12.01.2021
Pfälzischer Merkur

Hans Prager ist neuer Chef des DRK : Stärkerer Blick auf die Brennpunkte der Stadt

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Zweibrücken Mit Hans Prager ist ein echter Weltrekordler neuer Chef des DRK Südwestpfalz geworden. Wir sprachen mit ihm über seine Ziele. Von Mathias Schneck, Redakteur

Wenn im Fußball eine Mannschaft einen neuen Trainer erhält, jemanden, der in jüngeren Jahren selbst im Team als Spieler kämpfte und siegte – dann heißt es oft, der Neue habe „Stallgeruch“.

Stallgeruch – das ist etwas, was auch Hans Prager auf seinem neuen Posten reichlich anhaftet. Seit Jahresbeginn zeichnet er als neuer Chef des DRK-Kreisverbandes Südwestpfalz verantwortlich (wir berichteten bereits kurz). Prager folgt damit auf Mario Sauder, der im Unfrieden das DRK verlassen hat: Das DRK hatte Sauder fristlos gekündigt und ihn zudem wegen Untreue angezeigt (wir berichteten mehrfach).

Keine schönen Rahmenbedingungen für einen Wechsel. Aber was kann – um im Bilde des Fußballs zu bleiben – ein neuer Trainer dafür, wenn der Vorgänger vom Hof gejagt wurde? Prager ist nun der Neue. Und sein Stallgeruch ist deutlich. „Ich bin am 1. April 1979 ins DRK eingetreten“, sagt der 54-Jährige. Ein halbes Leben ist er nun also schon bei den Rotkreuzlern aktiv. Das ist mehr als Stallgeruch – Prager trägt den Stall praktisch auf seinen Schultern.

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Prager sagt, das DRK sei in Zweibrücken „gut aufgestellt“. Der Kreisverband zähle insgesamt 126 Mitarbeiter und habe damit eine „mittlere Größe“. Aber bezüglich des Zuständigkeitsgebietes (der Kreisverband betreut den gesamten Landkreis Südwestpfalz plus Lambsborn) sei er der drittgrößte in Rheinland-Pfalz. „Eine große Herausforderung ist der demographische Wandel“, sagt der neue DRK-Chef. Im Bereich der Senioren gebe es bereits ein breites Angebot des DRK, es gibt etwa eine ambulante Hilfe, einen Pflege- und einen Menü-Service.

„Aber was mir noch etwas zu kurz kommt, sind Kinder und Jugendliche.“ Es gebe soziale Brennpunkte in der Stadt, auf die noch stärker das Augenmerk zu richten sei. Es seien häufig Familien in finanziellen Nöten in diesen Brennpunkten auszumachen; Prager sieht in der Betreuung solcher Familien – er nennt als Schwerpunkte die Wohngebiete Wolfsloch, Breitwiesen und Canada-Siedlung – eine wichtige Fokussierung. Natürlich gebe es in den Breitwiesen bereits den DRK-Quartierstreff, der werde gut angenommen und sei bereits ein Schritt in die richtige Richtung. Aber die Ausrichtung dieses Treffs gehe primär Richtung Senioren. „2021 möchte ich etwas ähnliches für Kinder und Jugendliche anbieten“, sagt Prager.

Er spricht von einer „verstärkten Zusammenarbeit mit den Lern- und Spielstuben“, Ziel sei es, vor Ort Aktionen durchzuführen, mit denen Kinder und Jugendliche angesprochen würden.

Ein weiteres wichtiges Anliegen ist es dem DRK, benachteiligten Menschen eine Chance zu geben, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen: Stichwort Bahnhofs-Kiosk „Bummelzug“, Mobilitätszentrale samt Post gegenüber dieses Kiosks und Minigolfplatz an der Schließ. Mit der Entwicklung dieser Projekte zeigt sich Prager in hohem Maße zufrieden. Aktuell ist Corona eine enorme Herausforderung. Prager delegiert das mobile Impfteam der Stadt, hier wurde zuletzt viel Arbeit investiert.