08.12.2018
Die Rheinpfalz

Fast stündlich flott nach Frankfurt

Morgiger Fahrplanwechsel bringt Verbesserungen im Pfälzer Bahnverkehr – Ticketpreise steigen leicht
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Morgen beginnt mit dem Fahrplanwechsel das Fahrplanjahr 2019. Zentrale Neuerungen im Pfälzer Bahnangebot sind die Aufnahme des S-Bahn-Verkehrs in die BASF und die Verlängerung der Regional-Express-Linien RE 4 und RE 14 nach Frankfurt. Außerdem bekommen Kaiserslautern, Neustadt und Homburg erstmals einen direkten ICE nach Berlin. Wichtigste Verbesserung im Pfälzer Regionalzug-Verkehr ist die Verlängerung der beiden Regional-Express-Linien RE 4 und RE 14 von Karlsruhe beziehungsweise Mannheim über den bisherigen Endbahnhof Mainz hinaus bis nach Frankfurt. Wie berichtet, bekommen dadurch Germersheim, Speyer, Schifferstadt, Ludwigshafen und Frankenthal durchgehende Züge nach Frankfurt. Im durchgehenden Takt gibt es allerdings am Nachmittag einige Lücken. Außerdem kommt in der Gegenrichtung lediglich der RE 14 nach Mannheim von Frankfurt, nicht aber der RE 4 nach Karlsruhe.Wichtigste Neuerung für die Pfalz im Fernverkehr ist der durchgehenden ICE 1515/1536 von Saarbrücken nach Berlin mit Halt in Homburg (ab 6.50 Uhr), Kaiserslautern (7.14 Uhr), Neustadt (7.40 Uhr) und Mannheim (8.02 Uhr). In der Gegenrichtung fährt der Zug ab Berlin Hauptbahnhof um 17.04 Uhr und bedient dieselben Halte wie auf der Hinfahrt.

Während der neue Direkt-ICE nach Berlin für Homburg, Kaiserslautern und Neustadt eine Premiere ist, ist er für Mannheim nur einer unter vielen. Allerdings ist der Zug dank der schnellen Fahrt ab Frankfurt mit Halten nur in Erfurt und Halle etwas schneller als die ICE, die ab Mannheim abwechselnd im Zwei-Stunden-Takt entweder über Braunschweig oder über Leipzig nach Berlin fahren. Sie bedienen auf dem Abschnitt zwischen Frankfurt und Berlin deutlich mehr Zwischenhalte (siehe Grafik). Weil die DB mit steigender Nachfrage bei dem neuen Direkt-ICE von Saarbrücken nach Berlin rechnet, wird hier mit dem ICE 3 ein größeres Fahrzeug eingesetzt als bisher bei dem Zug auf der Verbindung von Frankfurt nach Berlin. Preisgünstige Tickets bekommt man am ehesten bei früher Buchung. So war beispielsweise gestern für die Fahrt von Kaiserslautern nach Berlin in dem Zug am Samstag, 18. Mai, ein Super-Sparpreis-Ticket für 29,90 Euro erhältlich. Interessant könnte auch das Super-Sparpreis-Ticket erster Klasse für 43,90 Euro sein. Der Preisunterschied relativiert sich dadurch, dass beim Erster-Klasse-Ticket die Platzreservierung inbegriffen ist. Im Zusammenhang mit der Einführung des Direkt-ICE nach Berlin entfällt allerdings das Direktzugpaar von Saarbrücken nach Dresden und zurück. Bei rund zehn Minuten früherer Abfahrt mit dem neuen ICE nach Berlin wird in Frankfurt der ICE nach Dresden erreicht, der bisher aus Saarbrücken kam.

Wie berichtet, soll die Strecke zwischen dem Ludwigshafener Hauptbahnhof und der BASF mit der Aufnahme des elektrischen Betriebs ins Netz der S-Bahn Rhein-Neckar integriert werden. Ob technische Probleme, die einer Betriebsaufnahme entgegen stehen könnten, rechtzeitig gelöst werden, entscheidet sich wahrscheinlich erst heute. Vorgesehen ist, wie berichtet, zeitweise ein Taktfahrplan mit stündlichen Zügen. Im Berufsverkehr morgens und nachmittags werden teilweise in modifizierter Form Direktverbindungen nach Germersheim, Wörth, Neustadt und Kaiserslautern wieder eingeführt, die wegen der Bauarbeiten ein Jahr lang größtenteils weggefallen sind. Die meisten dieser Züge fahren künftig mit S-Bahn-Triebwagen.

Mit dem Fahrplanwechsel steigen morgen die Preise im Fernverkehr der Deutschen Bahn (DB) durchschnittlich um rund 0,9 Prozent. Im Nahverkehr außerhalb der Verkehrsverbünde (beispielsweise für Fahrten von Ludwigshafen nach Mainz) steigen die Preise um durchschnittlich 1,5 Prozent. Der für die Pfalz deutlich relevantere Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN), erhöht seine Preise in noch unbekanntem Ausmaß zum Jahreswechsel.

