalz auf die gemeinsame Reaktivierung der Strecke einigte, war auch der Betrag von 34 Millionen Euro Thema, allerdings nicht nur für den Bau: Rheinland-Pfalz hatte damals beschlossen, neben dem eigenen Anteil der Bau- und Planungskosten auch die Hälfte der saarländischen Baukosten und dazu die Hälfte der saarländischen Betriebskosten für die ersten 20 Betriebsjahre zu übernehmen. Danach, so die damalige Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, müsse man die Betriebskosten neu verhandeln. Im Juli 2020 hatte Rehlinger betont, das Saarland müsse für die Reaktivierung nur noch rund zwei Millionen statt ursprünglich geplanter 4,7 Millionen Euro aufbringen. Die Bahn betont in ihrer Antwort nochmals, dass sie ihre früheren Planungen „umfangreich erweitert und angepasst“ habe. Grund hierfür seien insbesondere zusätzliche Wünsche der Bürger zum Haltepunkt Beeden und Bahnübergang Einöd gewesen. Die Anregungen seien im Planrechtsprozess aufgekommen, der Voraussetzung für den Streckenausbau ist.

Bahn: Reaktivierung ist wichtige Maßnahme

Die Reaktivierung der Strecke Homburg – Zweibrücken sei „eine der wichtigsten Infrastrukturmaßnahmen für die Verbesserung des länderübergreifenden SPNV. Das rheinland-pfälzische Zweibrücken und die Gemeinden entlang der Strecke profitieren von dem Erfolgsangebot S-Bahn-Rhein-Neckar“. Zudem werde ein besserer Zugang zum Fernverkehr in Kaiserslautern sowie zum SÜWEX (RE1) in Homburg geschaffen. Umgekehrt könnten die Anliegergemeinden der „Saar-Pfalz-Strecke“ zukünftig unkompliziert die Rosenstadt und die dort angebotenen Nahverkehrsverbindungen erreichen.