18.07.2018
Die Rheinpfalz

Bei Bahn-Investitionen weit abgeschlagen

In einem europaweiten Vergleich schneidet Deutschland nicht gut ab – Die Schweiz ist Spitzenreiter
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Bei den Investitionen in das Schienennetz steht Deutschland im europäischen Vergleich weiterhin eher schlecht da. Andere Länder, vor allem die Schweiz und Österreich, investieren pro Bürger deutlich mehr in ihre Eisenbahn-Infrastruktur.

Die Pro-Kopf-Investitionen gelten als aussagekräftigerer Indikator für den Stellenwert des Schienenverkehrs in einem Land als absolute Zahlen. Laut einer Analyse der Unternehmensberatung SCI Verkehr und des Branchenverbands Allianz pro Schiene ist die Summe, die der deutsche Staat pro Bürger in sein Schienennetz investiert, zwar von 49 Euro im Jahr 2014 über 56 Euro im Jahr 2015 und 64 Euro im Jahr 2016 auf 69 Euro im vergangenen Jahr gestiegen. Dieser Betrag ist im europäischen Vergleich aber immer noch relativ niedrig. Den Spitzenplatz in der europaweiten Tabelle nimmt mit 362 Euro pro Bürger die Schweiz ein.Dahinter folgen Österreich mit 187 Euro, Schweden mit 183 Euro und Großbritannien mit 165 Euro. Noch niedrigere Werte als Deutschland weisen Frankreich mit 38 Euro und Spanien mit 32 Euro auf. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass gerade in diesen beiden Ländern zuvor jahrelang besonders massiv in den Ausbau des Hochgeschwindigkeitsbahnnetzes investiert worden ist.

Frankreich hatte, anders als früher üblich, in den vergangenen Jahren mehrere Hochgeschwindigkeitsstrecken gleichzeitig gebaut, die in den Jahren 2016 und 2017 in Betrieb gingen. In die Erhebung der staatlichen Ausgaben flossen diese Investitionen allerdings nur teilweise ein, weil ein Teil der Projekte (vor allem die TGV-Strecke nach Bordeaux) privat finanziert wurde. Eine klassische Haushaltsfinanzierung gab es aber beim zweiten Abschnitt des TGV Est zwischen Baudrecourt in Lothringen und Vendenheim bei Straßburg. Diese Strecke ging 2016 in Betrieb.

Im Zusammenhang mit dem TGV Est steht in der Pfalz der abschnittsweise Ausbau der Strecke Homburg–Ludwigshafen für Tempo 200 als Teil des Projekts Paris–Ostfrankreich–Südwestdeutschland (POS). Das zweite derzeit im Bau befindliche Projekt in der Pfalz ist die Elektrifizierung der BASF-Südeinfahrt, die Ende 2018 ins Netz der S-Bahn Rhein-Neckar integriert werden soll. Für die S-Bahn-Verlängerung nach Zweibrücken haben laut Werner Schreiner, Projektleiter beim Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN), inzwischen alle Partner den Vertrag unterschrieben, der die weiteren Planungen (Honorarphase 3 und 4) bis zur Planfeststellung regelt.

Kommentar: Deutschland tut zu wenig

Von Eckhard Buddruss

Das deutsche Schienennetz muss deutlich leistungsfähiger werden. Doch die Mittel, die die Bundesregierung bisher dafür einplant, sind viel zu gering.

Wenn es heute darum geht, Diesel-Fahrverbote (wie in Mannheim und Ludwigshafen) zu vermeiden oder (wie in Stuttgart) zumindest in Grenzen zu halten, taucht in den Maßnahmenpaketen stets ein attraktiverer öffentlicher Nahverkehr auf. Ähnlich ist es auf Bundesebene mit dem Schienenverkehr, wenn es um die Einhaltung der Klimaziele geht. In diesem Kontext stehen auch die ambitionierten Ziele, die Union und SPD auf Bundesebene in ihrem Koalitionsvertrag formuliert haben.

Leider schlägt sich diese Aufwertung des Schienenverkehrs bisher viel zu wenig in der Investitionsplanung des Bundes nieder. Hier wäre ein viel entschiedeneres Umsteuern zugunsten des Schienenverkehrs nötig. Dies gilt insbesondere für Projekte, die dringend erforderliche zusätzliche Kapazitäten in Knoten wie Mannheim, Köln und Frankfurt sowie auf Engpassstrecken schaffen.

Dazu gehört in erster Linie die geplante Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Mannheim. Dass die Deutsche Bahn im Fahrplanjahr 2019 ihr ICE-Angebot durch neue Direktzüge auf der Linie von Stuttgart über Mannheim nach Düsseldorf erweitert, ist erfreulich. Mit jedem zusätzlichen ICE verschärfen sich aber auch die Kapazitätsprobleme auf der Riedbahn. Über diese Strecken fahren schon mindestens drei ICE pro Stunde und Richtung. Künftig sind es in noch mehr Fällen als bisher sogar vier.