29.12.2016
Die Rheinpfalz

Kommentar: Die Luft ist nicht rein

Von Eckhard Buddruss

Deutsche Autokonzerne bekämpfen mit Lobbyarbeit Umweltschutzregeln in Berlin und Brüssel. In China und den USA funktioniert das nicht.

Wenn in der EU schärfere Abgasregeln eingeführt werden sollen, pflegt die deutsche Autoindustrie ihre geballte Lobbymacht zu mobilisieren und hat es schon mehr als einmal geschafft, nicht zuletzt mit Hilfe der Bundesregierung geplante Regelungen abzuschwächen. Beim Zerschlagen europapolitischen Porzellans im Auftrag der deutschen Autoindustrie gibt es eine traurige Kontinuität von Gerhard Schröder (SPD) zu Angela Merkel (CDU). Ob den deutschen Autoherstellern damit langfristig wirklich ein Gefallen getan wurde, erscheint aber sehr fraglich, denn nun werden die Umwelt-Schwachstellen deutscher Autos immer mehr zu einem Handicap auf wichtigen Auslandsmärkten wie den USA und China.

In den USA hat der VW-Konzern seine Ingenieurkunst nicht in Umweltfreundlichkeit, sondern in Betrug investiert und damit sein Image wohl nachhaltig beschädigt. In China verkaufen sich deutsche Autos mit Verbrennungsmotor derzeit noch blendend. Die Zukunftsaussichten sehen allerdings nicht so rosig aus. Die deutschen Hersteller haben offenbar unterschätzt, wie ernsthaft China das Thema Luftverschmutzung angehen will. Elektroautos haben derzeit noch diverse Schwachpunkte und Schattenseiten. Gerade für den Verkehr in Ballungsgebieten eröffnen sie aber eher eine Perspektive als Diesel-Pkw. Deren Stickoxid-Emissionen so stark wie nötig zu reduzieren, erfordert einen derart hohen Aufwand, dass es sich wohl um eine technologische Sackgasse handelt. Die deutsche Autoindustrie muss das Thema Umwelt endlich ernster nehmen und sollte nicht darauf setzen, sich schon wieder mit irgendwelchen Tricks durchzumogeln.