25.10.2022 - Die Rheinpfalz

Pfalz bekommt Direkt-ICE nach München

Mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember fährt erstmals ein direkter ICE von Saarbrücken durch die Pfalz in die bayerische Landeshauptstadt. Der Zug hält auch in Homburg, Kaiserslautern und Neustadt. Von Mannheim gibt es dann sogar mehrere zusätzliche Direktzüge nach München.
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Mit dem Beginn des Jahresfahrplans 2023 am 11. Dezember 2022 wird die Neubaustrecke von Wendlingen nach Ulm in Betrieb genommen. Die für Tempo 250 trassierte Schnellstrecke erlaubt eine deutlich schnellere Fahrt als die alte Strecke durchs Filstal und über die Geislinger Steige. Eine Fahrzeitverkürzung um rund 30 Minuten ergibt sich zwischen Stuttgart und Ulm allerdings erst mit der Inbetriebnahme des neuen Stuttgarter Tiefbahnhofs, die für Ende 2025 geplant ist. In der nun beginnenden Übergangszeit ergeben sich durch die Fahrt über die Schnellstrecke meist Fahrzeitverkürzungen um rund zehn bis 15 Minuten, weil es bei der Ein- und Ausfädelung auf die neue Strecke bei Wendlingen einige Komplikationen gibt. Deshalb fährt künftig auch ein Teil der Fernreisezüge zunächst weiter über die alte Strecke.

Mehr Züge zwischen Stuttgart und München Die Deutsche Bahn (DB) nutzt die zusätzliche Infrastruktur zwischen Stuttgart und Ulm dafür, das Zugangebot zwischen Stuttgart und München aufzustocken. In diesem Kontext steht auch die Einführung des neuen ICE 563 von Saarbrücken nach München mit Halt in Homburg, Kaiserslautern und Neustadt. Dafür wird das bisherige Zugpaar 2058/2059 von Saarbrücken nach Stuttgart und zurück nach München verlängert und bei der Hinfahrt etwas früher gelegt. Abfahrt in Kaiserslautern ist beispielsweise statt bisher um 9.37 Uhr schon um 9.11 Uhr. In Homburg fährt der Zug um 8.49 Uhr ab, in Neustadt um 9.37 Uhr, planmäßige Ankunft in München ist um 12.57 Uhr. Der Gegenzug ICE 562 fährt um 15.02 Uhr ab München und hält ebenfalls in Neustadt, Kaiserslautern und Homburg. Beide Züge fahren über die neue Schnellstrecke Wendlingen–Ulm. Das Gleiche gilt für die vom Intercity (IC) zum ICE hochgestuften Züge der Linie von Karlsruhe nach München. Sie bildet mit dem Zugpaar von und nach Saarbrücken einen Zwei-Stunden-Takt auf dem Abschnitt zwischen Stuttgart und München.

Der ICE 563 ist allerdings von Kaiserslautern nach München nicht nennenswert schneller als der auch weiterhin angebotene Eurocity (EC) 217, der ab Kaiserslautern um 6.23 Uhr fährt und München planmäßig um 10.10 Uhr erreicht. Lediglich der Gegenzug ICE 562 ist mit drei Stunden und 31 Minuten auf der Strecke von München nach Kaiserslautern knapp eine Viertelstunde schneller als der EC 216, der planmäßig ab München um 17.47 Uhr fährt und Kaiserslautern um 21.32 Uhr erreicht. Für Mannheim ist der neue ICE von Saarbrücken nach München nur einer von mehreren neuen Direktzügen in die bayerische Landeshauptstadt. Wenn das Zugangebot nicht gerade wegen Bauarbeiten und dadurch ausgelöste Umleitungen reduziert wird, gibt es künftig zusätzlich zu dem stündlichen Direkt-ICE nach München alle zwei Stunden noch einen weiteren. Diese Züge fahren zwischen Stuttgart und Ulm ebenfalls über die neue Schnellstrecke.

Veränderungen auf der ICE-Linienführung in Richtung Nordwesten sind nicht durch eine neue Strecke ausgelöst, sondern durch die Auslieferung neuer ICE-4-Garnituren. Sie ermöglichen, dass Züge der Linie aus Basel, die bisher nur bis Köln fuhren, über Dortmund und Münster nach Hamburg verlängert werden. Dadurch gibt es ab Mannheim nun stündlich eine Direktverbindung nach Münster und Osnabrück, die dank der Fahrt über die Schnellstrecke Köln–Rhein/Main rund eine Stunde schneller ist als die bisherigen IC-Züge durchs Rheintal. Diese ICE-Züge bieten auch eine stündliche Direktverbindung von Mannheim nach Bremen. Es gibt zwar schnellere Verbindungen mit Umsteigen in Hannover, aber vielen Reisenden dürfte angesichts vermiedenem Umsteigen mit Anschlussrisiko ein Direktzug trotz etwas längerer Fahrzeit lieber sein.

