10.08.2017
Die Rheinpfalz

Direktzüge Karlsruhe–Pirmasens fallen aus

Bahn gibt das Teilen mehrerer Züge in Landau unangekündigt auf – Fahrgäste ins Queichtal müssen umsteigen
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Um Probleme mit störanfälligen Triebwagen einzudämmen, entfallen für einige Zeit Direktzüge von Karlsruhe nach Pirmasens, die bis Landau vereinigt mit einem Regional-Express (RE) der Linie RE 6 von Karlsruhe nach Neustadt fahren.

Die Triebwagen der Baureihe 642 („Desiro“) fallen gerade in der Pfalz immer wieder negativ durch ihre Störanfälligkeit auf. Nachdem sich die Probleme im Juni und Juli wieder gehäuft haben, wurde Ende Juli, ohne dass dies publik gemacht wurde, der Fahrplan im nachmittäglichen Berufsverkehr zwischen Karlsruhe und der Pfalz geändert. Dabei spielt eine wesentliche Rolle, dass das Kuppeln und Teilen von Zügen offenbar zur Häufung von Störungen beiträgt. Wie Michael Heilmann, der Direktor des für den regionalen Zugverkehr in der Pfalz zuständigen Zweckverbands in Kaiserslautern der RHEINPFALZ auf Anfrage sagte, wird eine der auf der Regional-Express-Linie eingesetzten „Desiro“-Einheiten durch eine Einheit aus „Talent“-Triebwagen (Baureihe 643) ersetzt, die als deutlich zuverlässiger gelten. Weil auf der Linie von Landau nach Pirmasens aber die besonders spurtstarken „Desiro“ gebraucht werden, um die knappen Fahrzeiten auf der Queichtalbahn einzuhalten, müssen bei dem Zug um 18.06 Uhr ab Karlsruhe Fahrgäste, die weiter etwa nach Annweiler oder Hauenstein wollen, nun in Landau am selben Bahnsteig umsteigen.

Dies gilt derzeit auch beim Zug um 17.05 Uhr ab Karlsruhe, der weiter mit „Desiro“ gefahren wird. Hier soll der Flügelzug nach Pirmasens voraussichtlich ab 11. September wieder fahren. Entfallen ist auch der Flügelzug nach Pirmasens bei dem Zug um 15.06 Uhr ab Karlsruhe, der allerdings als nicht so wichtig gilt wie der stark frequentierte Zug um 17.05 Uhr ab Karlsruhe.

Für Ärger unter betroffenen Fahrgästen sorgt nicht nur der Wegfall der Direktverbindung selbst, sondern noch mehr das Fehlen von Hinweisen auf die geänderten Fahrpläne. Zwar sind die Angaben in der Internet-Auskunft der DB unter www.bahn.de entsprechend aktualisiert. Es kann aber kaum erwartet werden, dass jeder Pendler jeden Tag vorsichtshalber nachsieht, ob sich während des laufenden Fahrplans etwas an den Fahrplänen seiner Züge ändert. Nicht betroffen von den Veränderungen sind die drei aus „Talent“-Triebwagen gebildeten Regionalbahn-Züge um 15.33, 16.33 und 17.34 Uhr ab Karlsruhe nach Neustadt, deren hinterer Zugteil ab Landau nach Annweiler fährt.

Kommentar: Der Flügel-Flop

Von Eckhard Buddruss

Bahn-Fahrgäste haben wieder unter Problemen mit den „Desiro“-Triebwagen zu leiden. Skandalös ist die Nicht-Informationspolitik der Deutschen Bahn.

Dass Züge auf einem Teil ihres Laufwegs vereinigt fahren und dann geteilt werden, ist ein inzwischen weit verbreitetes Verfahren. Es erlaubt, zusätzliche Direktverbindungen anzubieten und vielen Fahrgästen ein Umsteigen zu ersparen. Auf den Strecken von München ins Bayerische Oberland fahren meist drei Züge nach Bayrischzell, Lenggries und Tegernsee vereinigt bis Holzkirchen. Auch auf diversen Linien in Franken (unter anderem von Nürnberg nach Hof und Bayreuth) ist diese Praxis seit Jahrzehnten bewährt. Im ICE-Verkehr gibt es dieses im Fachjargon als „Flügeln“ bezeichnete Verfahren auf den Linien von München nach Hamburg und Bremen sowie von Berlin ins Rhein/-Ruhr-Gebiet. Es erschien deshalb als kein besonderes Wagnis, dass der Pfälzer Nahverkehrs-Aufgabenträger für einen Teil der Züge im nachmittäglichen Berufsverkehr ab Karlsruhe in die Südpfalz einen Fahrplan mit einem Flügelzug bestellt hat, der direkte Verbindungen von Karlsruhe auf die Queichtalbahn bietet. Dass die Deutsche Bahn (DB) es offenbar wegen der Störanfälligkeit der „Desiro“-Triebwagen nicht schafft, diesen Fahrplan stabil zu fahren und deshalb nun das Flügeln teilweise aufgibt, ist alles andere als ein Ruhmesblatt. Noch sehr viel peinlicher ist, dass die DB offenbar meinte, dass sie schlechte Nachrichten besser für sich behalten sollte und es nicht für nötig hielt, die betroffenen Kunden über die Änderungen zu informieren.


Desiro - Talent