29.03.2019
Die Rheinpfalz


„Lärm, Müll, Wildpinkler“

Neuer Fördertopf, neuer Anlauf: Der Bahnhaltepunkt Rosengarten soll die Stadt 100 000 Euro kosten, und Oberbürgermeister Wosnitza will ihn unbedingt. Heizungsbauer Herbert Conrad hat grundsätzlich nichts gegen den geplanten Haltepunkt. Aber er sagt: bitte nicht direkt hinter meinen Gebäuden.
Von Sigrid Sebald

Herbert Conrad wohnt stadtauswärts am Ende der Bebauung in der Landauer Straße. Er hat dort außerdem Mietwohnungen und seine Heizungsbaufirma. Und er ärgert sich. „Es wird immer so dargestellt, als soll der Haltepunkt unter der Brücke gebaut werden, in Richtung Bootshaus, wo jetzt der freie Platz und der Imbiss sind. In der jüngsten Stadtratssitzung war das wieder so (wir berichteten am 14. März).“Tatsächlich sei dieser Plan 2007/2008 im Gespräch gewesen, und Conrad hätte sich nach eigener Aussage an diesem Standort auch nicht gestört. Inzwischen sehe der Plan aber vor, dass der Haltepunkt viel weiter westlich gebaut wird, nämlich hinter den Häusern und direkt angrenzend an Conrads Grundstück. Und diese Aussicht, sagt Conrad, störe ihn sehr. „Wir hätten dann hier sämtliche Belästigungen, die von so einem Haltepunkt ausgehen, von Lärm über Schmutz und Müll bis zu Wildpinklern.“

Tatsächlich zeigt der letzte Entwurf des mit der Planung beauftragten Kaiserslauterer Büros Schönhofen den Haltepunkt an der von Conrad angegebenen Stelle (siehe Grafik). „Eine neuere Planung haben wir noch nicht“, sagte Stadtpressesprecher diese Woche auf Anfrage. Letztlich entscheiden, ob überhaupt und wenn ja, in welcher Form und wohin der Bahnhaltepunkt kommt, müsse der Stadtrat. Ein Termin dafür sei noch nicht angesetzt, doch werde das Thema in den nächsten Wochen und Monaten angegangen, so Braun.

Dass der Standort für den Bahnhaltepunkt weiter stadteinwärts rücken muss, war bereits 2010 klar. Bei der Planung war übersehen worden, dass die Bahn in Kurven die Schienen etwas anhebt, so dass eine leichte Neigung entsteht, die es den Zügen erlaubt. schneller durch die Kurve zu fahren. Im ersten Schönhofen-Entwurf hätte der Haltepunkt in der Kurve mit den überhöhten Schienen gelegen, die Waggons hätten also leicht schräg gestanden, was zu Problemen beim Ein- und Ausstieg für alte und behinderte Menschen geführt hätte. So hatte die Bahn argumentiert. Schönhofen wurde von der Stadt beauftragt, den Plan zu überarbeiten. „Es geht um ein paar Meter innerhalb des Bereichs am Bootshaus unter der neuen Schwarzbachbrücke der L 471. Der vorgesehene Standort als solcher wird auf jeden Fall beibehalten“, hatte der damalige Bauamtsleiter Gebhard Morscher gesagt. Neun Jahre später zeigt der überarbeitete Entwurf den Bahnhaltepunkt hinter der Häuserzeile in der Landauer Straße, während auf der ursprünglich dafür vorgesehenen Fläche ein Parkplatz entstehen soll. Herbert Conrad ist mit dieser Planung nicht einverstanden. „Wenn das so gebaut werden soll, werde ich Einspruch einlegen“, meinte er. Er wolle wegen des neuen, ohnehin umstrittenen Haltepunkts keine Nachteile für seine Wohnqualität, die seiner Mieter und für seine Firma. „Ich bin mir auch nicht sicher, ob diese Planung gut ist für die kommenden Fahrgäste, so eng wie es dort am Bahnsteig dann sein wird.“

Ein Stadtratsmitglied habe ihm gesagt, eine Bahnhaltepunkt würde eine Wertsteigerung für sein Grundstück mit sich bringen. „Aber das ist Käse“, findet Conrad. Er hielte es für die bessere Lösung, dass die Bahn die erhöhten Schienen in Richtung Bootshaus wieder absenkt und dort den Haltepunkt wie ursprünglich vorgesehen eingerichtet. „Wenn die Züge dort halten, müssen sie doch eh langsam fahren“, so Conrad.

Laut Stadtpressesprecher Braun ist der überarbeitete Entwurf noch nicht in Stein gemeißelt. So wie er jetzt aussieht, gäbe es einen Zugang vom Parkplatz zum Bahnsteig und hinter den Häusern an der Landauer Straße entlang einen weiteren Fußweg bis zur Storchenbrücke, die dann Bahnfahrer benutzen sollen, die von Richtung Marienstein, Annweiler Straße kommen. Einen direkten Übergang zur anderen Seite der Schienen lehne die Bahn ab; es sei eine Gefahrenquelle. Abstimmungsbedarf gibt es laut Braun auch noch mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) wegen des geplanten Parkplatzes, der von der Landauer Straße abgeht, einer Bundesstraße. Laut jetzigem Entwurf muss der Imbiss „Mulis Treff“ weg, wenn der Bahn-Parkplatz kommt.

Der neue Bahnhaltepunkt hatte von Anfang an Gegner: überflüssig und zu teuer, finden auch eine Handvoll Stadträte. In der jüngsten Sitzung sprachen sich Matthias Nunold (fraktionslos) und die FWG dagegen aus.


Leserbrief 02.04.2019
Bahnhaltepunkt: „Anbindung für Radverkehr fehlt“

Zum Artikel „Lärm, Müll, Windpinkler“ vom 29. März schreibt dieser Leser:So sehr ich den Ausbau der Bahn-Infrastruktur auch begrüße, so sehr bin ich vom gezeigten Entwurf des Haltepunkts enttäuscht. Nicht wegen der Lage – die ist schon okay. Doch tatsächlich zeigt der Entwurf die Handschrift des letzten Jahrhunderts: Reichlich Parkplätze für Autos, doch keine Berücksichtigung der Mobilitätsanforderungen des 21. Jahrhunderts! Was fehlt ist die Anbindung für den Radverkehr. Dabei wäre hier eine gute Möglichkeit, den neuen Radweg von der Ixheimer Straße kommend durch die Stadt bis zum Anschluss nach Niederauerbach zu verlängern. Und Stellplätze (überdacht natürlich) für Fahrradpendler vorzusehen. Eine Ladestation für E-Bikes wie am Rathaus und am Rosengarten einzurichten. Die Stadtbusse mit einer Bushaltestelle anzubinden.

Bleibt zu hoffen, dass all diese Punkte in einem verbesserten Entwurf doch noch Berücksichtigung finden werden, ergänzt durch ein aktualisiertes städtisches Mobilitätskonzept, das endlich die uneingeschränkte Dominanz des Autos beendet. Denn es macht wenig Sinn, ein Auslaufmodell mit teuren Baumaßnahmen festzuschreiben.