30.12.2019
Pfälzischer Merkur

„Kein Tag war, wie der andere, kein Termin wie der vorhergehende
Anekdoten aus dem Pressefotografen-Leben

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Zweibrücken/Hornbach. Jo Steinmetz stellt am 3. Januar im Zweibrücker Bahnhofsgebäude sein Buch „Verheiratet mit der Zeitung“ vor. Von Cordula von Waldow

„Mach‘ mol e Foddo, Jo!“ Mit diesem Satz seines damaligen Arbeitgebers kam Jo Steinmetz zur Fotografie. Der bekannte Presse-Fotograf begann Mitte der 80er Jahre seine Ausbildung zum Druckvorlagenhersteller im ehemaligen Werbestudio Bischoff in Zweibrücken. Heute entspräche diese Ausbildung dem Beruf des Mediengestalters. Sein damaliger Lehrherr Dieter Bischoff gab in jenen Zeiten die monatlich erscheinende Werbezeitung „Zweibrücker Journal“ heraus mit einer Auflage von 25 000 Stück im Vierfarbdruck – damals eine ganz große Novität.

Jo Steinmetz entwickelte nicht nur Freude an grafischem Design und Texten, sondern entdeckte auch seine Lust am Fotografieren. Sein bester Freund und Namensvetter Joachim besaß bereits eine umfangreiche Kameraausrüstung, und so sprang der Funke zu Steinmetz über. Gleichzeitig wurde Jo Steinmetz‘ erste große Liebe zu seinem Privatfotomodell und begehrtesten Objekt vor seiner Kameralinse, erinnert sich der 57-Jährige an den Beginn seiner langjährigen Karriere als Zeitungsfotograf. Learning by doing, war der Autodidakt bald bei allen Kollegen und auch den beiden Zweibrücker Tageszeitungen bekannt und beliebt. Über Urlaubsvertretungen und Aushilfe im Notfall fasste er Fuß im Tageszeitungsgeschäft. 1988 schoss er als Hobbyfotograf seine ersten Fotos für die Zweibrücker Rheinpfalz-Redaktion, und schon zwei Jahre später wurde Steinmetz deren hauptberuflicher Bildjournalist.

Von da an eroberte der Hornbacher endgültig Sportstadien, Unternehmen, die Vereinswelt, das Zweibrücker Rathaus, die Innenstadt und das Land, fotografierte Menschen, Tiere, Sensationen. Dabei erlebte der sympathische Fotograf eine Vielzahl an Ereignissen, spannende, interessante, dramatische, amüsante, skurrile, spektakuläre. „Kein Tag war, wie der andere, kein Termin wie der vorhergehende oder nachfolgende. Da läuft oft nix wie geplant“, beschreibt er sein aufregendes Leben.

Eine Vielzahl seiner Erlebnisse hat er jetzt in seinem Buch „Verheiratet mit der Zeitung“ zusammengestellt. Wie kommt man als Fotograf auf die Idee, ein eigenes Buch zu schreiben? Den Impuls gab 2015 ein Interview mit Lars Lunova, Drummer bei der Zweibrücker Band Sin City, dem Jo Steinmetz beiwohnte. Lunova hatte im ersten Teil seiner Autobiographie „Rock‘n’Roll Niemandsland“ geschildert, wie es ist, seine eigene Band auf die Beine zu stellen und welche Arbeit dahintersteckt, diese am Laufen zu halten. „Ich habe genauso viel Kurioses erlebt, das erzählenswert ist“, stellte Jo Steinmetz fest. Die Idee zu einem eigenen Buch war geboren. Kurz entschlossen, begann der schreibende Fotograf, seine Erlebnisse in Geschichten zu fassen. In den nächsten Monaten war das Handy-Diktaphon sein wichtigster Begleiter, denn immer wieder spülten Begegnungen, Orte oder Umstände Erinnerungen hoch. Steinmetz: „Es war keine Herausforderung, Stoff zu finden, sondern unter der Vielzahl auszuwählen!“. Weit mehr als 100 Episoden aus seinem kunterbunten Leben als Zeitungsfotograf hat er ausgewählt und auf den Punkt gebracht: von wenigen pointierten Sätzen bis hin zur Mini-Kurzgeschichte. Etwa die von dem Opa im Kleiderschrank, der sich nicht zu seinem 90. Geburtstag fotografieren lassen wollte. Oder von seiner nahen Begegnung mit der Striptease-Tänzerin in der Bikerkneipe Route 66.

Natürlich gewähren die 30 Jahre Berufs- und Lebensgeschichte auch manchen Einblick hinter die Zeitungs-Kulissen. In den Anfangsjahren musste an so manchem Tag nach einem aktuellen Termin noch schnell ein Foto per Taxi von Zweibrücken zum Hauptsitz der Rheinpfalz nach Ludwigshafen chauffiert werden, um tags darauf druckfrisch zu erscheinen. Auch eine Liste der lustigsten Druckfehler oder Aprilscherzen lässt herzhaft auflachen. Steinmetz will mit seinen Geschichten vor allem eines: gut unterhalten. Er gehört zu den Menschen, die auch über sich selbst lachen können. So berichtet er ungeniert auch von den Fettnäpfchen, „die er „nicht ausgelassen“ habe, etwa von „ Hallo, Ra(e)iner“. Die – vorab gestattete – namentliche Erwähnung von rund 80 Freunden, Bekannten, Kollegen oder Geschäftspartnern machen das 212 Seiten lange Werk zu einem Stück Zeitgeschichte. Verlegt ist das Buch beim Self-Publishing-Dienstleister „Tredition“.

Lesung: Gleich im neuen Jahr liest der Autor selbst seinem Publikum daraus vor: Am Freitag, 3. Januar, um 19 Uhr in der Kult(o)urhalle im neu gestalteten Zweibrücker Bahnhofsfoyer (für die Veranstaltung wird trotz der Weihnachtsferien-Sperrung geöffnet). Die Bewirtung übernimmt das Deutsche Rote Kreuz, die musikalische Umrahmung die 2nd Brigdes Blues Band. Der Eintritt zu der Autorenlesung ist frei.