Kommentar Ein Gewinn für die Pfalz

Von Eckhard Buddruss

Der neue ICE nach München ist eine schöne Aufwertung gerade für die vom Fernverkehr vernachlässigten Bahnhöfe Neustadt und Homburg.

Die Aufnahme des ICE-Verkehrs nach Paris war zwar ein Fortschritt für Kaiserslautern, aber Neustadt und der für Teile der Westpfalz wichtige Bahnhof Homburg haben dadurch einen großen Teil ihrer Fernzug-Halte verloren. Der erste ICE nach München bringt für sie nun wieder eine erfreuliche Aufwertung, auch wenn die Fahrzeit des neuen Zugs bei der Hinfahrt kaum kürzer ist als bei dem bisher schon angebotenen Eurocity. Für viele Reisende ist die Abfahrtszeit des neuen ICE aber sicher angenehmer als die des EC 217 am frühen Morgen und die Zeitlage außerhalb der Verkehrsspitzenzeiten eröffnet wohl auch häufig Chancen auf günstige Sparpreis-Tickets. Eine zentrale Rolle spielt für die Region der ICE-Knoten Mannheim, an den wesentliche Teile der Pfalz über S-Bahn- und Regional-Express-Linien gut angebunden sind. Der Wert günstiger Anschlüsse wird aber dadurch geschmälert, dass deren Zuverlässigkeit oft durch Verspätungen gefährdet ist. Unter diesen Umständen werden Direktverbindungen wie der neue ICE 562/563 von vielen Reisenden zu Recht als besonders wertvoll empfunden.


Leserbrief

ICE-Strecke: „Bahnpolitisches Elend“

Zu „Pfalz bekommt Direkt-ICE nach München“ (25. Oktober):Schön, dass Pfälzer mit den Saarpfälzer Nachbarn künftig ab Saarbrücken mit einem täglichen Direkt-ICE wieder mit der bayrischen Hauptstadt verbunden werden. Das stimmt den Bahnfreund und den Pfälzer froh. Was einem aber beim genaueren Hinsehen auffällt, ist der große Bogen, den der ICE ab Neustadt nordwärts schlagen muss, um ins südliche München zu gelangen. An dem bereits hoch belasteten Bahnknoten Mannheim führt halt kein Weg vorbei.Ein erster Blick auf die Pfälzer Geografie könnte zwar zu der blauäugigen Frage führen: Warum fährt dieser ICE ab Neustadt eigentlich nicht besser, also direkter und auch schneller über Landau nach Karlsruhe, von wo man ja auch nach München käme? Liegen da nicht auch Schienen? Aber leider darf man so gar nicht fragen. Denn wer so fragt, verdrängt, dass an diesem konkreten Beispiel das ganze bahnpolitische Elend der deutschen Verkehrspolitik vergangener Jahrzehnte sichtbar wird.

Die Strecke von Neustadt vorbei am reizvollen Anblick des Haardtrandes bis runter zum Rhein bei Wörth ist weder mit einer Oberleitung ausgestattet, noch ist sie durchgängig zweigleisig und auf dem neusten technischen Stand. All dieser bahntechnische Fortschritt wurde hier seit vielen Jahren „erfolgreich“ verhindert. Auch künftig will man sich auf dieser Strecke lieber mit batteriebetriebenen Fahrzeugen bescheiden, obwohl deren Betrieb teurer ist als mit Elektrizität aus dem Fahrdraht. Schienenverkehrsfortschritte müssen leider anderswo bewundert werden. Neidvoll erinnert sich da der Freund der Bahn an Zeiten, in denen von Ostende über Saarbrücken, Landau, Germersheim und Stuttgart Fernzüge auf zweigleisiger Strecke nach München verkehrten. Der Pfälzer Mundartdichter Ludwig Hartmann hat diese Strecke besungen in seiner „Rääs nooch Minche“. Von Dergleichem aber darf nur geträumt werden in einem Land, in dem nichts mehr vorankommt.

Ulrich Mohr, Hochstadt


Siehe auch Nach Karlsruhe