31.12.2022 - Die Rheinpfalz
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Nach Umzug an den Bahnhof doppelt so viele Besucher
Ins neue Kleiderkaufhaus des Roten Kreuzes kommen auch gezielt junge Leute, die zum Beispiel Retro-Jeans suchen

Barbara Sittinger
Das Sozialkaufhaus des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist im September von der Fruchtmarktstraße an den Bahnhof umgezogen. Mit dem Umzug wurde auch das Konzept geändert, das Kaufhaus heißt jetzt „Kleiderkaufhaus“ und setzt einen Schwerpunkt auf gebrauchte Kleidung. Das kommt bei den Kunden gut an.

„Das Kleiderkaufhaus läuft sehr gut. Wir haben teilweise doppelt so viele Besucher wie vorher. Wir wissen gar nicht genau, warum, aber wir freuen uns, dass es so ist“, sagt DRK-Kreisverbandsgeschäftsführer Hans Prager auf Anfrage. Es könne mit den guten Parkmöglichkeiten am Zweibrücker Bahnhof zu tun haben oder auch mit dem Reparatur-Café, „weil da jetzt Leute kommen, die das vorher noch nicht so kannten“, vermutet Prager. Kleiderkaufhaus und Reparatur-Café teilen sich die Räume im Erdgeschoss; wenn man vor dem Bahnhof steht, ist das auf der linken Seite. Prager sieht einen weiteren Pluspunkt in der Qualität des Angebots: „Wir haben viele Sachen in sehr gutem Zustand. Und es kommen jetzt auch junge Leute, die sich bei uns Retro-Jeans kaufen, Thema Nachhaltigkeit.“

Die DRK-Kleiderkammer besteht seit 1981; sie hat seitdem viele Umzüge erlebt und war zuletzt in der Fruchtmarktstraße. Der Raum im Bahnhof ist deutlich größer und heller. Dort können die Kleider auch besser präsentiert werden. Geschirr und Haushaltswaren gibt es seit dem Umzug kaum mehr. Der Schwerpunkt liegt auf gut erhaltener Kleidung, dazu etwas Bettwäsche und Tischwäsche. Das Rote Kreuz betreibt im Bahnhof schon einen Backshop, einen Kiosk, einen Fahrkartenschalter und eine Postfiliale. Dort findet man auch einen Servicepunkt der RHEINPFALZ, wo man beispielsweise Anzeigen aufgeben kann.

Ende Oktober hat der Rotkreuzverband Südwestpfalz eine Werbeaktion gestartet, um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im sozialen Bereich zu gewinnen. Laut DRK-Geschäftsführer Hans Prager haben sich zwölf Leute gemeldet, „quer durch alle Altersklassen“; ein erstes Treffen habe bereits stattgefunden. Es habe sich gezeigt, so Prager, dass die meisten im Bereich Kinderbetreuung, als Leseoma oder Leihopa mitarbeiten möchten; zwei hätten sich für Seniorenbetreuung gemeldet, eine Person möchte in der Blutspende tätig werden und eine weitere Seniorenkurse für Handys und Tablets anbieten. „Diese Leute arbeiten dann in einem bestimmten Bereich ehrenamtlich mit und werden von Hauptamtlichen angeleitet“, erklärt Prager.

Hintergrund für die Werbeaktion waren laut Prager „zunehmende soziale Probleme, die es nicht nur in Großstädten oder in anderen Ländern gibt, sondern auch hier bei uns“. Auch hier lebten Menschen an der Armutsgrenze, wüssten alleinerziehende Elternteile nicht, was sie tun sollen, wenn der Kindergarten geschlossen ist. Die neuen Helfer würden „im direkten sozialen Dienst am Menschen“ eingesetzt, betont Prager, nicht im Sanitätsdienst.

„Wir haben am 13. März die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen und versorgt. Das Thema hat uns das ganze Jahr über schon sehr beschäftigt“, erinnert der Geschäftsführer. Dazu wurde in der Ontariostraße eine Notunterkunft eingerichtet. Mittlerweile ist die Zahl der Bewohner stark zurückgegangen. „Wir hatten zeitweise fast 80 Leute in der Unterkunft. Jetzt sind es noch 22“, sagte Prager vor Weihnachten. Die meisten seien in anderen Unterkünften untergekommen. Und auch wenn die verbliebenen 22 Personen alleine zurechtkämen, werde weiterhin eine Kinderbetreuung angeboten, „damit jemand da ist, wenn die Muttis mal einen Termin haben“.