26.03.2019
Die Rheinpfalz


Pfälzer Zugverkehr an Ostern stark reduziert

Reise-Tipp: Warum sich oft ein Ausweichen auf Alternativ-Strecken lohnt – Vier Tage lang fallen Fernzüge aus
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Am langen Osterwochenende gibt es im Pfälzer Zugverkehr massive Einschränkungen, weil die Ost-West-Hauptstrecke bei Neustadt vier Tage lang unterbrochen ist. Fernzüge fahren in dieser Zeit überhaupt keine. Wer von Kaiserslautern beispielsweise nach Berlin oder München fahren will, kann über die Alsenzbahn oder die Strecke via Karlsruhe ausweichen.

Wegen Bauarbeiten am Bahnhof Neustadt-Böbig sind, wie berichtet, vom Karfreitag, 19. April, bis Ostermontag, 22. April, die Pfälzer Ost-West-Hauptstrecke von Neustadt nach Mannheim und die Strecke von Neustadt nach Deidesheim vier Tage lang unterbrochen. Die Sperrung beginnt bereits am Gründonnerstag, 18. April, um 22 Uhr. Der direkte ICE von Berlin nach Saarbrücken fährt am Gründonnerstag nur bis Frankfurt. Von Karfreitag bis Ostermontag fallen sämtliche Fernzüge auf der Pfälzer Ost-West-Hauptstrecke aus. Die ICE und TGV von Paris nach Frankfurt und umgekehrt werden über Straßburg umgeleitet. Der Regional-Express (RE) von Mannheim über Saarbrücken nach Trier fällt auf dem Abschnitt zwischen Mannheim und Neustadt aus. Die S-Bahn-Züge aus Richtung Mannheim fahren nur bis Haßloch. Zwischen Haßloch und Neustadt wird ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Auf der Fahrt von Mannheim nach Kaiserslautern muss zweimal umgestiegen werden (in Haßloch in den Ersatzbus und dann in Neustadt in S-Bahn oder RE). Dieser Ersatzverkehr mit Bussen wird schon für die Nahverkehrsfahrgäste sehr lästig sein. Ein noch größeres Ärgernis dürfte er für Fernreisende sein, die auf dem Weg von Kaiserslautern nach Mannheim und umgekehrt zweimal zwischen Zug und Bus umsteigen müssen.

Wer dies vermeiden will, kann von Kaiserslautern nach Berlin oder Hamburg über die Alsenzbahn fahren. Es gibt beispielsweise eine Verbindung um 9.32 Uhr ab Kaiserslautern mit Umsteigen in Bad Münster und Frankfurt mit planmäßiger Ankunft in Berlin um 16.29 Uhr. Von Kaiserslautern nach Stuttgart und München geht es an den diesjährigen Ostertagen oft am schnellsten über Karlsruhe, vor allem wenn man einen direkten Regional-Express von Kaiserslautern nach Karlsruhe nutzt.

Kommentar: Rabiater Eingriff

Von Eckhard Buddruss

Das Osterwochenende bringt für den Zugverkehr in der Pfalz drastische Einschränkungen. Dieses Beispiel darf keinesfalls Schule machen. Vom Gründonnerstag-Abend bis zum frühen Osterdienstag-Morgen ist die normalerweise stark befahrene Ost-West-Bahnhauptstrecke der Pfalz bei Neustadt wegen Bauarbeiten komplett gesperrt. Schon für die zahlreichen Nutzer der S-Bahn ist das lästig, noch schwerer trifft es aber Fernverkehrsreisende. Vor allem der Ostermontag ist stets ein Tag mit besonders hohem Fernverkehrsaufkommen.

Allerdings sind derart einschneidende Einschränkungen auf dieser Strecke eine absolute Ausnahme. Die Sanierung einer großen Eisenbahnüberführung in Neustadt ist ein außergewöhnliches Ereignis. Der Ausbau der Strecke zwischen Ludwigshafen und Homburg für das Schnellbahn-Projekt POS ist dagegen bisher ohne ganztägige Totalsperrungen erfolgt. Das verdient Anerkennung, auch wenn die Einschränkungen durch eingleisige Abschnitte für Bahnkunden auch schon einigen Ärger gebracht haben. Auf anderen Strecken in Deutschland wurde den Reisenden wiederholt erheblich mehr zugemutet.

Einschränkungen durch Bauarbeiten werden auch in den kommenden Jahren ein Dauerbrenner im deutschen Bahnverkehr sein. Zu einem großen Teil geht es darum, einen riesigen Investitionsrückstau aufzuarbeiten, der entstanden ist, weil das Schienennetz viele Jahre lang vernachlässigt wurde. In diesem Jahr steht eine neue Regelung für Ersatzinvestitionen ins DB-Bestandsnetz während der Jahre ab 2020 an. Maßgeblich dafür ist ein Vertrag zwischen Bund und Deutscher Bahn (DB), der im Fachjargon LuFV genannt wird – das ist die Abkürzung für Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung. Es ist dringend erforderlich, dass die Mittel für die LuFV deutlich aufgestockt werden, nicht zuletzt, damit in Zukunft ein kundenschonenderes Bauen mit weniger Streckensperrungen möglich wird. Ansonsten droht die Gefahr, dass Totalsperrungen noch häufiger werden als bisher.