13.12.2019
Die Rheinpfalz

Wichtige Weichenstellung vor Weihnachten

Am 18. Dezember Entscheidung über Bahnnetz in West- und Südpfalz – Berufsverkehrszüge nach Dahn geplant
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. In der kommenden Woche stehen in der Pfalz wichtige Weichenstellungen für die Zukunft des regionalen Bahnverkehrs an. Auf den meisten nicht elektrifizierten Bahnstrecken der West- und Südpfalz sollen Akku-Hybrid-Triebwagen die bisher eingesetzten Diesel-Fahrzeuge ablösen. Dabei sehen die Planungen erstmals Berufsverkehrszüge zwischen Dahn und Landau vor.

Am 18. Dezember beschäftigt sich in Neustadt die Versammlung des für den regionalen Bahnverkehr in der Pfalz zuständigen Zweckverbands erneut mit der Neuausschreibung des Betriebs im West- und Südpfalznetz. Der Verkehrsvertrag, der den Betrieb dort derzeit regelt, läuft noch bis Ende 2023.

Am 17. Mai hatte die Versammlung des Zweckverbands bei einer Sitzung in Bad Dürkheim bereits eine Grundsatzentscheidung für die Akku-Hybrid-Triebwagen und gegen die konkurrierende Brennstoffzellentechnik getroffen. Dieser Entscheidung lag eine entsprechende Empfehlung in einem Gutachten zugrunde, das Arnd Stephan, Inhaber des Lehrstuhls für Elektrische Bahnen an der Technischen Universität Dresden, selbst in Bad Dürkheim vorstellte und erläuterte.

Akku-Hybridtriebwagen können Strom sowohl aus einer Batterie als auch aus einer Oberleitung ziehen. Sie eignen sich deshalb besonders für Linien, auf denen Teilabschnitte elektrifiziert sind wie beispielsweise die von Kaiserslautern über Landstuhl nach Kusel oder von Kaiserslautern über Neustadt nach Karlsruhe. Bei der Versammlung in Bad Dürkheim wurde im Mai allerdings auch beschlossen, dass vor einer definitiven Entscheidung noch einmal ein Kostenvergleich zwischen Akku-Hybrid-Fahrzeugen und neuen Dieseltriebwagen erfolgen soll.

Vorgesehen ist der Einsatz der Akku-Hybrid-Triebwagen auf den Regionalbahn-Linien von Kaiserslautern nach Kusel, Lauterecken und Pirmasens, von Pirmasens nach Landau und Saarbrücken, von Winden nach Bad Bergzabern sowie auf den Regionalbahn- und Regional-Express-Linien von Karlsruhe nach Neustadt (und teilweise weiter nach Kaiserslautern). Dabei soll die Ablösung der derzeit eingesetzten Dieselfahrzeuge nicht auf einen Schlag, sondern in Etappen bis Ende 2026 erfolgen.

Während es bei den meisten Linien beim aktuellen Fahrplan bleibt, sind laut den Vorlagen für die Verbandsversammlung zwei Neuerungen in der Südwestpfalz geplant, die der Entlastung der B 10 dienen könnten. Zum einen Zugverbindungen für den Berufsverkehr morgens und abends in der Relation von Dahn nach Landau und zurück, zum anderen die Einrichtung eines Regional-Express-Paars von Pirmasens nach Landau im morgendlichen Berufsverkehr hin und nachmittags zurück.

Anders als zeitweise geplant, gehört die Regionalbahn-Linie auf der Alsenzbahn von Kaiserslautern über Rockenhausen nach Bingen nicht zu dem Ausschreibungspaket. Der Zweckverband strebt hier mittelfristig eine engere Verzahnung mit der Nahestrecke an, bei der der Verkehrsvertrag noch bis 2037 läuft. Ab Ende 2023 soll die Anzahl der Direktverbindungen zwischen Kaiserslautern und Mainz über die Alsenzbahn von derzeit zwei (ein Zugpaar) auf sieben steigen.

Kommentar: Akku-Hybrid setzt sich durch

Von Eckhard Buddruss

Im Mai fiel eine Vorentscheidung über die künftige Antriebstechnik im Pfälzer Bahnverkehr. Die hat sich inzwischen als richtig erwiesen.

Am 17. Mai traf die Versammlung des für den regionalen Schienenverkehr zuständigen Zweckverbands in Bad Dürkheim ohne Gegenstimmen eine Entscheidung für den Einsatz von Akku-Hybrid-Triebwagen in West- und Südpfalz. Manchem fiel allerdings die damit verbundene Absage an die konkurrierende Brennstoffzellentechnologie mit Wasserstoff erkennbar schwer.

Einige Monate später lässt sich sagen, dass die Entscheidung in einem bundesweiten Trend liegt. Mit Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg haben zwei andere Bundesländer, die sich für den Übergang zu lokal emissionsfreien Fahrzeugen vorher nicht auf eine bestimmte Technologie festgelegt hatten, ebenfalls zugunsten von Akku-Hybrid und gegen Wasserstoff entschieden. Der von Alstom entwickelten Wasserstoffzug I-Lint wurde dagegen bisher nur in Niedersachsen (wo der I-Lint in Salzgitter hergestellt wird) und in Hessen bestellt. Dabei zeugt das Vorgehen in Hessen – vorsichtig ausgedrückt – nicht von sehr ausgeprägter Kostensensibilität.

Die Akku-Hybrid-Elektrifizierung ist beim Abschied vom Diesel nach gegenwärtigem Erkenntnisstand die kostengünstigste Lösung. Sie lässt – je nach Höhe erhoffter Bundeszuschüsse – auch noch einen gewissen Spielraum für Angebotsverbesserungen. Dabei ist nachvollziehbar, dass Züge, die zur Entlastung der B 10 beitragen können, hohe Priorität verdienen. Für Dahn wären Berufsverkehrszüge zwar nicht der gewünschte Taktverkehr, aber immerhin ein deutlicher Fortschritt.