14.11.2017
Die Rheinpfalz

Direktzug Mannheim–Mailand

Zum Fahrplanwechsel wird umsteigefreie Verbindung durch die Schweiz eingeführt
Von Eckhard Buddruss

Mannheim. Zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember wird ein Direktzug von Frankfurt über Mannheim und Karlsruhe nach Mailand eingeführt. Der Zug fährt Richtung Süden durch den Gotthard-Basistunnel, in der Gegenrichtung durch den Lötschberg-Basistunnel.

Der neue Zug erlaubt umsteigefreie Reisen von Mannheim (ab 8.46 Uhr) und Karlsruhe (ab 9.10 Uhr) nicht nur nach Mailand (an 15.35 Uhr), sondern auch in diverse Schweizer Städte, allerdings wegen der unterschiedlichen Strecken jeweils nur in einer Richtung. Auf dem Hinweg hält der Zug unter anderem in Luzern, Bellinzona und Lugano, in der Gegenrichtung in Brig, Spiez und Bern. Abfahrt in Mailand ist um 11.23 Uhr, Ankunft in Mannheim um 18.10 Uhr. Für den Zug wird in Deutschland die neue Zuggattung ECE (Abkürzung für Eurocity-Express) eingeführt. In der Schweiz und Italien fährt der Zug als Euro-City (EC), in Deutschland ist er in das ICE-System der Deutschen Bahn (DB) integriert. Auf dem Abschnitt zwischen Frankfurt und Basel ersetzt der Zug ein EC-Zugpaar von Frankfurt nach Zürich und zurück. Zürich ist von Mannheim aus ansonsten alle zwei Stunden mit einem direkten ICE erreichbar. Direktzüge nach Luzern oder Lugano gibt es bisher nicht.

Eingesetzt wird für das Zugpaar von Frankfurt nach Mailand und zurück ein „Pendolino“-Triebzug der Schweizer Bundesbahnen (SBB). Die Fahrzeuge mit der Typenbezeichnung ETR 610 wurden für den Verkehr zwischen der Schweiz und Italien beschafft. Sie sind für drei Stromsysteme ausgerüstet und für Tempo 250 zugelassen. Der Zug von Frankfurt nach Mailand wird von den Bahnen DB, SBB und Trenitalia gemeinsam betrieben. Anlass für seine Einführung ist die Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels im vergangenen Jahr. In Deutschland kommen die Fahrzeuge der Baureihe ETR 610 mit dem neuen Zugpaar Frankfurt–Mailand erstmals zum Einsatz. Nach der von der Schweiz mitfinanzierten Elektrifizierung der Strecke von Lindau über Memmingen nach Geltendorf bei München sollen diese Triebzüge ab 2021 auch zwischen Zürich und München fahren, wo derzeit noch lokbespannte Garnituren im Einsatz sind. Schon seit einigen Monaten sind die Fahrzeuge zu Personalschulungsfahrten in Deutschland unterwegs. Am kommenden Freitag ist ein ETR 610 erstmals offiziell im Mannheimer Hauptbahnhof als Sonderzug nach Mailand zu sehen.

Kommentar: Mühsames Comeback

Von Eckhard Buddruss

Früher gab es mehr Direktverbindungen in die Schweiz und nach Italien. Immerhin sind Luzern und Lugano nun bald wieder umsteigefrei erreichbar.

In kaum einem Land Europas ist der Bahnverkehr in den vergangenen Jahrzehnten so durchgreifend verbessert worden wie in der Schweiz – und zwar nicht nur auf einigen Rennstrecken, sondern in weiten Teilen des Landes.

Deutlich verschlechtert haben sich dagegen teilweise die Direktverbindungen von Deutschland zu Zielen in der Schweiz und auch in Italien. Ein wesentlicher Grund dafür ist der Wegfall von Kurswagen, die früher zwischen verschiedenen Zügen umgestellt wurden. Dieses System war sehr kundenorientiert, ist inzwischen aber wegen des damit verbundenen Rangieraufwands weitgehend verschwunden.

Generell war es früher bei lokbespannten Zügen einfacher, grenzüberschreitend zu fahren, weil an der Grenze oft die Lok gewechselt wurde. Bei den heute im Bahn-Fernverkehr verbreiteten Triebzügen bedeutet die Ausrüstung für ein ausländisches Bahnnetz einen zusätzlichen Kostenaufwand, der in vielen Fällen gescheut wird. Dass man künftig wieder ohne Umsteigen von Mannheim nach Luzern oder Lugano fahren kann, ist aus Kundensicht eher ein Comeback als eine spektakuläre Innovation. Immerhin ist es lobenswert, dass die beteiligten Bahnen trotz des Mehraufwands wieder eine kundenorientierte Direktverbindung einrichten.


ETR 610