04.01.2021
Die Rheinpfalz

Nicht alles Gute kommt von oben

Zum Artikel mit Fotos der Innenräume
(Text nur mit Rheinpfalz Plus lesbar)

Am Bahnhof wird demnächst wieder gearbeitet. Das Gebäude soll ans Stromnetz der Stadtwerke angeschlossen werden, die Gewobau steht kurz vor dem Kauf des Vorplatzes und des Parkplatzes. Beim Blick aufs Dach machen sich aber Sorgenfalten bei Geschäftsführer Jörg Eschmann breit.
Von Sven Holler

Die Eingangshalle ist hergerichtet. Das Deutsche Rote Kreuz betreibt im Innern des Bahnhofs den Backshop Bummelzug, die Post und stellt das Personal für Mobilitätszentrale des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar. Wenn alles glatt läuft, fährt Ende 2024 die erste S-Bahn aus Homburg in der Rosenstadt ein. Dem Kauf des Bahnhofs vor zwei Jahren begegnete Eschmann anfangs skeptisch, heute ist er froh, dass das 1872 errichtete Gebäude ins Eigentum der Gewobau übergegangen ist. „Der Kauf ist vielleicht nicht für die Finanzen der Gewobau gut, aber für die Bevölkerung und somit für die Stadt“, ergänzt Eschmann. Ein das stadtbildprägendes Gebäude bleibe somit der Stadt erhalten. Und die Zweibrücker könnten die Bahnhofshalle weiter nutzen.

Hohe Kosten für neues Dach Die städtische Wohnungsbaugesellschaft steht nun kurz vor dem Kauf des Bahnhofsvorplatzes, des Parkplatzes und Park-und-Ride-Parkplatzes – insgesamt 50 Parkplätze, davon zwei für Taxis, stehen zur Verfügung. Einen niedrigen sechsstelligen Betrag muss die Gewobau dafür aufbringen. „Den Parkplatz brauchen wir für die Vermarktung des Bahnhofs“, sagt Eschmann. Erstens: Sollte die Gewobau die Mietwohnungen herrichten, stünden den Mietern Stellplätze zur Verfügung – bis zu 14 Wohnungen können im Bahnhof eingerichtet werden, derzeit sind eine privat und eine gewerblich vermietet. Zweitens: Sollte sich ein größerer Gewerbebetrieb für die Immobilie interessieren, müssten auch dort Parkplätze angeboten werden. Doch das ist noch Zukunftsmusik.

Eine andere Änderung soll es demnächst schon geben: Derzeit kann auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof zwei Stunden kostenlos geparkt werden. „Wegen der Besucherströme bei der Postagentur wollen wir das Zeitfenster auf eine Stunde reduzieren“, sagt Eschmann. Der Park-and-Ride-Parkplatz soll in seiner jetzigen Form erhalten bleiben. Für die Besucher höchstens durch eine Baustelle sichtbar wird sein, dass der Bahnhof ans Netz der Stadtwerke angeschlossen wird. „Dafür müssen im Bahnhof die Verteilerkästen und Stromzähler neu gesetzt werden. In dem alten Gebäude ist das zeitlich aufwendig und teuer“, sagt Eschmann. Rund 150 000 Euro wird der Umbau kosten, der wohl noch einige Monate in Anspruch nehmen wird. Die Gewobau hat den Versorgungsvertrag mit der Bahn bis Juni 2021 verlängert.

In zeitlicher Ferne steht am denkmalgeschützten Bahnhof eine weitere Maßnahme an, die Eschmann die Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Auf Anfrage der RHEINPFALZ bestätigte er, dass das Dach des Bahnhofsgebäudes in den kommenden Jahren saniert werden muss. „Seit die Gewobau das Gebäude gekauft hat, wurde das Dach mehrfach geflickt“, so Eschmann. Kleinere Reparaturen reichten bald nicht mehr aus. Problem: Auf dem Dach liegen keine 08/15-Ziegeln, sondern Faser-Zementplatten. Die zu erneuern, würde einen hohen sechsstelligen Betrag kosten.“ Aktuell stöbern Gewobau-Mitarbeiter in den Fotoarchiven. Man habe gehört, dass das Dach vor dem Krieg mit normalen Ziegeln gedeckt gewesen sein soll. „Wenn wir das dem Denkmalschutz nachweisen können, können wir womöglich viel Geld sparen.“

Schimmel an den Wänden Wasser von oben ist ein weiteres Problem: Teile des Gebälks sind morsch, im Obergeschoss hat sich an den Wänden Schimmel gebildet. Alle Räume auf Vordermann zu bringen – auch die Heizungs- und Elektroleitungen sind Jahrzehnte alt – würde Hunderttausende, gar Millionen kosten. Geld, dass die Gewobau nach Aussage von Eschmann derzeit nicht hat. Andere Projekte wie die Canadasiedlung oder die Fasanerie verschlingen auch Millionen.

Bis ein Gesamtkonzept für das Vorhaben da ist, setzt die Gewobau auf eine schrittweise Instandsetzung mit von 50 000 Euro pro Jahr. Insgesamt, so schätzte Eschmann vor etwa einem Jahr, müsste die Stadttochter einen mittleren siebenstelligen Betrag aufbringen, um den Bahnhof komplett zu sanieren.