04.07.2018
Die Rheinpfalz

Bahnhofsverkauf ist bald über die Bühne

Deutsche Bahn rechnet mit Unterschrift innerhalb der nächsten drei Monate – Bürgermeister: Käufer sollte mit der Stadt sprechen
Von Thomas Salzmann

Die Deutsche Bahn hat gegenüber der RHEINPFALZ bestätigt, dass sie derzeit mit einem Kaufinteressenten für den Zweibrücker Bahnhof in den abschließenden Vertragsverhandlungen ist. „Dem potenziellen Käufer liegt der Grundstückskaufvertrag zur Prüfung vor“, teilte die Pressestelle des Regionalbüros der Deutschen Bahn in Frankfurt auf Anfrage mit.

Nachdem das bald 150 Jahre alte historische Gebäude im März auf dem Internetportal bahnliegenschaften.de zu einem Auktionspreis von mindestens 409 000 Euro offeriert wurde, waren bis Anfang Mai mehrere Angebote eingegangen. Zur genauen Anzahl will sich die Bahn nicht äußern, nach RHEINPFALZ-Informationen sollen es vier gewesen sein. Auch zum potenziellen Käufer und dem möglichen Kaufpreis schweigt die Pressestelle. Die Bahn geht davon aus, dass der Kaufvertrag innerhalb der nächsten drei Monate notariell unterzeichnet werden kann. So lautete zumindest die Antwort auf eine schriftliche Anfrage. Wie die Bahn dort weiter mitteilt, steht sie mit der Stadt in Kontakt und hat die Verwaltung auch im Zuge des Bieterverfahrens beteiligt. Wie der Kaufinteressent das Bahnhofsgebäude künftig nutzen will, ist nicht bekannt. Mit der Stadt, der die Planungshoheit obliegt, hat er sich nach Kenntnis von Bürgermeister Christian Gauf bisher noch nicht in Verbindung gesetzt. „Ich kenne den Interessenten nicht und habe bislang auch den Kaufvertrag nicht gesehen“, sagte Gauf gestern. „Es wäre gut, wenn der Käufer frühzeitig das Gespräch mit der Stadt suchen würde, um uns seine Pläne für den Bahnhof vorzustellen“, meinte Gauf. „Wenn das passt, bekommt er unsere Unterstützung.“ Gauf hofft, dass der Käufer weiß, wie wichtig den Zweibrückern ihr Bahnhof ist, und dass er auch in der Lage ist, dieses Projekt entsprechend zu entwickeln.

Die Pressestelle der Bahn weist darauf hin, dass der Stadt nach Paragraf 24 des Baugesetzbuches ein Vorkaufsrecht zusteht. Der Bürgermeister hat da aber Bedenken. Das sei nämlich an bestimmte Bedingungen wie ein Sanierungsgebiet geknüpft. Außerdem könne die Verwaltung den Bahnhof nicht nutzen.

Die Gewobau, die in der Vergangenheit einige stadtbildprägende Gebäude gekauft und renoviert hatte – unter anderem die Villa Rothenberg, in der jetzt eine Privatklinik untergebracht ist, und die Alte Post, in der Wohnraum für Senioren geschaffen wurde –, hatte nach Angaben von Co-Geschäftsführer Rolf Holzmann von der Stadt bislang kein Signal erhalten, „dass wir uns mit dem Bahnhof näher befassen sollen“. Im Gewobau-Aufsichtsrat habe man das Thema lediglich diskutiert.

Das Bahnhofsgebäude ist eines der wenigen Zweibrücker Bauwerke aus dem 19. Jahrhundert. 1872 errichtet, kamen 1918 die Eckbauten hinzu. Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde der Bahnhof in den 60er Jahren wiederaufgebaut und in den 80er Jahren komplett renoviert. Heute ist er wieder renovierungsbedürftig. Das Grundstück ist 1600 Quadratmeter groß. In dem Gebäude sind vier Wohnungen, eine Gaststätte, eine Versicherung und eine Taxi-Zentrale sowie ein Hausmeister untergebracht. Die Mieteinnahmen gibt die Deutsche Bahn mit jährlich 33 000 Euro netto an.