04.01.2017
Die Rheinpfalz

Deutlich mehr Platz in Pfälzer S-Bahn-Zügen

Neuer Verkehrsvertrag sorgt für höhere Kapazitäten – Übergangsweise aber noch ältere Fahrzeuge im Einsatz
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Durch den seit 11. Dezember geltenden neuen Verkehrsvertrag für die ersten vier Linien der S-Bahn Rhein-Neckar haben sich für die Fahrgäste diverse Verbesserungen ergeben. Dank zusätzlicher Fahrzeuge wurde es möglich, die Kapazität in einigen Zügen deutlich aufzustocken. Allerdings laufen übergangsweise noch einige Triebwagen im S-Bahn-Plan mit, bei denen das im neuen Verkehrsvertrag vereinbarte Modernisierungsprogramm noch aussteht.

Auf den rechtsrheinischen Abschnitten der vier Linien S 1 bis S 4 hat der neue Verkehrsvertrag deutliche Verbesserungen des Fahrplanangebots vor allem am Wochenende gebracht. Allerdings wurde mit einem täglichen Halbstundentakt etwa zwischen Mannheim und Mosbach erst das Niveau erreicht, das es in der Pfalz bereits seit dem S-Bahn-Start Ende 2003 oder auf dem Abschnitt Mannheim–Kaiserslautern sogar schon seit Einführung des Rheinland-Pfalz-Takts im Mai 1994 gibt.In der Pfalz blieb der S-Bahn-Fahrplan weitgehend unverändert. Bei einigen stark besetzten Zügen wurde jedoch das Platzangebot aufgestockt. So fahren die Züge um 6.43 Uhr ab Neustadt und um 7.06 Uhr ab Kaiserslautern nach Mannheim statt bisher als Doppeleinheit mit gut 400 Sitzplätzen nun als Dreifacheinheit mit gut 600 Sitzplätzen. Das Gleiche gilt in der Gegenrichtung für die Züge ab Mannheim um 14.56 Uhr, 16.24 Uhr und 17.23 Uhr. Bei den Zügen um 7.25 und 7.49 Uhr ab Germersheim nach Mannheim werden nun Doppeleinheiten eingesetzt, ebenso bei den Zügen in der Gegenrichtung ab Mannheim um 17.04 Uhr und 17.31 Uhr.

Mit verdoppelter Kapazität fahren auf dem Abschnitt zwischen Mannheim und Neustadt beziehungsweise umgekehrt auch die S-Bahn-Züge um 19.26 Uhr ab Mannheim sowie um 10.05 Uhr ab Neustadt. Obwohl der letztgenannte Zug lange nach der morgendlichen Berufsverkehrsspitze fährt, ist er oft so stark frequentiert, dass er bisher von kundigen Fahrgästen nach Möglichkeit gemieden wurde. Der Zug war bisher ein Beispiel dafür, dass die Ablösung der lokbespannten Züge (in diesem Fall einer Doppelstock-Einheit) durch S-Bahn-Triebwagen nachteilig sein konnte, wenn sich dadurch die Platzkapazität deutlich reduzierte.

Möglich werden die erhöhten Kapazitäten durch eine deutlich größere Anzahl von Triebwagen. Nach RHEINPFALZ-Informationen verfügt die DB derzeit über 57 Triebwagen der Baureihe 425, die das vertraglich vereinbarte Modernisierungsprogramm durchlaufen haben. Dies ist allerdings nur einer mehr als die 56, die planmäßig gebraucht werden. Deshalb laufen derzeit in den S-Bahn-Plänen auch noch einige Fahrzeuge mit, bei denen der Umbau für den S-Bahn-Betrieb noch aussteht und die deshalb noch nicht die zu den S-Bahnsteigen optimal passende Einstiegshöhe haben. Verzögert hat sich das Umbauprogramm unter anderem dadurch, dass noch relativ kurzfristig die Entscheidung fiel, die Triebwagen auch noch mit Bildschirmen für eine verbesserte Fahrgastinformation auszurüsten. Bis Ende 2017 sollen 77 renovierte Triebwagen zur Verfügung stehen, die unter anderem auch für die ins S-Bahn-System integrierten BASF-Pendlerzüge vorgesehen sind.

Kommentar: Es geht voran

Von Eckhard Buddruss

2016 hat der S-Bahn in der Pfalz zwei wichtige Fortschritte gebracht: einen neuen Vertrag und den Durchbruch für das Zweibrücken-Projekt.

Um Verbesserungen im regionalen Bahnverkehr zu erreichen, ist oft ein langer Atem nötig – gerade dann, wenn mehrere Bundesländer beteiligt sind. Dem neuen Verkehrsvertrag für die ersten Linien der S-Bahn Rhein-Neckar sind mühsame Verhandlungen vorausgegangen, in denen das Land Baden-Württemberg zeitweise eine alles andere als vorteilhafte Rolle gespielt hat. Das Gleiche gilt in verschärftem Maße für die Verhandlungen mit dem Saarland über die Verlängerung der S-Bahn über Homburg hinaus nach Zweibrücken. Der Durchbruch, den der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) bei diesem Thema kurz vor Weihnachten verkündet hat, kam nach einer langen Hängepartie ohne klare Perspektive für manche derart überraschend, dass einem Streuselkuchen mit S-Bahn-Bild aus Marzipan, den Wissing und seine saarländische Kollegin Anke Rehlinger (SPD) als Motivationshilfe von der CDU-Bundestagsabgeordneten Anita Schäfer bekamen, eine schon fast magische Wirkung zugeschrieben wurde.

Wissing steht bei dem Thema nun sehr gut da – allerdings unter der Voraussetzung, dass es jetzt schnell zu einer definitiven Einigung kommt, die eine rasche Realisierung des Projekts ermöglicht. Nachdem Friede, Freude, Streuselkuchen verkündet wurde, wäre es jedenfalls absurd, wenn Wissing nun bei dem Zweibrücker S-Bahn-Projekt kurz vor dem Ziel lange in den Krümeln suchen würde.