09.10.2018
Die Rheinpfalz

Für den Erhalt der Empfangshalle

Initiatoren übergeben Unterschriften für ihre Petition an die Deutsche Bahn
von Mario Moschel

Fleißig waren die Zweibrücker Brüder Manuel und Markus Rumschinski zuletzt. Im Netz und an einem Stand in der Fußgängerzone haben die Bahn-Mitarbeiter wochenlang Unterschriften für eine Petition gesammelt, in der die Deutsche Bahn, die Stadt sowie der zukünftige Eigentümer aufgefordert werden, das Bahnhofsgebäude nach einem Verkauf als Empfangsgebäude für Bahnreisende beizubehalten. Gestern übergaben die Brüder ihre Unterschriften am Bahnhof einem Vertreter der Deutschen Bahn (DB).

Markus Rumschinski ist Lokführer bei der DB, sein Bruder Manuel arbeitet nach eigenen Worten in der Instandhaltung der DB Netz-Sparte. Beide kennen sich also ganz gut aus in Sachen Bahn. Bedenken, weil ihr Arbeitgeber in der Petition kritisiert wird, schiebt Markus Rumschinski beiseite. „Wir sehen die Petition als konstruktive Kritik, zumal wir ja Ideen und Vorschläge machen, die der Bahn nutzen“, sagt er. Auch wenn er in dem ein oder anderen Detail widerspricht, sieht Ulrich Demmer, der die Unterschriften als Leiter des DB-Bahnhofs-Managements in Kaiserslautern entgegennimmt, die Petition als Vorlage und Argumentationshilfe für Gespräche mit dem zukünftigen Eigentümer. Die Unterschriften seien eine „Basis für Gespräche mit dem Käufer, um die Belange der Stadt zu berücksichtigen. Die Anzahl der Unterschriften spielt dabei keine Rolle“ – Markus und Manuel Rumschinski sammelten zwischen 4. Juli und 28. August insgesamt 384 Unterstützerunterschriften. Allerdings müsse das Bahnhofsgebäude wirtschaftlich tragbar sein in seiner künftigen Nutzung, sagt der Bahn-Manager.

Dass der Bahnhof verkauft wird, ist sicher. Daran ändert auch keine Petition mehr etwas. Den Rumschinskis geht’s nicht darum, den Verkauf zu verhindern; sie wollen die Empfangshalle für Reisende bewahren. „Stellen Sie endlich wieder das Wohl der Menschen in den Blick Ihres Handelns und nicht profitträchtige Interessen, die bei näherer Betrachtung wie ein Bumerang zurück ins Gesicht schlagen. Das Empfangsgebäude ist schließlich – wie der Name schon verrät – nicht irgendein Anwesen, sondern ein geborgener Raum für die Reisenden“, heißt es in der Petition. Manuel Rumschinski ergänzt: „Ein Bahnhof ohne ein Empfangsgebäude ist kein Bahnhof“. Wartende müssten in Folge einer Schließung „bei Wind und Wetter im ’Zug’ auf den Zug warten“, heißt es in der Petition. Zudem müssten Reisende mehrere hundert Meter Umweg laufen, um an die Bahnsteige zu kommen. Grund: Wird die Empfangshalle geschlossen, steht das Gebäude den Reisenden quasi im Weg. Ulrich Demmer sieht die Zukunft der Wartehalle im Zweibrücker Bahnhof „ergebnisoffen“. Ihm sei jedoch kein verkauftes Bahnhofsgebäude in so einer Lage und Größe bekannt, in dem der Bahnhof nach dem Verkauf noch als Empfangsgebäude dient. Die Brüder haben auch Vorschläge für eine wirtschaftlichen Nutzung des Gebäudes ausgearbeitet. So könnte dort eine Tourist-Info & Servicepoint, eine Bäckerei, Kiosk oder Restaurant angesiedelt werden. „Bahnhofsgastronomie ist tot“, sagt Ulrich Demmer. Und auch der sogenannte DB Service Point, ein erweiterter Kiosk im linken Gebäudeteil, hat vor einem Jahr geschlossen, weil laut Demmer bei „durchschnittlich 1000 Reisenden am Tag kaum Rentabilität erreicht werden kann“. Der Laden war an einen Lizenznehmer vermietet.

Die Petition richtet sich auch an die Stadt, die gestern keinen Vertreter zur Übergabe geschickt hatte. Die Brüder betonen, „das Bahnhofsgebäude gehört zum Stadtbild wie das Schloss und ist unabdingbar für die städtebauliche Entwicklung Zweibrückens und der gesamten strukturschwachen Großregion Saar-/Westpfalz“. Wie berichtet, hatte zuletzt die städtische Tochter Gewobau angekündigt, das Gebäude kaufen zu wollen.