02.12.2022 - Die Rheinpfalz
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S-Bahn-Verlängerung nach Zweibrücken verzögert sich bis 2026

Gerhard Müller
Mitte Mai 2025 wollte die Deutsche Bahn die wiederbelebte Strecke Homburg - Zweibrücken in Betrieb nehmen. Jetzt lässt sie mitteilen, dass die ersten Züge erst 2026 rollen können. Etwa anderthalb Jahre später als vorgesehen. Durch die Reaktivierung der Bahnstrecke nach Homburg werde Zweibrücken „voll in das Erfolgsangebot der S-Bahn Rhein-Neckar integriert“, schrieb Oliver Schumacher, Sprecher der Deutschen Bahn in Berlin, am Freitag in einer Presseerklärung. Nachdem die Genehmigungsplanung für den Ausbau der bislang brachliegenden Schienenstrecke auf rheinland-pfälzischem Gebiet abgeschlossen sei, müssten jetzt noch einige Wünsche und Anregungen eingearbeitet werden, die auf saarländischer Seite von Anwohnern geäußert wurden – im Zuge der Bürgerbeteiligung.

Vor allem an einem Bahnübergang bei Einöd und am wiederzubelebenden Haltepunkt Beeden sind noch Änderungen nötig. Wünsche aus der dortigen Bevölkerung zu erfüllen, so Schumacher, werde „die Vorbereitungszeit zum Bau der Strecke geringfügig verlängern“. Nun erwarte die Deutsche Bahn (DB), „dass die ersten Züge voraussichtlich 2026 über die Strecke rollen können, also etwa eineinhalb Jahre später als ursprünglich geplant“. Die Kostenkalkulation von 39 Millionen Euro müsse „aufgrund der zusätzlichen Projektbestandteile, Auflagen aus der Planfeststellung und möglicher Preissteigerungen am Markt noch einmal überprüft und gegebenenfalls angepasst werden“.

Bahnübergang ist existenziell

Im sogenannten Planrechtsverfahren durfte die Bevölkerung ihre Vorstellungen und Anregungen einbringen. Davon hat unter anderem die Einöderin Stephanie Linn Gebrauch gemacht. Ihr Zucht-, Ausbildungs- und Pensionsreitstall mit 45 Pferden liegt unweit der Bahnstrecke. Vor anderthalb Jahren hieß es, dass ein beschrankter Bahnübergang zwischen Ingweiler- und Raiffeisenstraße wegen des Bahnstrecken-Ausbaus entfernt werden müsse. Doch dieser Bahnübergang ist für Stephanie Linns Reitstall existenziell: Er bildet den einzigen Zugang für ihre Tiere zu den Koppeln und Weiden, die Linn und andere Pferdebesitzer südlich der Raiffeisenstraße gepachtet haben. Wären die Koppeln nicht mehr erreichbar, hätte dies eine artgerechte Pferdehaltung unmöglich gemacht. Nun hat die Deutsche Bahn im Planfeststellungsverfahren auf die Einwände von Linn und ihren Mitstreitern reagiert. Oliver Schumacher: „In Abstimmung mit den Ländern Saarland und Rheinland-Pfalz sowie den Zweckverbänden VRN und ZSPNV Süd bleibt der Bahnübergang nun doch erhalten.“ Die DB werde ihn nur um zehn Meter verschieben.

Die zweite Änderung: Ebenfalls auf Vorschlag von Anwohnern wird in Beeden der dortige Bahnhaltepunkt an seinem ursprünglichen Standort nahe der Jägerhausstraße reaktiviert – anders als bislang vorgesehen. Und ein angrenzender Bahnübergang werde um einen Fuß- und Radweg ergänzt, was einen leichteren, barrierefreien Zugang zum Bahnsteig ermögliche.

Inbetriebnahme mitten im Jahr?

Auf RHEINPFALZ-Nachfrage bittet Bahn-Pressesprecherin Claudia Münchow um Verständnis für den zeitlichen Verzug bei der Streckenreaktivierung, der sich aus der nötig gewordenen Umplanung ergebe. Statt schon 2025 werde man daher voraussichtlich erst im Folgejahr mit der Bahn von Homburg nach Zweibrücken und umgekehrt fahren können. Ende 2026? „Vielleicht klappt es sogar noch ein bisschen früher“, mag Münchow nicht ausschließen. „Wenn der Ausbau abgeschlossen ist, können wir die Strecke auch mitten im Jahr in Betrieb nehmen. Wir müssen dann nicht unbedingt erst bis zum nächsten Fahrplanwechsel warten.“

Das Planungs- und Genehmigungsverfahren müsse man wegen der Änderungen nicht mehr ganz neu aufrollen. „Das passiert alles innerhalb des schon laufenden Verfahrens“, so Münchow. Wie sehr der bisherige Kostenplan überschritten wird, lasse sich noch nicht sagen.

Zugang zu Pferdekoppeln ist gesichert

In Einöd freut sich Stephanie Linn darüber, dass sie und ihre benachbarten Pferdehalter Erfolg mit ihrer Initiative zum Erhalt des Bahnübergangs haben. „Wir haben unser Ziel erreicht; nun erreichen wir auch in Zukunft unsere Koppeln und Weiden.“ Mit einer Online-Petition und einer Unterschriftenliste hatten Einöder für den Übergang gekämpft. Dieser ist auch Teil eines wichtigen Fußwegs zum evangelischen Kindergarten. Stets hatten Linn und ihre Mitstreiter betont, dass sie die Wiederbelebung der Bahnstrecke ausdrücklich befürworten. Nur ihren Bahnübergang, den wollten sie eben behalten.


Pressemittelung der Deutschen Bahn
Reaktivierung der Strecke Homburg – Zweibrücken: Zusätzliche Wünsche der Bürgerinnen und Bürger in Planung berücksichtigt