24.02.2021
Die Rheinpfalz

„Neue Nahverkehrs-Ära“

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Am Dienstag hat die Saarbrücker Landesregierung einen neuen Verkehrsentwicklungsplan Öffentlicher Personennahverkehr beschlossen. Da steht auch die S-Bahn Homburg - Zweibrücken drin.
Von Gerhard Müller

Saarbrücken. Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) stellte den Plan gestern vor. Sie beschwor eine „neue Ära im öffentlichen Personennahverkehr im Saarland“, der „vor dem größten Aufbruch der vergangenen 20 Jahre“ stehe. Mit dem Ziel, den Nahverkehr „einfacher, günstiger, nachhaltiger und attraktiver zu machen“, gehe man in die Umsetzung. Das Papier soll saarlandweite Standards für die Nahverkehrsangebote des Landes auf Bahnstrecken und für alle ergänzenden regionalen Buslinien festlegen.

Kernpunkte seien neben einfacheren Tarifen mit günstigen Dauerkarten, Senioren-, Job- und Gruppenpreisen „die mögliche Reaktivierung von Bahnstrecken, der Ausbau von Haltepunkten sowie die Einführung einer S-Bahn für das Saarland“. Die Busnetze sollen dichter werden und enger an den Bahnverkehr anknüpfen. Die Ministerin: „Das komplizierte Wabensystem rückt in den Hintergrund.“

Anke Rehlinger: „Das bestehende Regionalbahnnetz im Saarland wird schrittweise zu einem integrierten S-Bahn-System ausgebaut. Dazu wird die Strecke zwischen Saarbrücken und Rohrbach teilweise mit zusätzlichen Gleisen und Ausweichstellen versehen.“ So werde man von Fernzügen unabhängig und mache regelmäßige Abfahrtszeiten und sogar einen Viertelstundentakt auf Hauptstrecken möglich. Die Saarbrücker Saarbahn werde in die S-Bahn integriert; die zu reaktivierenden Bahnstrecken kämen schrittweise dazu. Für die Saarbahn, die heute schon ins französische Saargemünd fährt, sei eine neue Linie nach Forbach denkbar.

Bahnstrecken wiederbelebenMit ihrem Nutzen-Kosten-Verhältnis von mindestens 1,0 kämen folgende stillgelegte Bahnstrecken „für eine Reaktivierung infrage“: Homburg - Zweibrücken (Nutzen-Kosten-Verhältnis bereits überprüft und bestätigt), Homburg - Blieskastel-Mitte, Merzig - Losheim und Saarlouis - Schmelz - Wadern/Lebach-Jabach. „Manche Maßnahmen lassen sich schneller realisieren, andere haben wegen umfangreicherer Planungen eine längere Vorlaufzeit“, sprach die Ministerin von „mittel- und langfristigen Strategien und Schritten“ zur Weiterentwicklung des Nahverkehrs.

Wie schnell und wie vollständig die Pläne verwirklicht werden können, hänge aber nicht zuletzt vom Geld ab. Bei gleichbleibender Finanzierung, so Rehlinger, könne man bei rund 20 Millionen Euro Investitionskosten und erwarteten jährlichen Betriebskosten von acht Millionen Euro etwa 6400 neue Fahrgäste pro Tag in Busse und Bahnen locken. Um sämtliche im Entwicklungsplan genannten Vorhaben zu realisieren, müssten 355 Millionen Euro ausgegeben werden, bei jährlichen Betriebskosten von 25 Millionen Euro. Davon dürfe man sich künftig 20 000 neue Fahrgäste pro Tag versprechen. Für die Investitionskosten – auch für die Streckenreaktivierung – sei eine Förderung von bis zu 90 Prozent vom Bund möglich.

Entwicklungsplan im Netz vep.saarland: "Entwurf des Verkehrs­entwicklungs­plans ÖPNV Saarland veröffentlicht"