12.06.2017
Die Rheinpfalz

Kiefer: Ein Projekt mit diversen Etappen

Die Einweihung des Bahnhaltepunkts gestern Morgen in Hohenecken geriet zu einem großen Volksfest. Der Bahnsteig war voll mit Menschen, als der Zug mit den prominenten Festgästen um 10.42 Uhr hielt.
VON HANS-JOACHIM REDZIMSKI

Als im Jahr 1913 die Bahnstrecke von Kaiserslautern nach Waldfischbach eröffnet wurde, da erwartete eine große Menschenmenge am Bahnhof den ersten Zug in Hohenecken. Gestern Morgen, 104 Jahre später, wiederholte sich die Szene, nur ein kleines Stückchen weiter südlich, dort wo in den letzten Wochen der neue Haltepunkt entstanden ist.Hunderte von Menschen begrüßten um 10.42 Uhr die Regionalbahn 64 von Kaiserslautern Hauptbahnhof auf dem Weg nach Pirmasens Hauptbahnhof und feierten mit den angekommenen prominenten Festgästen die Reaktivierung des Bahnhaltepunkts in Hohenecken.

Volksfeststimmung herrschte auf dem Bahnsteig und später im Park unterhalb des Haltepunkts. Die Freude darüber, wieder Haltepunkt der Biebermühlbahn zu sein, stand an diesem Hochsommertag allen in den Gesichtern geschrieben. Ein langer Weg hatte ein Ende genommen ...

Der erste Zug hatte bereits auf der Strecke von Kaiserslautern nach Pirmasens Sonntagnacht um 0.42 Uhr in Hohenecken Halt gemacht, allerdings ohne dass davon noch groß Notiz genommen worden war.

Selbst der Sprecher der Bürgerinitiative „Bahnhaltepunkt Hohenecken jetzt!“, Klaus Merkert, der über Jahre für den Bahnhaltepunkt gekämpft hatte und dafür gestern einmal mehr groß gefeiert wurde, räumte ein, Nachtruhe gepflegt und nicht am Bahnsteig gestanden zu haben, um den ersten Zug willkommen zu heißen. Es war Improvisation angesagt, um die notwendigen Reden der Freude und Genugtuung über den Haltepunkt Hohenecken zu halten. Aufgrund des großen Ansturms war es dafür zu eng und zu laut geworden direkt am neuen Haltepunkt selbst. Eine Mikrofonanlage fehlte überdies. So ging die Festgesellschaft unmittelbar in den Park. Hier verglich Beigeordneter Peter Kiefer das jahrelange Auf und Ab im Kampf um den neuen Haltepunkt mit der Tour de France, einem Mehretappenrennen für Radprofis. Er erinnerte daran, dass sich das Projekt Bahnhaltepunkt Hohenecken auch aus diversen Etappen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade zusammengesetzt habe. Es habe vieler Beteiligter bedurft, die sich mit Ehrgeiz, Ausdauer und Engagement an die Umsetzung wagten.

In Anlehnung an die Tour de France zeichnete Kiefer den Sprecher der Bürgerinitiative „Haltepunkt Hohenecken jetzt!“ mit einem Gelben Trikot mit der roten Rückennummer 1 aus, das seinen ausgeprägten Kampfgeist für den Haltepunkt würdigen sollte.

Die Freude über das erreichte Ziel konnte gestern auch die Mitteilung des Beigeordneten nicht trüben, dass es im Verlauf der Bauzeit zu Mehrkosten von 100.000 Euro für den Bau des Haltepunkts gekommen ist. Als Hauptgrund dafür nannte er, dass die Bauarbeiten im Bestand und im Rahmen einer weitgehenden Aufrechterhaltung des Zugverkehrs ausgeführt werden mussten. Kiefer kündigte einen weiteren Antrag an das Land zur Aufstockung der Förderung an. Die Gesamtkosten für das Projekt erhöhten sich damit auf 961.500 Euro.

Wirtschafts-Staatssekretär Andy Becht bezeichnete die Einweihung des neuen Haltepunkts Hohenecken als ganz seltenes Ereignis. Er erinnerte daran, dass derzeit 400 Bahnhöfe in Rheinland-Pfalz in Betrieb seien. 250 würden gerade modernisiert. Das Land erbringe dafür große Anstrengungen, die geschaffenen Strukturen zu erhalten. Dass noch etwas Neues hinzukomme, wie jetzt der Bahnhaltepunkt Hohenecken, sei vor diesem Hintergrund ein herausragendes Ereignis.

