28.12.2021 - Die Rheinpfalz

Der neue „Bahnhof Muli sei Worschdbuud“

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Als Zweibrücken noch Zollstation zum Saarland war und wild geschmuggelt wurde, erinnert unser Kolumnist, der „Sepp vom Hallplatz“. Er witzelt auch über den neuen Haltepunkt am Rosengarten.

„Geschdern hammer uns de neie Bahnhof angeguggd. Un wie ma dord ware, ist grad aa noch e Zuch komm“, sagten die Nachbarn beim Zusammentreffen. „Wenichdens fa die Fußgänger werds besser, fa iwwer die Schdroß ze komme!“.

Wenn bei der Erwähnung des „Haltepunktes Rosengarten“ gegrinst wird, bleibt es nicht aus, dass die Frage kommt: „Warum dann ned Bahnhof Muli wie die Worschdbuud?“ Die Nachbarn wenigstens konnten sich die vertrauten Häuser vom Bahnsteig aus von hinten ansehen. Viel „Geschäftsbetrieb“ war leider nicht, man setzt aufs neue Jahr.

Auch unser Hauptbahnhof hat ja nach großem Auftrieb in den Nachkriegsjahren schon manche ruhigere Zeit erlebt. Damals, als die „Berchmannsziech“ noch ins abgetrennte Saarland fuhren und auf die Schichten der Bergleute ausgerichtet waren. Die Waggons hatten damals noch „Holzpolsterung“, aber sie waren voll besetzt, wenn die Onkels zu den Gruben König, Camphausen, Luisenthal oder anderen zur Arbeit mussten.

Im Saarland gab es nach dem Krieg Arbeit. In Zweibrücken dauerte es noch eine Weile, bis die Wohnblocks für die Militärs und ihre Familien aus Amerika, Kanada und Frankreich gebaut wurden und es auch hier genug Beschäftigung gab. Im Hauptbahnhof war eine eigene Unterführung für die Züge in das Nachbarland oder von dort – der Zollkontrolle wegen.

Mit großem Ideenreichtum wurde in den Bergmannszügen und den speziellen Kaffee-Sonderfahrten, nicht selten auch mit Musik, geschmuggelt. Da wurde oft schon um den Bahnhof herum gleich gezeigt, welche Dinge „ausm Saargebiet“ mitgebracht wurden. Nicht jeder konnte warten „bis deheem“.

Am Zweibrücker Rathaus gab es recht lange die Röchling-Bank, die von den grenzüberschreitenden Arbeiten bei ihrem Geschäft profitierte. Natürlich wurde es am Bahnhof – „Hauptbahnhof“ sagten nur die Überkorrekten – ruhiger, als die Grubenarbeiter sich mehr und mehr bei den einheimischen Autohändlern „versorgten“ und so unabhängig wurden von den Zugverbindungen. Für Betrieb in dem imposanten Bahngebäude, an dem der Zahn der Zeit zum Leidwesen der Gewobau mächtig genagt hat, sorgten die Gütertransporte: Für die Ferienreisenden galt es, rechtzeitig den Koffer „uffzegewwe“. Im linken Teil des Gebäudes war die Gepäckabfertigung, dort standen die Männer in ihren grauen Kitteln, die noch an den eingelieferten Stücken die handgeschriebenen Kofferanhänger mit dem Leimpinsel bearbeiteten: Eine Kontrollnummer wurde aufgeklebt; man war noch weit weg vom „dess skenne mir!“ von heute.

Man darf ruhig den „Bahnern“ von damals Lob zollen: Auch wenn die Bahnstation noch so klein war, das Gepäckstück kam korrekt und pünktlich an. Da musste auf allen Bahnhöfen schon ordentlich geschuftet werden. Das galt besonders für diejenigen, die auf dem Güterbahnhof arbeiteten. „Hasche mol gesien, was do alles uff denne Waggons steht?“ Für neugierige „Buwe unn Mäd“ war es beachtlich, wie viele Maschinen oder besondere Teile verladen wurden und was von Lanz, Dingler oder Pörringer & Schindler aus deren Fabriken kam.

Es lohnte sich, am Güterbahnhof auf der Lauer zu liegen. Und wenn es „nur“ große Autos waren, die sich um die Fracht kümmerten. Zudem fuhren in jener Zeit noch die Lastwagen der Kohlenhändler auf die öffentliche Waage, die am Anfang des Geländes „mid some kleene Heisje“ zu finden war.

Seit damals hat sich drumherum viel verändert, aber solch ein Bahnhof ist immer wichtig. Vielleicht eines Tages auch die Haltstelle Rosengarten. Man muss halt nur warten können.