31.12.2016
Die Rheinpfalz

Schock auf Schock

Die Schließung des Evangelischen Krankenhauses war das alles beherrschende Thema in diesem Jahr. 94 Prozent der Teilnehmer an der Leserwahl kreuzten das auf ihrem Stimmzettel an. Gleich dahinter kommt mit 70 Prozent der drohende Stellenabbau beim Kranbauer Terex.
Von Marco Hey

Die harten wirtschaftlichen Treffer, die die Stadt 2016 einstecken musste, bestimmten die Wahl des Jahresthemas. Der Wahlausgang zeigt auch, was jeder in der Stadt wusste: Das Evangelische Krankenhaus war mehr als ein Betrieb, der einfach nur für Arbeitsplätze sorgte, sondern eine Einrichtung, zu der viele eine emotionale Bindung hatten.

Nicht zuletzt, weil sie dort auf die Welt gekommen sind. Beim Kranbauer Terex platzte die Bombe im November. 500 Arbeitsplätze sind bedroht – und auch hier dürfte die Stadt ähnlich hilflos sein wie beim Evangelischen.So eindeutig war in den vergangenen Jahren kein Thema des Jahres gewählt worden: Auf lediglich sieben von 125 Stimmzetteln wurde das Evangelische Krankenhaus nicht genannt. Das zeigt, wie sehr das Schicksal des Hauses die Zweibrücker Region bewegte. Einige Teilnehmer nutzten den Platz auf den Stimmzetteln, um ihrem Unmut über Dekan Peter Butz und Oberbürgermeister Kurt Pirmann Luft zu verschaffen, die dem Verwaltungsrat des Krankenhausträgers, dem Landesverein für Innere Mission, angehören und sich bei der Abstimmung zur Schließung des Hauses enthalten haben. Butz legte später sein Mandat nieder.

Gerade als der Schock über das Krankenhaus etwas am Abklingen war, trudelte die nächste Hiobsbotschaft ein. Kranbauer Terex, einer der wichtigsten Arbeitgeber der Stadt und des Umlandes, will im nächsten Jahr bis zu 500 Arbeitsplätze streichen. Beschlossen ist bereits, das Werk im benachbarten Bierbach zu schließen. Für die Region ist das ein wirtschaftliches Desaster, denn an Terex hängen etliche Zulieferer. Auch die Angestellten des Kranbauers stürzt die Ankündigung des Managements in Zukunftsängste. Genau wie beim Evangelischen Krankenhaus gibt es auch bei Terex Familien, in denen beide Elternteile beim gleichen Arbeitgeber beschäftigt sind. Rund 2,3 Millionen Euro. So viel zahlte das Land für 42 Doppelhäuschen aus Beton. Sie waren für die Flüchtlinge gedacht, die bis etwa zur Jahreshälfte im ehemaligen Terminal auf dem Flugplatz untergebracht waren. Als sich abzeichnete, dass immer weniger kommen und Einrichtungen zusammengelegt wurden, stoppte das Land nicht etwa den Bau, sondern ließ alles fertigstellen. Für ein paar Tage wohnten ein paar Flüchtlinge in den Einfachsthäuschen, danach waren sie unbewohnt – und sind es immer noch. Trotzdem kosten sie den Steuerzahler weiter Geld, unter anderem, weil die leeren Häuser bewacht werden müssen. Das beschäftigte viele Teilnehmer unserer Aktion.

Nicht nur beschäftigt, sondern richtig geärgert hat viele Bürger die Gebührenerhöhung der Sparkasse Südwestpfalz. Für Dienste, die vorher kostenlos waren, wie etwa Überweisungen ausführen, Daueraufträge einrichten und so weiter, verlangt das Geldhaus seit Juni Gebühren. Und erhöhte zudem noch die Grundgebühr für das Girokonto. Da fragten sich viele Kunden, für was sie die eigentlich zahlen, wenn jeder Handgriff – auch die selbst ausgeführten am Terminal – extra kostet. Sparkassenchef Rolf E. Klein ging danach auf Tauchstation. Kritische Nachfragen der RHEINPFALZ wollte er nicht beantworten und schickte Sprecherin Iris Steuer vor.

Die Teilnehmer unserer Aktion konnten auch selbst Themen nennen, die sie 2016 bewegten und die 2017 in Angriff genommen werden sollten. Am häufigsten wurde der Zustand der städtischen Straßen genannt, die nach Meinung der Bürger saniert werden müssen. Im gleichen Atemzug wurden auch die vielen Baustellen genannt, die ebenfalls verärgerten. Das eine ist jedoch ohne das andere nicht zu machen.

Wie jedes Jahr wurde auch die S-Bahn-Verbindung nach Homburg häufig genannt, die nach dem rheinland-pfälzisch/saarländischen Ministertreffen in der vergangenen Woche einen Schritt weiter gekommen ist (wir berichteten). Ein Teilnehmer stellte die Frage, wie es mit der Weißen Kaserne, dem Hilgardhaus und dem Industriegebiet Steitzhof weitergeht, andere kritisierten das Abfallkonzept, das der Umweltbetrieb 2018 einführen will, als ungerecht. Für Unmut sorgt die Zwangs-Biotonne.

Weiter wurden unter anderem folgende Themen genannt: zu viele Lastwagen in der Contwiger Ortsdurchfahrt, ein Kindergarten zwischen Festhalle und Gestüt, kein Kindergarten zwischen Festhalle und Gestüt und vor allem: Arbeitsplätze in Zweibrücken sichern.