30.01.2019
Die Rheinpfalz

Wasserstoffzug kommt gut an
Brennstoffzellen-Triebwagen I-Lint gestern auf Stippvisite in Ludwigshafen – Als Abgas nur Wasserdampf

Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Der Brennstoffzellentriebwagen I-Lint von Alstom kam gestern zum Auftakt einer Rundreise durch sechs Bundesländer kurz nach Ludwigshafen. Im Ludwigshafener Hauptbahnhof fand das innovative Fahrzeug viel Anklang.

Äußerlich ähnelt der I-Lint abgesehen von der Außenfarbgebung den Alstom-Dieseltriebwagen, die in Deutschland in großer Zahl im Einsatz sind und in der Pfalz unter anderem auf den Linien von Neustadt über Grünstadt nach Monsheim und von Frankenthal über Freinsheim nach Ramsen fahren. „Lint“ ist dabei die Abkürzung für „Leichter innovativer Nahverkehrstriebwagen“. Das „I“ beim I-Lint steht für intelligent, weil der Triebwagen über eine ausgefeiltes Energiemanagement-System verfügt.Angetrieben wird der I-Lint von zwei Brennstoffzellen, die aus mitgeführtem Wasserstoff und Sauerstoff aus der Luft Strom erzeugen. Als Abgas entsteht nur Wasserdampf. Die beiden Brennstoffzellen bringen es auf eine Leistung von zusammen 400 Kilowatt (KW). Außerdem verfügt der I-Lint über zwei Batterien, die zusammen 900 KW Spitzenleistung abgeben können, was vor allem für Beschleunigungsphasen relevant ist. Damit kann der I-Lint laut Alstom-Projektleiter Stefan Schrank ähnlich schnell beschleunigen wie der Lint 54 mit drei Motoren, der es auf 1170 KW bringt und damit als ungewöhnlich stark motorisiert gilt.

Laut Schrank ist der Gesamtwirkungsgrad des I-Lint mit 50 bis 55 Prozent deutlich höher als der eines Dieseltriebwagens, der theoretisch bei 38 Prozent liege, in der Praxis aber nur auf durchschnittlich 28 Prozent komme, weil der Dieselmotor oft nicht im optimalen Bereich laufe. Der hohe Wirkungsgrad des I-Lint erklärt sich nicht zuletzt dadurch, dass in den Batterien rekuperierte Bremsenergie gespeichert werden kann. Ein Oberleitungs-E-Triebwagen wie der von Alstom produzierte Coradia Continental, der ab Ende 2019 auf der Regionalbahn-Linie von Kaiserslautern nach Saarbrücken eingesetzt werden soll, kommt allerdings mit rund 80 Prozent auf einen noch weit höheren Wirkungsgrad als der I-Lint.

Bei einer Fahrt von Ludwigshafen nach Mannheim und zurück konnten sich die Fahrgäste gestern davon überzeugen, dass der I-Lint deutlich leiser fährt als ein Dieseltriebwagen – trotz der Geräusche der Brennstoffzellen-Lüfter, die nur auf den Plätzen in der Nähe der Brennstoffzelle zu hören sind.

Schrank verwies darauf, dass es wesentlich effizienter sei, den Wasserstoff, der beispielsweise bei der BASF in großen Mengen als Abfallprodukt chemischer Prozesse anfalle, in Fahrzeugen wie dem I-Lint zu nutzen als ihn als Energiesubstitut zu verwenden. Dabei ergebe sich ein Wirkungsgrad von nur maximal 38 Prozent.

Noch besser sähe die Ökobilanz des Lint aus, wenn der Wasserstoff durch Elektrolyse mit Hilfe von überschüssigem Windstrom gewonnen werden könnte. Laut Alstom will der Alstom-Partner Linde in Bremervörde künftig eine Elektrolyseanlage betreiben. Zwei Vorserienfahrzeuge des I-Lint werden seit September im regulären Betrieb mit Fahrgästen auf der niedersächsischen Strecke von Buxtehude über Bremervörde und Bremerhaven nach Cuxhaven eingesetzt. Die niedersächsische Landesnahverkehrsgesellschaft LNVG hat 14 I-Lint bestellt, die ebenfalls auf dieser Strecke eingesetzt werden und dort Dieseltriebwagen ablösen sollen. Produziert wird der I-Lint im niedersächsischen Salzgitter, wo Alstom rund 2500 Mitarbeiter beschäftigt. Wie berichtet, könnte der I-Lint auch auf Strecken in der Süd- und Westpfalz eingesetzt werden, deren Betrieb ab Ende 2023 zur Ausschreibung ansteht.


Der Zug fuhr am nächsten Tag von Offenburg nach Freudenstadt.

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