Der Vorsteher des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz-Süd, Landrat Winfried Hirschberger, brach eine Lanze für kommunales Engagement auch im Bereich der Bahn. Er erinnerte daran, dass es am Anfang auch in Kaiserslautern eine Diskussion darüber gegeben habe, ob sich die finanziell arme Stadt eine solche Investition überhaupt leisten könne. Mit einem Beispiel aus seinem Landkreis Kusel verdeutlichte Hirschberger, dass wenn sich die Kommune nicht engagiere, seitens der Bahn nichts geschehe.

Bahnhofsmanager Armin Wagner erklärte, die Einweihung des neuen Haltepunkts sei ein guter Morgen für Hohenecken und den gesamten ÖPNV in Rheinland-Pfalz. Er würdigte die Kürze der Umbauzeit, die Termineinhaltung, die Bürgerinitiative und die Beharrlichkeit, mit der an dem Projekt gearbeitet wurde. Ortsvorsteher Alexander Rothmann erklärte, mit dem neuen Bahnhaltepunkt beginne ein neuer Lebensabschnitt für Hohenecken. Der Stadtteil sei endlich wieder an das Bahnnetz angeschlossen.

Ein Grüner, der sich freut

Er war einer der ersten Festgäste, die am Morgen am Hauptbahnhof in Kaiserslautern eintrafen, zu Fuß natürlich, um mit der Regionalbahn 64 um 10.35 Uhr von Gleis 5 die siebenminütige Fahrt nach Hohenecken, mit einem Zwischenstopp an der Galgenschanze, zu absolvieren.

Seine Freude darüber, dass der Zug gleich am neuen Haltepunkt in Hohenecken halten wird, war unüberhörbar beziehungsweise unübersehbar. Holger Munderloh, Stadtratsmitglied der Grünen, sah das Fest, das zu diesem Anlass gleich in Hohenecken gefeiert werden würde, als Party der Grünen an.

Er darf den Erfolg auch tatsächlich für sich und die Grünen reklamieren. Es waren die Grünen, die im Stadtrat den Antrag zum Bau des Bahnhaltepunkts in Hohenecken gestellt hatten und immer wieder zusammen mit der Bürgerinitiative für seine Realisierung angetreten waren.

„Für die Grünen ist das ein großer Erfolg. Wir haben sechs Jahre für den Bahnhaltepunkt gearbeitet. Heute wird er Realität. Damit können wir ein zentrales Wahlversprechen der Grünen zur Kommunalwahl einlösen“, freute sich Munderloh, während immer weitere Festgäste zur Fahrt nach Hohenecken am Hauptbahnhof eintrudelten.

Er war sich eigentlich immer ziemlich sicher, dass es zum Bau des Haltepunkts Hohenecken kommt, verrät der Kommunalpolitiker der Grünen am Tag der großen Einweihung. „Hartnäckigkeit“, so sagt er, „zahlt sich irgendwann aus.“

Munderloh hofft nun darauf, dass die Menschen den Bahnhaltepunkt in Hohenecken annehmen. Hoffnung macht ihm, dass er an sehr zentraler Stelle in Hohenecken liegt. Er sei von allen Teilen des Stadtteils bestmöglich zu erreichen. Munderloh schätzt, dass es womöglich etwas dauern wird, bis sich der Betrieb eingespielt hat. Die Leute würden irgendwann aber den Vorteil erkennen, so denkt er, direkt am Rheinland-Pfalz-Takt teilzuhaben oder direkter zum Schulzentrum Süd oder zum Hohenstaufen-Gymnasium zu kommen.

Kaum dass der neue Haltepunkt in Betrieb gegangen ist, spuken Munderloh schon neue Pläne im Kopf herum, um das von den Grünen auf den Weg gebrachte Mobilitätskonzept in der Stadt voranzubringen. Er spielt mit dem Gedanken, den früheren Bahnhof Kaiserslautern-Nord zu reaktivieren oder ihn an einer neuen Stelle wieder aufzubauen ... rdz

EINWURF: Nicht verwundert

VON HANS-JOACHIM REDZIMSKI

Richtig verwundert hat die Mitteilung des Beigeordneten Peter Kiefer gestern nicht, dass die Stadt noch mal 100.000 Euro mehr für den Bahnhaltepunkt Hohenecken ausgeben muss.

Kritiker der Investition, und die gab es auch in den politischen Reihen, hatten damit gerechnet, dass die Verwirklichung des Bahnhaltepunkts teurer wird als zuletzt veranschlagt.

Die Befürworter des Bahnhaltepunkts schlugen derartige Mahnungen indes in den Wind und klammerten sich an die jüngsten Ausschreibungsergebnisse. Die Stadt setzt nun darauf, dass auch die neuen Mehrkosten vom Land mit einer Förderquote von 85 Prozent unterstützt werden. Auf Kosten des Steuerzahlers könnte sie sich damit weitgehend schadlos halten.