02.02.2017
Die Rheinpfalz

Entscheidungsreifer geht nicht

Hirschberger zur Reaktivierung der Schienenstrecke nach Homburg – Gibt keinen Grund, bis nach der Saarland-Wahl zu warten

„Noch besser können die Konditionen fürs Saarland nicht sein.“ Das sagt Winfried Hirschberger zum Angebot des Landes Rheinland-Pfalz zur Reaktivierung des Eisenbahnbetriebs zwischen Homburg und Zweibrücken.

Hirschberger steht einem Verband vor, den den langen Namen „Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd“ trägt und ist im Hauptberuf Landrat des Kreises Kusel. Er hofft, dass das Saarland nun ebenfalls zügig grünes Licht gibt. Die Verlängerung der S-Bahn über Homburg hinaus bis Zweibrücken sei „dringend“. Es gebe nun „keine Gründe mehr, die Entscheidung weiter hinauszuzögern“. Hirschberger: „Entscheidungsreifer kann die Sache nicht mehr werden.“ Der erfahrene Politiker, der seit knapp 32 Jahren den Kreis Kusel als Landrat politisch führt, verweist darauf, dass das Land Rheinland-Pfalz dem Saarland sehr weit entgegen komme. Statt zehn Prozent übernehme Rheinland-Pfalz nun fünfzig Prozent der Kosten. „Mehr kann nicht kommen“, so Hirschberger.Er geht davon aus, dass die S-Bahn in ein paar Jahren tatsächlich den Verkehr aufnimmt. Denn: „Mir ist kein Fall bekannt, in dem eine Entscheidung, die so positiv vorbereitet wurde und inzwischen auch finanziert ist, am Ende doch nicht positiv ausgefallen ist.“

Der Sozialdemokrat Hirschberger verweist darauf, dass im Saarland am 26. März ein neuer Landtag gewählt wird. Die saarländische Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) habe aber keinen Grund, mit dem grünen Licht für die S-Bahn bis nach der Wahl zu warten. Denn alle Fakten und Zahlen lägen auf dem Tisch.

Die Wiederherstellung der alten Bahnverbindung zwischen Homburg und Zweibrücken ist für Hirschberger eine enorme Entwicklungs-Chance für die gesamte Region. Sie dürfe nicht daran scheitern, dass eine Landesgrenze die historisch zusammengehörende Region zerschneidet. Diese Landesgrenze „hat uns leider schon viele Entwicklungsmöglichkeiten gekostet“. Die Landkreise Kusel und Südwestpfalz hätten sich ohne die trennende Wirkung der Landesgrenze viel besser entwickeln können und könnten es noch heute. Er wolle damit aber keineswegs das Saarland infrage stellen oder eine neue Diskussion über eine Länderneugliederung vom Zaun brechen.

Indes: Ohne die Landesgrenze hätte es viele Konflikte nicht gegeben, so Hirschberger, auch weniger Konkurrenzdenken. Beim Flughafen „haben wir Rheinland-Pfälzer das Nachsehen mit unserer jahrelangen Gutmütigkeit gehabt“. Sehr lange habe man über eine Zusammenarbeit der konkurrierenden Flughäfen Zweibrücken und Saarbrücken verhandelt. Und dann habe Brüssel den eigentlich viel besser geeigneten geschlossen, nämlich den in Zweibrücken und den topografisch ungünstig gelegenen in Saarbrücken überleben lassen. oy

Reaktionen: „Sie will das wirklich“

„Ich hab’ den Eindruck, dass sie das wirklich will“, sagt Bernhard Endres über die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, die er gestern in Homburg traf. Der Einöder sprach mit ihr zehn Minuten über die S-Bahn. Sie sei zuversichtlich, dass sich das saarländische Kabinett noch vor der Landtagswahl am 26. März mit der S-Bahn-Verlängerung nach Zweibrücken befasst. „Sie hält das Anliegen für sehr wichtig“, sagt der Saarländer Endres, der das Thema seit Jahren beackert.

Politiker aus beiden Bundesländern äußerten sich positiv darüber, dass Rheinland-Pfalz bereit ist, die Hälfte der Baukosten und über 20 Jahre die Hälfte der Betriebskosten zu übernehmen, wenn die Bahnverbindung wiederbelebt wird. „Damit ist die rheinland-pfälzische Seite unseren Nachbarn sehr weit entgegengekommen“, betont der Dahner Landtagsabgeordnete Alexander Fuhr (SPD). „Die Planungen für einen Wiederbetrieb der Strecke dürfen nicht länger hinausgezögert werden“, fordert Michael Neyses als verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im saarländischen Landtag. Die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger müsse „endlich ihre Hinhaltetaktik aufgeben“. „Jetzt ist das Saarland endgültig am Zug. Es ist genug Zeit verschwendet worden“, teilte die Homburgerin Barbara Spaniol als stellvertretende Landesvorsitzende der Saar-Linken mit. Es gebe „keine rationalen Gründe mehr, weiter auf der Bremse zu stehen“. sbn