Leitartikel: Es geht langsam voran

Von Eckhard Buddruss

Mit dem morgigen Bahn-Fahrplanwechsel wird einiges deutlich besser. Aber angesichts der Klimaproblematik und der drohenden Diesel-Fahrverbote müsste viel mehr für einen attraktiveren Schienenverkehr getan werden.

Das Statistische Bundesamt hat kürzlich Daten veröffentlicht, die dokumentieren, dass der Autoverkehr die Umwelt immer mehr mit klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) belastet. Fortschritte bei der technischen Effizienz werden zunichte gemacht durch immer schwerere Fahrzeuge mit immer stärkeren Motoren und eine höhere Gesamtfahrleistung. Statt, wie dringend nötig, zu sinken, sind die CO2-Emissionen aus dem Autoverkehr gegenüber 2010 um 6,4 Prozent gestiegen.

Gleichzeitig spitzt sich die Situation bei der Luftverschmutzung in vielen Innenstädten zu. Mangels effizienter Gegenmaßnahmen drohen in immer mehr Städten gerichtlich angeordnete Diesel-Fahrverbote. Zu verantworten hat diese Entwicklung vor allem die Autoindustrie. Ihr assistierten allerdings lobbyhörige Politiker, die durch lasche Vorschriften mit vielen Grauzonen eine wirksame Abgasreinigung verhindert haben – immer im Vertrauen darauf, dass die Vorschriften zur Luftqualität letztlich einfach ignoriert werden können.

Seit Fahrverbote, die für viele Betroffene mit schwer erträglichen Härten verbunden wären, immer näher rücken, gibt es verbal einen zunehmend breiten politischen Konsens, dass die Bahn und der öffentliche Nahverkehr leistungsfähiger und attraktiver werden müssen. Politische Konsequenzen daraus lassen aber auf sich warten. Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag zwar das Ziel vorgegeben, bis 2030 die Anzahl der Bahnfahrgäste zu verdoppeln. Im Bundeshaushalt 2019 schlägt sich das aber leider nicht nieder. Die Investitionen ins Schienennetz stagnieren, während die in den Fernstraßenbau massiv erhöht werden.

Die Aufregung über die massiven Qualitätsmängel bei der Deutschen Bahn (DB) hat bisher auch nicht zu der eigentlich nahe liegenden Konsequenz geführt, dass der Eigentümer Bund wenigstens darauf verzichtet, von der finanziell ausgezehrten DB eine völlig überhöhte Dividende zu kassieren.

Der morgige Fahrplanwechsel bringt einige erfreuliche Verbesserungen, aber sie bleiben weit hinter dem zurück, was eigentlich umwelt- und verkehrspolitisch geboten wäre. Dass die Pfälzer Städte Kaiserslautern und Neustadt sowie der für Teile der Westpfalz wichtige Bahnhof Homburg erstmals einen direkten ICE nach Berlin bekommen, ist sicher ein wichtiger Fortschritt, auch wenn dafür der bisherige Direktzug nach Dresden wegfällt. Bezeichnend für den Kostendruck bei der DB ist aber, dass für den neuen Direkt-ICE kein einziger Zugkilometer mehr gefahren wird, sondern lediglich bestehende Zugläufe anders verknüpft werden.

Umweltpolitisch induziert ist wohl immerhin die Verlängerung der Regional-Express-Linien RE 4 und RE 14 über Mainz hinaus nach Frankfurt. Hauptnutznießer in der Pfalz ist Frankenthal, daneben profitieren aber auch Germersheim, Speyer, Schifferstadt und Ludwigshafen. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) ist, anders als früher, bereit, in ungewöhnlich großem Stil zusätzliche Züge zu bestellen. Sie nehmen wegen der knappen Streckenkapazität zwischen Mainz und Frankfurt den bisher unüblichen Weg über die Mainzer Nordbrücke und Frankfurt-Höchst. Dass das Geld dafür nun lockerer sitzt, dürfte nicht zuletzt an den in Frankfurt drohenden Diesel-Fahrverboten liegen. Der Fall zeigt aber auch, wie beschränkt die Handlungsmöglichkeiten sind, weil nicht rechtzeitig in den dringend nötigen Ausbau des überlasteten Bahnknotens Frankfurt investiert wurde. Geboten wären derzeit sowohl kurzfristige Verbesserungen dort, wo es die vorhandene Infrastruktur zulässt, als auch der Start eines Ausbauprogramms für das deutsche Schienennetz mit dem Leitbild eines durchdachten Deutschland-Takts nach Schweizer Vorbild.

Für den neuen Direkt-ICE nach Berlin werden Zugläufe anders verknüpft, zusätzliche Züge fahren aber nicht.

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