13.09.2018
Pfälzischer Merkur

Wahlkampf oder Tourismusmagnet?
Neue Chance für zweiten Bahnhaltepunkt?

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Zweibrücken. Oberbürgermeisterkandidat Marold Wosnitza (SPD) will um lange diskutiertes Projekt kämpfen.

Ist der Bahnhaltepunkt Rosengarten nur schnödes Wahlkampfthema oder zukunftsträchtiger Tourismus-Katalysator? Marold Wosnitza, der Zweibrücker Oberbürgermeisterkandidat der SPD, erklärte vorgestern in einer Pressemitteilung, sich für den Bau des lange diskutierten Haltepunktes einsetzen zu wollen. Insbesondere „vor dem Hintergrund des zwingend notwendigen Tourismuskonzeptes für die Stadt“, spreche vieles für die Wiederaufnahme der Überlegungen, argumentiert Wosnitza.

Neu ist das Thema nicht. Bereits 1996 wurde in einer Studie des Saarpfalzkreises zur Streckenaktivierung ein Haltepunkt im Umkreis der Landauer Straße vorgeschlagen. Aber erst 2007 – und zwar, weil Zweibrücken sich für das Folgejahr um die Ausrichtung einer rheinland-pfälzischen Landesgartenschau beworben hatte – nahm das Thema Fahrt auf. Im selben Jahr stimmte der Stadtrat dem Bau des Haltepunktes unterhalb der Schwarzbachbrücke zu. Die Pläne wurden zwar durch Diskussionen um die Lage des Haltepunktes lange ausgebremst – doch nachdem beschlossen wurde, dass dieser näher an den Hauptbahnhof rücken sollte, schien der Weg für das Bauvorhaben frei. Im November 2011 kündigte Heinz Braun, damals und heute Stadtsprecher Zweibrückens, an, dass im Sommer 2012 die Bagger rollen sollen. Doch nur wenige Monate später wagte er keine Prognose mehr. Spardiskussionen vor dem Hintergrund des Beitritts Zweibrückens zum kommunalen Entschuldungsfond ließen das Projekt in den Hintergrund rücken. Dies und die undurchsichtige Finanzierungslage ließen die Stimmung im Stadtrat kippen. „Wir können gut ohne diesen Bahnhaltepunkt leben“, sagte damals etwa die stellvertretende CDU-Fraktionschefin Evelyne Cleemann. Und SPD-Mitglied Wolfgang Ohler meinte, den Bahnhaltepunkt habe „niemand in der Bürgerschaft gefordert oder vermisst.“ 2016 erklärte Heinz Braun das Projekt schließlich für „politisch tot“ – sofern die Stadt dafür selbst Geld in die Hand nehmen müsse. An dieser Haltung änderte zunächst auch der Umstand nichts, dass der Haltepunkt 2016 im Rahmen einer „Stationsoffensive“, die der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd und die Deutsche Bahn AG initiiert hatten, wieder ins Gespräch gebracht wurde.

Nun hat Wosnitza das schlummernde Thema knapp zwei Wochen vor der Zweibrücker Oberbürgermeisterwahl aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Mehrere Punkte sprächen für die Wiederaufnahme der Überlegungen, legt der SPD-Kandidat dar. Erstens schaffe der Bahnhaltepunkt „direkten Zugang zu den touristischen Highlights“. Zum Beispiel dem Rosengarten, dem Wasserspielplatz und der Minigolfanlage. Zweitens ermögliche ein Bahnhaltepunkt mit integriertem Bahnübergang eine Verbindung zwischen den Angeboten links von der Landauer Straße und Am Marienstein/Ehrgartemweg. Zum Beispiel die Fasanerie, dem Wildrosengarten oder Sportstätten. Und drittens würde der Haltepunkt den Schulweg vieler Kinder und Jugendlicher vereinfachen, die die Gymnasien und die Realschule plus besuchen.

Nach Angaben der Stadtverwaltung beschäftigt das Projekt aber nicht nur Wosnitza, sondern wird bald wieder im Stadtrat behandelt. „In naher Zukunft“, wolle man das Thema anschieben, wie Sprecher Heinz Braun auf Merkur-Nachfrage erklärte. Denn auch in der Verwaltung wünsche man sich Klarheit über zukünftige Entwicklungen. „Eine Entscheidung zu treffen, liegt aber allein beim Rat – wir können nur Fakten darlegen“, ergänzt Braun.

Zu diesen Fakten zähle, so Braun, dass der angedachte Haltepunkt nur etwa 200 Meter näher am Haupteingang des Rosengartens liege als der Hauptbahnhof. Lediglich Dauerkartenbesitzer, die den Nebeneingang des Gartens nutzen könnten, hätten es deutlich kürzer. Auch weist der Stadtsprecher darauf hin, ursprüngliche Überlegungen den Haltepunkt betreffend hätten auch die Soldaten der Kaserne Niederauerbach im Blick gehabt. „Heute haben wir keine jungen Wehrpflichtigen, die womöglich auf den Zug angewiesen sind, sondern ein Berufsheer“, sagt Braun. Dass Schüler, insbesondere aus dem Schwarzbachtal, profitieren könnten, bestätigt der Stadtsprecher indes. Erheblichen Klärungsbedarf sieht er allerdings noch immer bei der Finanzierung. Die 2012 grob errechneten Kosten von 1,3 Millionen Euro (Anteil der Stadt damals: 200 000 Euro) dürften aufgrund gestiegener Baukosten inzwischen höher liegen, so Braun. Und ob der Landesbetrieb Mobilität beim infrastrukturellen Ausbau des Haltepunkts – dazu gehören die Schaffung von Parkplätzen und der Anschluss an den Straßenverkehr – finanzielle Unterstützung leisten würde, sei „derzeit wie der Blick in eine Glaskugel“.