11.03.2019
Die Rheinpfalz

„Bei de Bermesenser gebbd’s zwee Ziech“

Der Sepp vom Hallplatz: Zugfahrt weckt Erinnerungen – Die Bahnsteigkarte gab es für einen Zehner

„Aa wann’s em als alter Zweebrigger doch aarisch schwerfalld, ma musses zugewwe: Irchendwie siehd de Bermesenser Bahnhof uff de erschde Blick freindlicher un sauwerer aus, als unsrer deheem!“ Natürlich ist das alte Gebäude in der Herzogstadt attraktiver als der Neubau „vun denne Schlabbefligger. Aber in der hellen Bahnhofshalle ohne Unrat tagt schon am Vormittag eine muntere Seniorenrunde an einem riesigen Tisch. Nachdem der Zweibrücker Bahnhof in den Händen der Gewobau ist, sollte man zuversichtlich sein, dass sich hier auch einiges zum Besseren verändern wird. Auch wenn für den Vorplatz am Gebäude der früheren Hauptpost, mit ihrem imposanten „Baumdenkmal“, noch die eine oder andere Idee gewälzt wird. Natürlich hat sich im Verkehrsaufkommen der Rosenstadt um den Bahnhof einiges geändert, seit der „Patt“ an der Post „zeh Penning fa e Weck“ mit seinem bekannten Handzeichen mit Daumen und Zeigefinger erbat. Und diese meistens auch bekommen hat.

„Zeh Penning“, das war damals auch der Preis für eine Bahnsteigkarte. Der Bahn-Pensionär Wolfgang Sax erinnert im Gespräch daran. Mit ihm zusammen hat der Reisende recht kurzweilig bis zur „Biewermiehl“, wie der Haltepunkt Pirmasens-Nord immer noch gerne genannt wird, eine halbe Stunde Fahrt verbracht. Ja, die Bahnsteigkarte wurde sogar noch mit einem „Knipser“ von einem kontrollierenden Beamten entwertet. An diesem Stück Karton konnte man auch festmachen, wie hoch der Abfahrende oder der Ankommende in der Gunst der Familie stand: Wurde auf dem Bahnsteig begrüßt oder verabschiedet, dann hatte man schon mal für den betreffenden Geld ausgegeben. „Un wann’s nur zeh Penning ware, domols war dess schunn wass“, waren sich Pensionär und Reisender einig. Auf allen Bahnhöfen unterwegs hatte Sax während seiner Ausbildung Dienst getan und die schweren Hebel für die Weichen umgelegt. Tüchtig zugreifen mussten die Bahner bei den kurzen Zugaufenthalten auch: Überall waren Pakete zu entladen oder im Zug zu verstauen. Da sei man ordentlich ins Schwitzen gekommen, erinnert sich Sax und fügt mit Stolz auf alle seine früheren Kollegen hinzu. „Die Pünktlichkeit lag bei über neunzig Prozent!“

Natürlich kam das Gespräch auch auf den früheren Güterbahnhof „do hinne“ und die Züge auf diesen Extra-Gleisen mit oft großen Werkstücken aus den leistungsfähigen Zweibrücker Maschinenfabriken auf ihren Waggons. „Heid is hald alles uff de Schdroß“, wurde bedauert. Einige der Bahngebäude auf der Strecke sind bereits abgerissen. Einig war man sich, als der Zug dann in Pirmasens-Nord ankam: „Dess is e Trauerschbiel, wass do bassierd!“ Diese Nahtstelle zum Umsteigen ist keineswegs benutzerfreundlich. An manche Namen engagierter „Bahner“ wurde bei der Unterhaltung noch erinnert: „Gell, do had de Marschall Bernhard noch hinnerm Schalter geschdann?“. Ach ja, und Bundesbahn-Direktor Otto Bauer hatte sich in seiner Amtszeit nicht nur engagiert für den FCK eingesetzt, sondern auch für den Zugverkehr in der Region. Er führte sogar einen Jubiläumszug an, der an die Verbindung nach Landau erinnerte. Dabei wurde in Hinterweidenthal tüchtig gefeiert.

Dass bei der Heimfahrt von Pirmasens im dortigen Bahnhof gleich zwei Züge bereitstanden – einer nach Kaiserslautern, der andere nach Saarbrücken mit Halt in Zweibrücken – machte nicht glücklicher. „Vielleichd werres bei uns aamol widder meh?“