12.10.2019
Pfälzischer Merkur

Bahnhofs-Sanierung kostet Millionen

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Zweibrücken. Mit dem Kauf des Bahnhofes hat sich die Gewobau einiges aufgebürdet. Die komplette Sanierung des Gebäudes würde sechs Millionen Euro kosten, erklärt Gewobau-Chef Eschmann. Er plant daher eine Sanierung Zug um Zug. In die Räume der ehemaligen Gaststätte „Tender“ zieht demnächst ein Physiotherapeut. Von Mathias Schneck

Mit dem Kauf des Bahnhofs-Gebäudes vor einem Jahr hat sich die Gewobau einen Brocken eingehandelt, an dem sie noch längere Zeit zu knabbern haben wird. Das macht Jörg Eschmann, Geschäftsführer der stadteigenen Gesellschaft für Wohnen und Bauen, im Gespräch mit dem Pfälzischen Merkur deutlich.

„Das Gebäude ist in einem sehr schlechten Zustand“, bilanziert Eschmann. Natürlich habe man es nicht blauäugig erworben, schon im Vorhinein sei klar gewesen, dass der 1872 errichtete Komplex einen Sanierungsstau aufweise. Das habe sich natürlich auch im Kauf der zirka 2000 Quadratmeter großen Immobilie niedergeschlagen, so Eschmann. Die Gewobau hatte im Oktober 2018 erklärt, über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, jedoch habe man weniger gezahlt als von der Bahn aufgerufen – im Internet waren dafür 409 000 Euro gefordert worden.

Nun, ein Jahr nach dem Kauf, sind die Erkenntnisse darüber, wie sehr das Gebäude vom Zahn der Zeit angenagt wurde, nochmals konkreter geworden.

Eschmann macht deutlich: „Es ist im Grunde genommen eine Kernsanierung erforderlich. Wir schätzen die Gesamtkosten dafür auf sechs Millionen Euro.“ Eine Menge Geld. Daher forciert der Gewobau-Chef eine Sanierung Schritt für Schritt.

„Ich denke, am sinnvollsten ist es, nach Bedarf zu sanieren. Zieht ein neuer Mieter in das Bahnhofsgebäude ein, sanieren wir für diesen den jeweils relevanten Bereich“, schildert der Geschäftsführer seinen Plan.

Demnächst werden zwei neue Mieter einziehen: einmal das DRK, das in der Bahnhofshalle einen Kiosk mit Backstube betreiben wird, damit sich Reisende mit Proviant eindecken können (wir berichteten). Eschmann sagt, jetzt stehe das genaue Datum dieses Einzugs fest: Das DRK hat den Mietvertrag für den 1. November unterschrieben.

Ein zweiter Mieter wird demnächst (hier ist das genaue Datum noch unklar) in die Räume der ehemaligen Gaststätte „Tender“ einziehen. Laut Eschmann handelt es sich um einen Physiotherapeuten, der dort eine Praxis eröffnen wird.

Bereits Mieter im Bahnhofsgebäude sind ein Taxi-Unternehmen (dieses soll versetzt werden und künftig eine Fläche neben der Physiotherapie-Praxis beziehen), eine Versicherungs-Agentur und ein Unternehmen, das verschiedene Service-Dienste, unter anderem Brandschutz, anbietet.

Die Übernahme des Bahnhofes war ursprünglich kein Herzensprojekt für die Gewobau. Die Stadttochter hatte sich zuvor ablehnend gezeigt — wie auch das Rathaus der Rosenstadt selbst. Doch dann mehrten sich im Stadtrat die Stimmen von Lokalpolitikern, die forderten, die Gewobau möge das Gebäude kaufen. Argument: Es sei stadtbildprägend, zudem könne ein Kauf durch die städtische Wohnungsbaugesellschaft verhindern, dass ein privater Investor sich den Bahnhof unter den Nagel reiße und dann wer weiß was damit anstelle. Nicht zuletzt gründete sich gar eine Bürger-Initiative, die ein Engagement der Stadt forderte

. Das begründete den Sinneswandel bei der Gewobau und sie kaufte im Oktober 2018 schließlich das Gebäude.

Kernsanierung erforderlich: Bahnhofs-Sanierung in Zweibrücken kostet Millionen

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Zweibrücken. () Mit dem Kauf des Bahnhofs in Zweibrücken hat sich die Wohnungsbaugesellschaft der Stadt ein millionenschweres Sanierungsprojekt eingehandelt. Wie Jörg Eschmann, Geschäftsführer der Gewobau, auf Anfrage sagte, sei jetzt, ein Jahr nach dem Kauf des Bahnhofs, davon auszugehen, dass die Gesamtsanierung rund sechs Millionen Euro verschlingen wird.

Daher soll die Sanierung Zug um Zug erfolgen. Die Gewobau hatte es ursprünglich abgelehnt, den Bahnhof zu kaufen, war dann aber von der Politik und einer Bürger-Initiative dazu gedrängt worden.

Kolumne Unsere Woche: Fahren auf Sicht

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Es wird keine Einzelvermietung geben, bevor wir nicht wissen, wo wir mit dem Bahnhof hinwollen.“ Das war Marold Wosnitzas Ansage zum Thema Zweibrücker Bahnhof im März dieses Jahres. Gerade war ihm eine Petition mit 384 Unterschriften dafür übergeben worden, dass das Bahnhofsgebäude frei zugänglich bleibt und dort Service- und Dienstleistungen angesiedelt werden. Von Jan Althoff

Jetzt hört man von der Gewobau, dass sie vor allem weiß, was sie nicht will: Das ganze Gebäude auf einen Schlag sanieren. Weil das verdammt teuer wäre. Nicht, dass ich der Gewobau diesen Ansatz verübeln würde: Sechs Millionen Euro sind eine Menge Geld. Noch dazu für ein Gebäude, das man wohl weniger aus marktwirtschaftlichem Kalkül gekauft hat, sondern mehr auf politischen Druck im Interesse der Stadtentwicklung, um den Bahnhof vor möglichen privaten Käufern mit unklaren Zielen zu bewahren.

Und es geschieht ja auch was im Bahnhof. Stichwort DRK-Kiosk, Stichwort Physiotherapeut. Auch der Kubus in der Bahnhofshalle wird sicher irgendwann mehr sein als ein paar Quadratmeter buntes Holz. Das ist dann, wenn es fertig ist, schon mehr an Dienstleistungen, als sich so mancher der 384 Unterzeichner hat träumen lassen.

Trotzdem die Frage: Weiß jemand, wohin es gehen soll mit dem Bahnhof? Vermutlich nicht. Jedenfalls nicht in dem Sinne, dass es ein realistisches, finanzierbares und tragfähiges Gesamtkonzept gibt. Ich wage nach dem grandiosen Scheitern des City Outlet auch zu bezweifeln, dass die Gewobau der richtige Akteur für ein solches Konzept wäre. Aber während das Fahren auf Sicht beim City Outlet alles nur schlimmer gemacht hat, ist es ohne einen finanzkräftigen Investor im Hintergrund wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, überhaupt wieder Leben in den Bahnhof zu bringen. So wird’s wohl nix Großes mit dem Bahnhof, aber es wird. Reichen müssen.