09.05.2017
Die Rheinpfalz

„Laschdween hads domols weenich gebb“

Der Sepp vom Hallplatz: Die frühere Bedeutung der Bahn wird oft vergessen – „Es Schmuggele“ fällt sofort jedem wieder ein

„Mamme, heid hammer middem Lehrer Lingenfelder e Unnerichdsgang an de Bahnhof gemachd: Zweehunnerd Meder leid der iwwerm Meer!“ Die Reaktion der Mutter war anders als erwartet. Kein Erstaunen, sondern nur „Dess heesd Herr Lehrer Lingenfelder!“ Das Hinweisschild zur Höhenangabe ist heute noch immer das gleiche wie damals, auch wenn an der Bahnhofswand eine neuere Zahl daneben steht. Nur die Bedeutung des Hauptbahnhofs ist eine gänzlich andere für die Stadt als noch vor Jahren. Deutlich wurde dies mal wieder am Freitag bei der Erinnerung des Vereins zur Förderung des Schienenverkehrs anlässlich „160 Jahre Zugverbindung nach Homburg“. In einer überaus beeindruckenden historischen Darstellung – wobei Monika Link in der Rolle als Regina Wirth glänzte – wurde erkennbar, wie wichtig die Bahn für die Stadtentwicklung war.

In den Nachkriegsjahren hat man das erneut feststellen können, als nur wenige Lastwagen mit Holzvergaser im Einsatz waren. „Beim Lange am Gieterbahnhof tanke se Holzkletzjer“, wusste man und sah die großen Kessel am Führerhaus des Wagens – ohne das System so richtig zu verstehen. Dass aber „Kohleziech“ im Einsatz waren, das konnte jeder leicht bemerken. Vor allem, wenn man durch die Fruchtschuppenstraße ging und sah, wie bei Schedlbauers oder Bettingers, auch „beim Benoit“ in der Kohlenhofstraße und bei den anderen Brennstoffhändlern fleißige Leute mit großen Schippen im Einsatz waren, um „de Brand“ abzuladen. Am Güterbahnhof war uns auch die große Waage vertraut, an der die Kohle vor der Auslieferung an die Kunden gewogen wurde. Und der „Wieschein“ durfte bei der Kohlenrechnung dann auch nicht fehlen.

Mit der Kohle hatten auch die „Berchmannsziech“ zu tun, die auf die Schichten der Gruben König, Camphausen, Friedrichsthal oder anderen abgestimmt waren und die Hauer aus dem Zweibrücker Land zu ihrer Arbeit brachten. Diese waren stolz, bereits „ordentlich“ zu verdienen (und meist bei der Röchling-Bank am Herzogplatz ein Konto hatten), als es in der Westpfalz erst nach und nach wieder in den Maschinenbaubetrieben Beschäftigung gab.

Wohl dem, der einen Onkel hatte, der „driwwe“ arbeitete und beim Heimkommen nach Zweibrücken – es ging nach der Bahnfahrt zuerst durch die Zollunterführung – nicht vergessen hatte, billigere Zigaretten oder Ähnliches mitzubringen. Ganz klar, dass bei dem Jubiläumstreffen zur Bahnverbindung nach Homburg sofort „es Schmuggele“ ein Thema war. Nicht zu vergessen, die Angst, die aufkam, wenn französische und deutsche Zöllner beim Bahnaufenthalt in Einöd durch die Züge gingen, um die Fahrgäste zu kontrollieren. Geschmuggelt wurde auch in den damals regelmäßigen Sonderzügen aus dem Saarland: Die einheimische Geschäftswelt profitierte enorm von dieser Zugverbindung, die nun wieder – hoffentlich bald – hergestellt wird.

Sah man auf den Güterzügen im Bahnhof Produkte der Fabriken Dingler oder Lanz, die auf die Reise gingen, so war jeder stolz, auch wenn man selbst nichts damit zu tun hatte. Züge und Zugverbindungen waren für die Arbeitswelt und das Geschäftsleben, also für den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt, stets wichtig. Für Fahrten in den Urlaub dauerte es noch lange, bis dies „Mode“ wurde. Dass es einmal vom Zweibrücker Bahnhof eine direkte Zuglinie nach München gab, ist kaum zu glauben. Wir wären heute schon mit der Wiederanbindung von Homburg zufrieden ...