18.10.2022 - Die Rheinpfalz
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Outlet-Sonntage: Warum die Grünen nicht klagen

Landesvorsitzende würden Regionalexpress durchs Schwarzbachtal begrüßen – Zu Besuch in Zweibrücken und Hornbach
Von Thomas Büffel

Ein schneller Zug von Saarbrücken über Zweibrücken nach Karlsruhe wäre eine Bereicherung für die Region. Das sagen die Vorsitzenden der rheinland-pfälzischen Grünen.

Für eine solche Verbindung macht sich der Zweibrücker Verein zur Förderung des Schienenverkehrs stark. Dieser Zusammenschluss von Bahnfreunden hat durch seinen Einsatz über zwei Jahrzehnte maßgeblich dazu beigetragen, dass ab 2025 wieder Züge zwischen Zweibrücken und Homburg fahren. Mittlerweile denken die Schienenfreunde schon an den nächsten Schritt: Ein Regionalexpress von Saarbrücken durchs Schwarzbachtal nach Karlsruhe. Während die Regionalbahnen unterwegs an allen Bahnhöfen halten und lange Fahrtzeiten haben, stoppt der Regionalexpress nur an ausgewählten Zwischenhalten. Dabei zählt er trotzdem zum Nahverkehr. Man kann diese Züge auch mit Fahrkarten wie dem Job-Ticket und den Schülerkarten nutzen.

Die Grünen-Landesvorsitzenden Natalie Cramme-Hill aus Trier und Paul Bunjes aus Kaiserslautern würden einen solchen Regionalexpress begrüßen. Das sagten sie gestern Mittag im Gespräch mit der RHEINPFALZ. „Das wäre sicher eine Bereicherung für viele Menschen“, sagte Bunjes. Prinzipiell setze sich die Partei für eine Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs ein. Dazu zähle auch die Reaktivierung der Wieslauterbahn zwischen Hinterweidenthal und Bundenthal, die derzeit angegangen wird.

Mit Zug und Bus von Trier nach Hornbach Natalie Cramme-Hill war auch mit dem Regionalexpress angereist – von Trier nach St. Ingbert, wo sie in die Regionalbahn nach Zweibrücken umstieg. Mit dem Bus fuhr sie weiter nach Hornbach. Dort sprachen die Grünen – neben den Landesvorsitzenden Vertreter aus Stadt und Verbandsgemeinde – mit Bürgermeister Reiner Hohn über die geplante Photovoltaik-Anlage, die dort auf einer Fläche von etwa 30 Fußballfeldern – 20 Hektar – entstehen soll.

Fred Konrad, Grünen-Fraktionssprecher im Verbandsgemeinderat Zweibrücken-Land, forderte, dass die Städte und Gemeinden sich stärker als Einheit präsentieren, wenn solche Vorhaben geplant werden. Derzeit würden die Investoren Einzelverträge mit den Grundstücksbesitzern abschließen. Würden sich die Besitzer vorher zusammentun und ihre Flächen gemeinsam vermarkten, könnten sie deutlich bessere Pachtpreise erzielen, ist er sich sicher. Außerdem könnte man dann Anreize für die Leute vor Ort schaffen, etwa durch günstigeren Strom, und so die Akzeptanz erhöhen. Beim Ausbau der Windkraft seien die großen Firmen noch mehr darauf bedacht gewesen, schnell Verträge abzuschließen, da sich weniger Flächen für Windräder eignen als für PV-Anlagen. „Wir müssen schauen, dass sich diese Fehler bei der Photovoltaik nicht wiederholen“, sagte Konrad.

Verkaufsoffener Sonntag an Muttertag Die erweiterten Sonntagsöffnungszeiten im Zweibrücker Outlet sehen die beiden Landesvorsitzenden kritisch. Dennoch wollen die Grünen nicht gegen die Landesverordnung vorgehen, die dem Outlet erlaubt, häufiger sonntags zu öffnen als andere Geschäfte. Diese Öffnungszeiten seien lokal gewollt und akzeptiert. Cramme-Hill sagte, sie sehe Sonntagsöffnungszeiten „prinzipiell kritisch“. Sie gingen sehr oft zu Kosten der Frauen, die im Einzelhandel arbeiten. Eine Art trauriger Höhepunkt sei einmal ein verkaufsoffener Sonntag am Muttertag gewesen. Paul Bunjes erinnerte daran, dass er als Mitglied des Kaiserslauterer Stadtrats eine Resolution gegen die Erweiterung des Zweibrücker Outlets mitbeschlossen hat, zeigte aber aus Sicht des Landesvorsitzenden Verständnis für die Zweibrücker, für die die Sonntagsöffnungszeiten wichtig seien. Grundsätzlich müsste man eine Landesverordnung, die möglicherweise rechtlich nicht haltbar ist, auf den Prüfstand stellen, unabhängig davon, ob das für jemanden einen Nachteil bedeuten würde, räumte er ein. Die Sonderregelung wurde durch die Linienflüge möglich, die es nun nicht mehr gibt. Bunjes zog einen Vergleich: Nur weil es in Hornbach noch ein Gebäude gibt, in dem früher mal der Bahnhof war, dürfe er dort auch nicht sonntags einen Laden öffnen, wie er es am Kaiserslauterer Hauptbahnhof dürfte.