10.08.2022 - Die Rheinpfalz - Zum Artikel

Schneller nach Landau als über die B10

Von Zweibrücken mit dem Zug nach Italien? Geht. Ist aber noch etwas umständlich. Eine Gruppe von Bahnfreunden setzt sich dafür ein, dass es einfacher wird. Nicht wegen Italien. Sondern, weil das auch Vorteile für viele andere Bahnreisende hätte.
Von Thomas Büffel

Zweibrücken/Südwestpfalz. Im Mai 2025 sollen wieder Züge von Zweibrücken nach Homburg fahren. Dafür hat der Verein zur Förderung des Schienenverkehrs in und um Zweibrücken ein Vierteljahrhundert gekämpft. Mittlerweile hat der Verein, dessen Vorsitzender Bernhard Marschall aus Rieschweiler-Mühlbach kommt, schon das nächste Ziel ins Auge gefasst – und das zu erreichen sei einfacher als die Reaktivierung der Strecke nach Homburg: ein Regionalexpress von Saarbrücken über Zweibrücken bis Karlsruhe.

Franck: Besser in Karlsruhe umsteigen als in Mannheim
In 38 Minuten ohne Umstieg von Zweibrücken nach Kaiserslautern – der S-Bahn-Anschluss sei „ein großer Fortschritt“, findet der Zweibrücker Dieter Franck. Aber er decke nicht alle Bedürfnisse ab. Wer zum großen Knotenbahnhof Mannheim möchte, der muss entweder umsteigen oder eine längere Fahrtzeit in Kauf nehmen. Denn die S-Bahn fährt dann zwar durchgängig von Zweibrücken über Homburg, Kaiserslautern, Ludwigshafen, Mannheim und Heidelberg bis nach Osterburken in Baden-Württemberg. Aber sie hält an jedem Bahnhof und braucht von Homburg bis Mannheim eine Stunde und 40 Minuten. Der wesentlich schnellere Regionalexpress, der von Koblenz über Trier und Saarbrücken kommt, schafft die Strecke Homburg-Mannheim in einer Stunde und zehn Minuten. Er hält dafür wesentlich seltener, meist nur in Landstuhl, Kaiserslautern, Neustadt und Ludwigshafen, spät am Abend auch an kleineren Bahnhöfen, darunter Bruchmühlbach-Miesau. Dazu kommt: Ein Regionalexpress ist oft schicker und bequemer als die S-Bahn. In Rheinland-Pfalz und dem Saarland gibt es über 20 Regionalexpress-Linien, die teilweise auch bis nach Nordrhein-Westfalen und Hessen führen, darunter von Saarbrücken über Neunkirchen nach Frankfurt. Dieter Franck, der sich nicht nur bei den Schienenfreunden engagiert, sondern auch Mitglied bei der Zweibrücker FDP ist, verweist darauf, dass das Grenzland zu Frankreich noch ein weißer Fleck ist. Mit einer Direktverbindung von Saarbrücken nach Karlsruhe kämen die Zweibrücker zwar nicht direkt mit dem schnellen Regionalexpress nach Mannheim, aber Franck hält Karlsruhe sowieso für „deutlich überlegen“. Von dort sei es wesentlich näher nach Basel, in den Rest der Schweiz und sogar nach Italien.

Francks Vorstellung: Die Züge könnten in Saarbrücken starten und in St. Ingbert, Zweibrücken, Pirmasens Nord, Landau und weiter östlich halten. Eventuell auch in Annweiler, dort hätten schon früher die Direktzüge nach München gehalten. In Landau könnte der Zug mit dem Regionalexpress gekoppelt werden, der bereits von Kaiserslautern über Neustadt nach Karlsruhe fährt. Weil die Strecke nicht durchgängig elektrifiziert ist, könnten sogenannte Hybrid-Züge eingesetzt werden. Die fahren entweder mit Strom aus der Oberleitung oder aus einem Akku.

Es gibt ein Problem, aber das lässt sich lösen
Ein Problem: Die Strecke wird schon jetzt im Stundentakt befahren, und sie ist größtenteils einspurig. Zwischen Saarbrücken und Pirmasens sind im Regelfall immer vier Züge gleichzeitig unterwegs. Immer zwei davon treffen sich in Niederwürzbach und in Falkenbusch, wo die Haltepunkte zweigleisig sind. Der Zweibrücker Bahnhof hat drei Gleise. Zudem gibt es mehrere Gleise zwischen Rohrbach, St. Ingbert und Saarbrücken – die auch von den Zügen nach Homburg befahren werden – und an der Biebermühle am Bahnhof Pirmasens Nord, wo die Züge aus Richtung Pirmasens weiterfahren nach Zweibrücken/Saarbrücken, nach Kaiserslautern und nach Landau. Zwischen Pirmasens Nord und Landau gibt es weitere zweigleisige Bahnhöfe, zwischen Landau und Winden und ab Wörth ist die Strecke laut Franck zweigleisig. Das reicht aber nicht, damit die schnellen Regionalexpresse die langsameren Regionalbahnen überholen können. Komplett zweigleisig müsste die Strecke aus Francks Sicht nicht werden, aber sie müsste abschnittsweise ausgebaut werden. Ein Vorteil: Das dafür benötigte Gelände gehöre der Bahn bereits – ein Überbleibsel aus der Zeit, als die Strecke zwischen Rohrbach und Landau zweigleisig war. Da ein zweites Gleis zu bauen, sei relativ einfach: „Da ist nicht viel zu machen.“

Franck ist durchaus zuversichtlich, dass sich der Vorschlag in nicht allzu ferner Zukunft umsetzen lässt, auch wenn er keine Prognose abgeben möchte. Nur so viel: „Den Regionalexpress könnte man in wenigen Jahren haben.“ Im Gegensatz dazu sagt er: „Bis die B10 vierspurig ist bis Landau ..., da wage ich eine Prophezeiung, die ist bis 2040 noch nicht fertiggestellt.“

„So etwas könnte in fünf Jahren klappen“
Für ihre Idee werben Franck und seine Mitstreiter bereits bei saarländischen und rheinland-pfälzischen Politikern. Dabei kommt ihnen zugute, das mittlerweile drei Staatssekretäre in Berlin aus der Pfalz kommen – aus jeder Regierungspartei einer. Bundesverkehrsminister Volker Wissing ist Rheinland-Pfälzer, und seit der Landtagswahl im Frühjahr wird das Saarland wie Rheinland-Pfalz von einer SPD-Ministerpräsidentin regiert. Falle die politische Entscheidung, „könnte das ganz schnell gehen“, hofft Franck. Und nennt am Ende doch noch eine Zahl: „Unter günstigen Voraussetzungen könne so etwas in fünf Jahren klappen.“


Nach Karlsruhe