08.12.2018
Die Rheinpfalz

Signal für Bahnhof bleibt auf Rot

Thaleischweiler-Fröschen: Beginn der Sanierung rückt in weite Ferne, weil Sachbearbeiterin beim Eisenbahnbundesamt in Ruhestand gegangen ist
Von Klaus Kadel-Magin

Die Sanierung des Bahnhofs Pirmasens-Nord auf der Biebermühle wird zur unendlichen Geschichte. Eigentlich sollte das Projekt bereits seit Jahren fertig sein. Der Baubeginn war zuletzt für Sommer 2018 versprochen. Jetzt soll es April 2021 werden, wie Landrätin Susanne Ganster von DB Netz erfahren hat. Eine Verzögerung, auf die Ganster bei der Sitzung des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr Süd am Mittwoch heftig reagierte.

Dem Vernehmen nach soll Ganster ihren Unmut recht lautstark kundgetan haben, als sie erfuhr, dass die erneute Verzögerung unter anderem mit dem Ruhestand einer Sachbearbeiterin beim Eisenbahnbundesamt zusammenhänge. Zwei Jahre lang lagen die Planunterlagen bei der Behörde und seien immer wieder zurückgestellt worden, da andere Projekte höhere Priorität hatten, erläuterte Ganster. Jetzt geht die zuständige Sachbearbeiterin, und ihr Nachfolger wolle das Verfahren wieder neu beginnen. Dazu komme, dass inzwischen ein Planfeststellungsverfahren vonnöten ist, das noch mal eine Dauer von 18 Monaten haben soll.Ganster regt besonders auf, dass zwei Jahre vergangen sind, ohne dass etwas im Eisenbahnbundesamt entschieden wurde. „Es kann nicht sein, dass, wenn irgendwo ein Sachbearbeiter in Ruhestand geht, alles auf null gesetzt wird“, moniert die Landrätin im Gespräch mit der RHEINPFALZ.

Einst sei versprochen worden, im Sommer 2018 mit dem Bau zu beginnen. Die Realität sei nun gewesen, dass erst im Juli 2018 an die Bearbeitung der Unterlagen gegangen worden sei, schildert Ganster den Verlauf nach ihren Recherchen. Beim Eisenbahnbundesamt sei nun festgestellt worden, dass die Unterlagen diverse Mängel hätten, weshalb DB Netz nacharbeiten müsse. Am Denkmalschutz der in den 30er Jahren errichteten Bahnanlage liege es diesmal nicht, sagt Ganster. Jetzt hofft DB Netz auf Baurecht im zweiten Quartal 2020 nach dem Planfeststellungsverfahren und auf den Baubeginn im April 2021. „Das Planfeststellungsverfahren kann ich rational verstehen. Aber diese anderen Verzögerung nicht“, sagt die Landrätin und verweist auf die Sitzungsunterlagen, in denen sieben längst abgeschlossene Projekte vom Bahnhof Worms bis zum Bahnhof Gensingen-Horrweiler aufgelistet sind. Für den Bahnhof Annweiler wird 2019 als Bauende genannt, und Heidesheim soll 2020 beginnen. Nur Pirmasens-Nord wird mit den Worten „keine Prognose des Baubeginns möglich“ vermerkt. „Es ist alles abgeschlossen, nur bei uns nicht“, wettert Ganster und erinnert daran, dass sie selbst 2014 im Kreistag für die Sanierung gestimmt habe und alle damals von einem baldigen Baubeginn ausgingen. Den neuen Termin will Ganster erst glauben, wenn das Eisenbahnbundesamt grünes Licht gegeben hat. Auf einen Zeitplan von DB Netz vertraut die Landrätin nicht mehr. „Die haben schon mehrere Termine genannt und nicht gehalten.“

Glosse: Gottverlassene Orte, Teil elf

Von Sigrid Sebald

„Der Bahnhof Pirmasens-Nord wird 2014 erneuert. Fünf Millionen Euro lassen sich Land und Deutsche Bahn die Modernisierung kosten.“ So stand es am 16. Oktober 2012 in der RHEINPFALZ. Getan hat sich seitdem nichts. Weshalb wir an dieser Stelle auch einfach noch mal eine sechs Jahre alte Glosse veröffentlichen, die damals schon neben dem Artikel stand und die nichts von ihrer Aktualität verloren hat. Oder etwa doch? Ja, tatsächlich: Es hat sich etwas getan seit Oktober 2012. Deshalb haben wir den Text auf den neuesten Stand gebracht: Wir haben das Wort MP3-Player durch Smartphone ersetzt. Bitte schön:

Wer je auf dem Bahnhof Pirmasens-Nord Zeit überbrücken musste, bis ein Anschlusszug kommt, weiß, dass Sekunden sich zäher hinziehen können als die Schmiere auf den Spiralen, mit denen man Fliegen fängt. Optisch so einladend wie ein hellbraun gekacheltes Bahnhofsklo aus den 70ern, in dem Drogensüchtige herumliegen, muss eigens für diesen Ort das Wort trostlos erfunden worden sein. Das Ambiente zeichnet sich durch Leere aus, eine Leere, die kein Smartphone und kein Harry Potter der Welt vertreiben können. Wer dort unfreiwillig zwischengeparkt ist, wünscht sich schon beim Aussteigen, drogenabhängig oder wenigstens betrunken zu sein.

Zu trinken gibt’s aber nichts, Bahnhofskneipe Fehlanzeige, Kiosk auch, und vom Aufstellen eines Cola und Kaffee ausspuckenden Automaten hat man auch abgesehen. Hätte wahrscheinlich das Minimalistische der Anlage zerstört. Oder soll verhindern, dass man dauernd aufs hellbraun gekachelte Bahnhofsklo muss. So eins gibt es hier aber gar nicht, und in die Unterführung zu pinkeln ist auch nicht für jeden eine Lösung.

Was bleibt: stoisch auf den nächsten Zug warten und an was Anderes denken. An den „Kölner Stadt-Anzeiger“ zum Beispiel, der gerade die Fotostrecke „Gottverlassene Orte mit düsterer Geschichte“ zeigt. Auf zehn Bildern gibt’s etwa die Stadt Prypiat zu sehen, die 1970 für die Arbeiter des Kernkraftwerks Tschernobyl gebaut und nach dem Supergau zur Geisterstadt wurde. Oder die Humberstone-Salpeterwerke in Chile, die 1961 geschlossen wurden. Ich hätte da noch einen Vorschlag für ein elftes Bild.

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