15.08.2018
Pfälzischer Merkur

Zukunft des Zweibrücker Bahnhofsgebäudes
Nur noch außenrum zu den Gleisen?

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Zweibrücken. Zweibrücker Bahnhofsgebäude: Bahn-Aktivist Manuel Rumschinski fordert künftigen Eigentümer Willi Gessner auf, die Wartehalle offen zu lassen. Der schweigt noch. Doch die Deutsche Bahn macht klar: Durch die Halle führt künftig kein Weg mehr. Von Eric Kolling

Was wird aus dem Zweibrücker Bahnhofsgebäude nach dessen anstehendem Verkauf? Wie berichtet, steht der Abschluss zwischen Deutscher Bahn und dem Zweibrücker Immobilia GmbH um Geschäftsführer Willi Gessner kurz vor dem Abschluss. Während Gessner zur geplanten Nutzung schweigt, stellt die Bahn auf Merkur-Anfrage immerhin klar, inwiefern der Verkauf Bahnreisende beeinflussen wird.

Nutzungskonzepte kenne man zwar nicht, aber da das Unternehmen keine „größeren Umgriffsflächen“ veräußere, gehe es nur um das Gebäude, stellt ein Bahnsprecher klar. Ihm zufolge führt der Weg der Reisenden zu den Zweibrücker Bahnsteigen künftig „über einen Fußweg nordwestlich direkt am EG [damit gemeint ist das Gebäude]“ – eine „direkte Verbindung ohne Umweg“, wie ein Bahnsprecher betont. Der Weg durch das Haus ist für die Reisenden künftig tabu. Tickets könne man auch weiter wie bisher an den Fahrausweisautomaten auf Bahnsteig 1 kaufen.

„Zwischen dem Zweckverband und DB Vertrieb laufen derzeit Gespräche über eine mögliche künftige Vertriebspräsenz. Festlegungen/Vereinbarungen sind bislang nicht geschlossen. Bereits heute gibt es im Bahnhof keine Einkaufsmöglichkeit; der DB Service Store ist geschlossen“, erinnert der Sprecher.

Auch eine Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Homburg und Zweibrücken sowie damit einhergehend eine Anbindung Zweibrückens an das Netz der S-Bahn Rhein-Neckar und sogar eine mögliche zwei-stündlich verkehrende Regional-Express-Verbindung Saarbrücken - Zweibrücken - Pirmasens - Landau - Karlsruhe wäre offenbar kein Problem: „Eventuelle Mehrverkehre können auf dem relativ weitläufigen Gelände der Verkehrsstation (2700 qm) ohne Schwierigkeiten abgewickelt werden. Gegebenenfalls anzupassende Bahnsteigsituationen wären in keiner Weise beeinträchtigt.“

Derweil hat sich der Gersheimer Bahn-Aktivist Manuel Rumschinski in einem Schreiben infolge der Merkur-Berichterstattung „mit einigen Gedanken und mahnenden Worten“ an den künftigen Gebäudebesitzer Willi Gessner gewandt. Er weist darin auf den Denkmalschutz des Gebäudes hin. Dieser umfasse vor allem den Stelltisch der Stellwerksbauform DrSpL60 (Spurplan-Drucktastenstellwerk), „welcher vom 22. Oktober 1979 bis zum 1. September 2017 die Stellbefehle des bis zu diesem Zeitpunkt örtlich ansässigen Fahrdienstleiters hier im Bahnhof Zweibrücken ausführte und die Fahrstraße der Zug- und Rangierbewegungen stellte und zuverlässig überwachte“. Dieser Bedienraum sei „nicht für eine Nutzungsänderung freigegeben“.

Rumschinski fordert Gessner nicht zuletzt vor dem Hintergrund der erwarteten Streckenreaktivierung und somit zunehmenden Bedeutung des Haltepunkts „zum Erhalt unseres Zweibrücker Bahnhofsgebäudes auf“. Gleichzeitig appelliert er an Gessner, „die Warte- und Empfangshalle in ihrer Funktion für die Reisenden, wie auch für uns Bürgerinnen und Bürger nicht nur beizubehalten, sondern auch attraktiv zu machen“. Das Empfangsgebäude biete „genügend Platz, sodass die Warte- und Empfangshalle weiter für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben kann und auch muss“. Rumschinski wehrt sich gegen deren drohende „Verbarrikadierung“ und fordert Gessner auch zu einer Kooperation mit der Stadtverwaltung auf, „um gemeinsam ein zukunftsfähiges Konzept für den Erhalt unseres Zweibrücker Empfangsgebäudes, in Verantwortung für den Reisenden und als ,Visitenkarte’ der Stadt zu entwickeln“. Seine wirtschaftlichen Interessen solle Gessner hinter die des Gemeinwohls anstellen.

Fast 200 Unterschriften wurden am Samstag in der Fußgängerzone für den Erhalt des Bahnhofsgebäudes gesammelt, teilt Rumschinski mit. Seine noch laufende Online-Petition hatte gestern Abend 147 Unterstützer.