06.03.2019
Die Rheinpfalz

Einstieg in zweigleisigen Ausbau

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Kreis Germersheim: Der zweigleisige Ausbau eines Teilstücks der Bahnstrecke zwischen Winden und Kandel bis Ende Dezember 2023 wird zur Zeit geprüft. Die Weichen im Kreis Germersheim werden vielleicht in wenigen Jahren alle zentral von Neustadt aus gesteuert.
Von Andreas Lapos

Der Zweckverband Schienen-Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (ZSPNV) unternimmt einen ersten Schritt in Richtung eines zweigleisigen Ausbaus der Strecke Winden/Kandel/Wörth. Zur Zeit werde geprüft, ob auf einer Teilstrecke ab dem Windener Bahnhof in Richtung Kandel/Wörth ein zweites Gleis gelegt werden kann. Und zwar mit Mitteln, die nicht mit dem Bundesverkehrswegeplan in Verbindung stehen, so ZSPNV-Sprecher Fritz Engbarth.

Der betreffende Abschnitt sei etwa 2 bis 3 Kilometer lang, schätzt Engbarth. Gewonnen würden dadurch einige Minuten Fahrzeit. Denn bisher muss der Regionalexpress aus Neustadt in Richtung Kandel/Wörth in Winden auf den Gegenverkehr warten. Wenn es ein zweites Gleis gibt, könnten sie früher losfahren, die Begegnung mit dem Gegenverkehr würde auf freier Strecke stattfinden.

Durch diesen Zeitgewinn könne der Fahrplan flüssiger gestaltet werden, so Engbarth. Die Verbindungen des Regionalexpress würden stabiler, Anschlusszüge im Fernverkehr in Karlsruhe mit größerer Sicherheit erreicht. Es gehe nicht darum, die Zahl der Züge zu erhöhen, so Engbarth.

Die Bahn hatte laut einer irreführenden SWR-Meldung gestern angeblich die Modernisierung und den zweigleisigen Ausbau der Strecke Winden/Kandel angekündigt. Das Vorpreschen der Bahn in dieser Angelegenheit nannte Engbarth „mutig“. Denn finanziert werden solle der Ausbau aus einem Topf, den der Bund für den Ausbau des Nahverkehrs zur Verfügung stelle. Und über die Verwendung entscheide nicht die Bahn alleine, sondern nur in Absprache mit den jeweiligen Bundesländern. Eine Investitionssumme konnte Engbarth gestern nicht nennen. Noch werde geprüft und nichts sei beschlossen.

Irreführend ist die SWR-Meldung auch in ihrer zweiten Hälfte. Danach plant die Bahn angeblich, die Stellwerke in Winden und Kandel zu modernisieren. Die Stellwerke der Bahnhöfe Germersheim und Kandel sollten von Neustadt aus elektronisch gesteuert werden.

Richtig ist aber laut Engbarth, dass in Winden und Kandel die Weichen künftig elektronisch und von Neustadt aus gestellt werden. Bezüglich der Stellwerke Germersheim und Wörth sei der Zweckverband mit der Bahn im Gespräch. Der Bahnhof Wörth solle leistungsfähiger werden. Dort müssten bisher Züge aus Lauterbourg Gleise kreuzen, um zum Bahnsteig fahren zu können. Das blockiere Gleiskapazitäten für andere Züge. Ziel sei es, durch neue Weichenverbindungen die Züge aus Lauterbourg auf die Südseite des Bahnhofs zu verlegen. Der neue Standort des Stellwerks Wörth ist für Engbarth noch eine offene Frage: „Ob das Stellwerk Neustadt auch den Platz hat, um das Stellwerk Wörth mit zu machen? Für den großen Bahnhof Wörth braucht es auf jeden Fall einen eigenen Fahrdienstleiter, das ist die Einschätzung des ZSPNV.“

Zum Zeithorizont sagte Engbarth, der Dezember 2023 „ist unser Ziel, auf das wir konzentriert hinarbeiten“. Dann laufe der bestehende Vertrag mit der Bahn aus und die Leistungen können neu vergeben werden.


Kommentar: 30 Prozent mehr

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Von Andreas Lapos

Die Gleisverbindung nach Karlsruhe wird immer wichtiger. Durch die Arbeiten auf der Rheinbrücke hat sich das Mobilitätsverhalten der Pendler spürbar verändert.

Auch wenn es nicht der ganz große Wurf in Sachen „Zweigleisigkeit“ oder gar „Elektrifizierung“ ist, zwei Themen, über die seit Jahren diskutiert wird: Was der Zweckverband Schienen-Personennahverkehr jetzt anstrebt, ist eine vernünftige Sache. Durch den zweigleisigen Ausbau eines kleinen Teilstücks bei Winden wird der Anschluss an den Fernverkehr der Bahn in Karlsruhe zuverlässiger – und für viele damit die Entscheidung erleichtert, bei weiteren Fahrten auf das Auto zu verzichten.

Das ist mehr als nur ein Imagegewinn. Denn die Gleisverbindung nach Karlsruhe wird immer wichtiger. Durch die Arbeiten auf der Rheinbrücke hat sich das Mobilitätsverhalten der Pendler spürbar verändert. Wie jetzt Ascan Egerer, Technischer Geschäftsführer der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft auf Anfrage bestätigte, stiegen in und aus Richtung Pfalz die Fahrgastzahlen in Stadtbahnen und Regionalzügen seit Beginn der Arbeiten auf der Rheinbrücke um rund 30 Prozent. Egerer geht davon aus, dass die Zahlen weiter steigen werden. Und er hofft, dass viele Pendler auch nach Ende der Brückenarbeiten dem Karlsruher Verkehrsverbund als Kunden erhalten bleiben.